Philippinen
© AFP 2017/ Ted Aljibe
Die USA planen auf den Philippinen einen Militäreinsatz gegen islamistische Kämpfer, die von der Terrororganisation "Islamischer Staat" kontrolliert werden. Dabei will die US-Luftwaffe Drohnen einsetzen.

Wie die Jahre davor versorgt Washington auch dieses Jahr Manila mit Geheimdienstinformationen. Gemäß den geltenden zwischenstaatlichen Abkommen gibt es auf den Inseln eine kleine Anzahl von US-Soldaten, die den lokalen Behörden im Kampf gegen Kämpfer helfen.

Zuvor versorgten die USA die Philippinen als Unterstützung im Anti-Terror-Kampf mit 992 Raketen und zwei Flugzeugen Cessna 208B, die mit den Überwachungsgeräten ausgestattet sind. Das Pentagon will den philippinischen Behörden mehrere Hundert Granatwerfer zur Verfügung stellen. Einen umfassenden Luftwaffeneinsatz planen die Amerikaner jedoch zum ersten Mal.

Im Mai hatte der philippinische Präsident Rodrigo Duterte das Kriegsrecht über die Region Mindanao im Süden des Landes nach Zusammenstößen der Armee mit islamistischen Kämpfern verhängt. Die Armee startete mit Panzern eine Bodenoperation. Bei den Kampffliegern kommen leichte Jagdbomber SF-260 aus italienischer Produktion zum Einsatz. Manila braucht Militärhilfen aus dem Ausland. Diese Hilfe soll jedoch den Bedrohungen und Umständen angemessen sein.

Der Drohnenkrieg auf amerikanische Art kann zu unvorhersehbaren Folgen führen, denn bei Drohnen-Schlägen kommen zehn Mal mehr Zivilisten als bei Angriffen mit bemannten Flugapparaten ums Leben.

Größeres Übel

Aus taktischer Sicht ist das riesige Territorium des Inselstaates (7000 Inseln - etwa 300 000 Quadratkilometer) aus der Luft leichter zu kontrollieren. Jedoch können die US-Kampfdrohnen nicht immer Kämpfer von Zivilisten unterscheiden. Das Sichtfeld der optoelektronischen Systeme kann bislang keine genaue Identifizierung von Objekten gewährleisten. Es bleiben Angriffsrisiken für die Zivilbevölkerung, Autos oder Wohnhäuser, die für feindliche Objekte gehalten werden.

Unter Berücksichtigung der hohen Bevölkerungsdichte (auf den Philippinen leben mehr als 100 Millionen Menschen), der vielen Geiselnahmen sowie der tropischen Regenwälder als Versteck der Terroristen können unvermeidliche und zahlreiche Opfer unter unbeteiligten Philippinern vorausgesagt werden.

Das wichtigste Kampfmittel der US-Drohnen sind die Lenkraketen AGM-114 Hellfire, die mit den Hohlladungs- oder Splittersprengladungs-Gefechtsköpfen bestückt sind. Ein Schlag mit einer acht Kilogramm schweren Landmine kann äußerst zerstörend sein und zu zufälligen Opfern führen.

Die unvollkommene Technologie des Einsatzes von Kampfdrohnen, die bei den Tragödien in Somalia, Libyen und Jemen bereits offensichtlich wurde, liegt auf der Hand.

Die unbemannte Konzeption einer Kampfführung erfordert eine ernsthafte Nachbesserung, und mit der Terrorgefahr auf den Philippinen können neue Methoden nun in der Praxis getestet werden.

Die US-Hilfen für Manila können sich als das größere Übel als die islamistischen Kämpfer erweisen. Allein im vorigen Jahr warfen die USA mehr als 26.000 Bomben in sieben Ländern ab. Informationen über Tausende Luftschläge in Afghanistan, dem Irak, Syrien und mehreren afrikanischen Ländern sind bis heute unzugänglich oder nicht berücksichtigt. Die US-Luftwaffe begeht nicht selten tragische Fehler, indem sie auf ihre traditionelle Taktik zurückgreift. Die Verantwortung der Drohnenpiloten ist noch mehr unklar.

Kollateralschaden

Die Amerikaner setzten Drohnen erstmals nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 bei Operationen gegen die afghanische Taliban ein. Das Pentagon sammelte in den vergangenen fünfzehn Jahren viel Erfahrung im Anti-Terror-Kampf, erweiterte die Einsatzgebiete für Drohnen und hochpräzise Waffen, die angeblich extremistische Kämpfer mit einem minimalen Schaden für die Zivilbevölkerung hochpräzise vernichten ohne das Leben von Piloten zu riskieren.

Und doch zeigen die ausgewerteten Ergebnisse eine unzureichende Effektivität der Drohnen. Zum Beispiel trifft MQ-1 Predator durchschnittlich 17 Ziele von 100. Wobei auf zehn getroffene Ziele (Kämpfer) etwa 700 getötete Zivilisten entfallen.

Die Statistiken in Pakistan zeigen: In den vergangenen Jahren wurden mehr als 3000 Zivilisten durch US-Drohnen getötet, Hunderte Menschen wurden dabei verletzt. Die Drohneneinsätze in Pakistan sind nach ihrem Wirkungsgrad mit Terroranschlägen vergleichbar. Nicht selten wurden die Luftschläge als "Prävention" oder "Terrorverdacht" und nicht als Vergeltung für den Terror versetzt.

Die afghanische Chronik des Drohnenkriegs: Von den 200 durch amerikanische Luftschläge getöteten Menschen von Januar 2012 bis Februar 2013 waren nur 35 Menschen Ziele der Operation, alle anderen waren Zufallsopfer. Wie kann das möglich sein?

Der frühere US-Drohnenpilot Brandon Bryant bezeugt: Wegen fehlender Informationen wussten die Drohnenpiloten nicht, was für Ziele sie vernichteten. Mangelhaft ist nicht nur die Konzeption des Kampfeinsatzes, sondern auch das System des Reagierens auf ein Problem. Zivile Opfer werden von der US-Regierung bewusst in Kauf genommen, gleichzeitig wird nicht die wahre Zahl der durch Kampfdrohnen getöteten Zivilisten genannt.

Nicht ohne Grund will die russische Staatsduma "die Flüge der US-Luftwaffe" auf der UN-Plattform genauer untersuchen. Die sorglose Drohnenfliegerei Washingtons im Anti-Terror-Kampf ist für viele Völker viel gefährlicher als der Terrorismus selbst.