In der Corona-Krise ist er einer der zentralen Akteure in Berlin: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Nun wurde er selbst positiv auf das Covid-19 getestet. Was bedeutet das jetzt für die anderen Mitglieder des Kabinetts? Die wichtigsten Fragen und Antworten hier im Überblick.

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© Twitter/@_Straeuble
Wo hat Gesundheitsminister Jens Spahn sich infiziert?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), eine Schlüsselfigur im Kampf gegen die Corona-Pandemie in Deutschland, hat sich mit dem Virus angesteckt. Er sei am Mittwochnachmittag positiv auf das Virus getestet worden, teilte sein Ministerium in Berlin mit. Spahn habe sich umgehend in häusliche Isolierung begeben, hieß es in der Mitteilung. "Bislang haben sich bei ihm nur Erkältungssymptome entwickelt. Alle Kontaktpersonen werden aktuell informiert." Ungeklärt ist bislang, wo genau sich der Minister infiziert hat.

Brisant: Spahn saß am Morgen vor dem positiven Testergebnis noch mit dem Kabinett zusammen. Die anwesenden Minister und Ministerinnen müssen sich jedoch nicht isolieren. Die drängendsten Fragen zum Corona-Fall Spahn.

Corona-Fall Spahn: Warum muss das Kabinett nicht in Quarantäne?

Das Bundeskabinett muss nicht gesammelt in Quarantäne, obwohl der mit dem Coronavirus infizierte Spahn an dessen Sitzung am Mittwoch teilgenommen hat. Ein Regierungssprecher teilte in Berlin auf Anfrage mit, das Kabinett tage unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln, die darauf abzielten, dass auch im Falle der Teilnahme einer Person, die später coronapositiv getestet werde, eine Quarantäne anderer oder gar aller Teilnehmer nicht erforderlich wäre.

Heutige Kabinettssitzung: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Franziska Giffey (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Giffey unterzog sich noch am Mittwoch einem Schnelltest. Der fiel negativ aus, wie eine Sprecherin am Abend mitteilt. Ein weiterer Test sei geplant.

Auch Melanie Brinkmann vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung aus Braunschweig rät dazu, nicht in Panik zu verfallen: "Wenn sich alle vorbildlich verhalten haben - Maske, Abstand, Frischluftzufuhr, ist das Risiko für eine Infektion minimiert." Was aber sonst noch vor und nach der Kabinettssitzung passiert sei, wüssten natürlich nur die Teilnehmer, so die Virologin gegenüber FOCUS Online.

Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält eine Quarantäne für die übrigen Kabinettsmitglieder nicht für erforderlich. "Die strengen Schutzvorkehrungen werden ja gewahrt. Und: Die Leute sind systemrelevant. Die Minister müssen mit Maske weiter arbeiten", sagte Lauterbach der Rheinischen Post (Donnerstag).

Welche Regeln gelten bei Kabinettssitzungen?

Wie streng die Sicherheitsvorkehrungen bei den Kabinettssitzungen tatsächlich sind, ist unklar. Aus Fotos und Bewegtbildaufnahmen dieser und vergangener Sitzungen geht deutlich hervor, dass die Kabinettsmitglieder nicht zu jedem Zeitpunkt eine Schutzmaske tragen. Zusätzlich installierte Trennscheiben zwischen den Plätzen sind nicht vorhanden, dafür werden Plätze zwischen den Anwesenden freigelassen, um für mehr Abstand zu sorgen. Ob es so etwas wie eine maximal zulässige Anzahl von Personen im Raum gibt, ist ebenso unklar.

Welche Termine hatte Spahn sonst noch?

Am Montagabend war Spahn bei einem Krebs-Symposium der Bild-Zeitung zu Gast. Dort diskutierte er vor allem digital mit verschiedenen Krebs-Experten, ein Bild zeigt Spahn mit Mund-Nasen-Schutz, aber auch in einer Runde mit vier Organisatoren des Symposiums. Ein anderes Bild zeigt ihn bei einer Ansprache ohne Maske. Wieviele Menschen bei dem Symposium persönlich anwesend waren und wie nah sie dem Gesundheitsminister kamen, ist nicht klar.


Kommentar: Da hat das Gesundheitsamt jetzt viel zu tun, jeden Kontakt zu überprüfen.


Am Dienstagvormittag hatte Spahn ein Interview mit Nutzern der Plattform "Jodel" geführt. Deren Pressesprecher Valentin Oswald hatte Spahn dazu im Ministerium getroffen. "Es lief alles streng nach Corona-Regeln ab", sagte er zu FOCUS Online. "Wir haben immer mindestens 1,5 Meter Abstand gehalten. Wir haben uns nicht die Hand gegeben und ich trug die ganze Zeit eine Maske." Spahn habe seine Maske nur während des rund einstündigen Interviews abgenommen. Er selbst werde sich nun auch in Quarantäne begeben, sagte Oswald.


Kommentar: Also hat er nicht, wie er aussagte, die ganze Zeit eine Maske getragen.


Zuvor war Spahn zu Gast im "Morgenmagazin" des ZDF - allerdings nur per Live-Schalte. Vom Montag und dem Wochenende waren zunächst keine Termine des Ministers bekannt. Am Freitag war Spahn gemeinsam mit Familienministerin Franziska Giffey (SPD) in der Bundespressekonferenz zu Gast. Am Donnerstag war er zu Gast im ARD-"Morgenmagazin". Tags zuvor ließ sich Spahn gegen die Grippe impfen und gab danach ebenfalls eine Pressekonferenz. Dort war unter anderem auch Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts zugegen.

AP Wie geht es Spahn am Tag nach der Diagnose?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht es nach Angaben eines Sprechers des Gesundheitsministeriums "den Umständen entsprechend gut". "Er hat weiterhin kein Fieber, zeigt aber Erkältungssymptome", teilte der Sprecher am Donnerstag mit.

Nach Informationen von FOCUS Online arbeitet Spahn von zu Hause aus. Für den Fall, dass er tatsächlich physisch erscheinen müsste - zum Beispiel im Bundestag -, wäre nach der Arbeitsordnung der Bundesregierung Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sein Stellvertreter. Im Kabinett wird Spahn von den Staatssekretären vertreten.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Gesundheitsminister bleibt zunächst in häuslicher Quarantäne. Sein engstes Umfeld aus dem Ministerium lasse nun Schnelltests machen, zitiert die Bild-Zeitung einen Sprecher Spahns. Alle würden sich direkt ins Homeoffice begeben. "Mir ist es nun zuerst einmal wichtig, dass alle Kontaktpersonen rasch informiert werden und dass alle gesund bleiben", sagte Spahn selbst zur Bild-Zeitung.

Werden Mitglieder der Bundesregierung regelmäßig auf das Coronavirus getestet?

Nein, Kabinettsmitglieder werden derzeit nicht regelmäßig auf das Virus getestet. Spahn wurde aufgrund von Symptomen getestet. SPD-Politiker Lauterbach forderte nun gegenüber der Rheinischen Post mehr regelmäßige Tests bei allen Mitgliedern der Bundesregierung. "Es ist an der Zeit, dass die Kabinettsmitglieder regelmäßig auf Corona getestet werden", sagte Lauterbach. Regelmäßig bedeute eine Testung möglichst alle zwei bis drei Tage.

Welche Minister mussten bereits in Quarantäne?

Mit Spahn ist erstmals ein Minister aus dem Kabinett von Angela Merkel (CDU) an Covid-19 erkrankt. Bereits am Montag hatte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) wegen einer Warnung seiner Corona-App in Quarantäne begeben. Ende September isolierten sich auch Außenminister Heiko Maas (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) vorübergehend. Bei Maas hatte sich ein Personenschützer infiziert. Altmaier ging vorsorglich in Quarantäne, weil bei einem Treffen des EU-Handelsministerrats in Berlin ein Anwesender positiv getestet worden war.

Am Samstag verabschiedete sich zudem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in die Quarantäne. Einer seiner Personenschützer wurde zuvor positiv auf Corona getestet. Zwei Tests bei Steinmeier fielen seitdem negativ aus.