In Berlin feiern Tausende Menschen größtenteils ohne Rücksicht auf geltende Abstandsregeln eine Protest-Party auf dem Wasser. Das Spektakel endet auch noch lautstark vor einem Unfallkrankenhaus. Die Gesundheitssenatorin ist "entsetzt", der Veranstalter entschuldigt sich.
boot party berlin
© Vincent Bruckmann (dpa)
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci zeigt sich schockiert über die Partyansammlungen in der Hauptstadt am zurückliegenden Wochenende. Sie sei "entsetzt", erklärte Kalayci. "Ich habe es am Anfang der Pandemie gesagt und sage es heute: Es ist nicht die Zeit für Partys."

Die Gesundheitssenatorin erinnerte daran, dass die Berliner Partyszene und Klubs zu Beginn der Pandemie Hotspots für Infektionen waren. Sie habe Verständnis für die schwierige wirtschaftliche Lage der Klubs, erklärte Kalayci. "Aber das, was am Wochenende auf dem Landwehrkanal passierte, ist in Pandemiezeiten grob fahrlässig." Die SPD-Politikerin mahnte, das Virus sei "nach wie vor da und eine Gefahr für die Gesundheit aller Menschen".

Grünen-Fraktionschefin Silke Gebel sagte dem Tagesspiegel: "Ein Rave vor einem Krankenhaus ist mindestens schlechter Stil". Sie verstehe die Sorgen und Nöte der Clubs. "Dennoch sendet so eine Party das falsche Signal: nämlich, dass Corona vorbei ist."

Die Versammlung "Für die Kultur - Alle in einem Boot" hatte von der Spree über den Landwehrkanal nach Kreuzberg geführt, wo sie ausgerechnet vor dem Notfallkrankenhaus Vivantes lautstark zu Ende ging. Zwischenzeitlich seien rund 300 bis 400 Boote zusammengekommen, wie die Polizei berichtete. Die Polizei sei mit rund 100 Kräften im Einsatz gewesen. Rund 3000 Menschen hätten sich auf dem Wasser und an Land aufgehalten, berichtet der Berliner Tagesspiegel.


Kommentar: Und in dem Krankenhaus sind wahrscheinlich keine Patienten...


"Möchten uns ganz deutlich entschuldigen"

Der Veranstalter habe die Versammlung "aufgrund der nicht eingehaltenen Abstände zueinander und von Beschwerden über zu laute Musik" nach einem Gespräch mit der Polizei am frühen Abend beendet, hieß es im Polizeibericht. Nach Angaben der Berliner Clubcommission handelte es sich um eine Initiative von einzelnen Akteuren aus der Clubszene.

Die Organisatoren räumten inzwischen eigene Fehler ein: "Wofür wir uns ganz deutlich entschuldigen möchten, ist der mehr als schlecht gewählte und symbolisch völlig unangemessene Demoendpunkt vor einem Krankenhaus. Das hätten wir und die anderen beteiligten Akteure besser machen müssen. Dies tut uns leid und dafür möchten wir uns aufrichtig entschuldigen", heißt es auf der Facebook-Seite der Initiatoren, Rebellion der Träumer.

Die Veranstalter betonten aber auch, sie hätten auf "diversen Wegen unser Bestes gegeben, die Demo so sicher wie unter den Umständen möglich zu gestalten". So habe man "wiederholt und deutlich auf die Abstandsregeln hingewiesen" und dazu aufgefordert, Gesichtsmasken zu tragen. "Dennoch hat unsere Kommunikation nicht alle Teilnehmenden erreicht - hier wäre in Anbetracht der Menschenmenge ein umfassenderes Sicherheitskonzept, auch in Zusammenarbeit mit den Behörden, wichtig gewesen", heißt es weiter. Vom Zulauf sei man überrascht worden.

ntv.de, ter/dpa