Mikrochips, Implantate, Chip-Implantate
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Chip-Implantate zur Total-Überwachung galten bis vor einigen Jahren noch als Inkarnation des Horror-SciFi-Romans 1984 von George Orwell. Laut Umfragen aus 2014 waren die elektronischen Module, die unter die Haut gepflanzt werden, überhaupt nur 42 % der interviewten Teilnehmer bekannt. Über 80 % lehnten die Implantate auf Nachfrage ab.

Einer Erhebung von Bitkom zufolge wussten 2019 schon fast 70 % der Deutschen, was die Mini-Chips so alles können. Trotzdem war die Zustimmung auf ein Drittel der Befragten angewachsen. Überraschend dabei: Nicht die IT- und Internet-verliebte Jugend fand die elektronischen Stasi-Nachfolger toll. Nur 22 % der bis zu 29-Jährigen wären bereit, sich die Dinger verpassen zu lassen.

Aber 36 % der Menschen zwischen 50 und 64 Jahren befürworteten ihre persönliche Total-Überwachung. Im Alterssegment der Ü-65er waren es sogar 40 %.

Medizin-Patienten-Daten auf dem Chip?

Woher dieser Hang der Senioren zu der neuen Technik kommt, ist schnell ausgemacht. Die häufiger kranken Menschen plagen Ängste, ihnen könnte zu Hause etwas zustoßen und es käme nicht schnell genug Hilfe. Dann könnte ein Medizin-Chip automatisch die 112 rufen und die Paramedics können gleich die Anamnese abrufen.

Auch könnten Parameter wie Blutzucker, Blutdruck oder sogar Unregelmäßigkeiten im EKG sofort an den Hausarzt gesendet werden. Auf diese Weise könne man länger und selbstständiger leben, wird den älteren Mitbürgern eingeredet. Doch nicht nur in Deutschland sind die unheimlichen System-Techniker aktiv. Ein Haupt-Popagandist ist der Schwede Jowan Österlund vom Unternehmen Biohax.

Derweil hat in Schweden die Zukunft schon begonnen. Und das nicht nur in irgend welchen Geheim-Laboren, sondern in der schwedischen Realität.

Sie haben richtig gelesen: Dieses Mal sind es nicht die Amerikaner, die Science-Fiction wahr werden lassen, sondern die Schweden.

Denn die "Mail Online" weiß von einer Sensation aus Schweden zu berichten. Schon 5000 Chipler leben in dem skandinavischen Land. Selbstverständlich bringt diese Sensation so viele Vorteile für die Betroffenen dort, dass man hier ganz heiß darauf wird, diese Dinge hier auch zu bekommen.

Aber um welche Vorteile soll es denn hier gehen? Hier die Geschichte:

Swedish company implants microchips in its staff which lets them use the photocopier and pay in the canteen, weiß die "Mail Online" zu berichten.

Auf Deutsch:
"Eine schwedische Firma implantiert Mikrochips in die Angestellten, die die Verwendung von Fotokopierern erlauben und das Essen in der Kantine bezahlen."
Aha, sehr interessant. Heißt das, dass ich mit einem Chip im Körper lebenslang freies Essen in der Kantine habe, da ja nicht ich, sondern der Chip mein Essen bezahlt? Wenn das wahr ist, dann sollte man das mal den Medzis erzählen. Aber vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden...

Ich fände das Ganze auch nur komisch (und würde kaum darüber berichten), wenn ich nicht einige Tage, nachdem ich den Artikel der DailyMail sah, eine mir bekannte (freiberufliche) Hebamme getroffen hätte, die übrigens auch einem meiner Söhne auf die Welt geholfen hatte.

Natürlich kamen wir auf die Sache mit den Versicherungsprämien für Hebammen zu sprechen. Falls Sie von diesem Problem noch nichts gehört haben: Hintergrundwissen zur Versicherung für Hebammen. Das ist für die freien Hebammen eine schlichte Katastrophe. Und niemanden scheint es zu interessieren - wie so manches in der Medizin.

Im Gespräch äußerte ich meine Vermutung, dass die freien Hebammen von der Politik und der Ärzteschaft gar nicht mehr gewünscht seien und die Aufgaben der Hebammen wohl von den Ärzten in den Kliniken übernommen werden sollen. Die Sache mit den Versicherungen sei da nur die erste Spitze eines Eisbergs.

Daraufhin meinte "meine" Hebamme: "Klar. Das Ziel ist, dass alle Kinder gechipt werden sollen. Und das geht nur, wenn man die Kontrolle über die Geburten hat."

Was sich für manche wie eine krude Verschwörungstheorie anhört, ließ mich direkt aufhorchen. Vor allem, weil ich den Beitrag aus der DailyMail gelesen hatte...

Der "Vorteilswahn" der Implantate

Der Artikel fährt fort, dass eine Firma in Stockholm (Name der Firma wird verschwiegen, warum eigentlich?) jedem ihrer 700 Angestellten einen Mikrochip in den Handrücken hat einpflanzen lassen, mit dem sie per Handbewegung Türen öffnen, den Fotokopierer zum Kopieren bewegen und in der firmeneigenen Kantine das Essen bezahlen können. Damit hätte sich mein Traum, dass der Chip und nicht ich das Essen bezahlt, ausgeträumt. Der Chip erleichtert mir nur, mein Geld loszuwerden (als wenn ich gerade dafür eine elektronische Hilfe bräuchte!).

Aber wie macht er das, der Chip? Dieser gehört zu einem "Sender-Empfänger-System", das mit Radiowellen (RFID) arbeitet. Das Prinzip geht so (Wikipedia):
"Ein RFID-System besteht aus einem Transponder (umgangssprachlich auch Funketikett genannt), der sich am oder im Gegenstand bzw. Lebewesen befindet und einen kennzeichnenden Code enthält, sowie einem Lesegerät zum Auslesen dieser Kennung."
Diese Chips sind in etwa so groß wie ein Reiskorn und enthalten in unserem Fall persönliche Sicherheitsinformationen, die dann über kurze Distanz an bestimmte Empfänger (in der Tür, Kopierer, Kasse der Kantine) übermittelt werden.

Ähnliches, nur auf einer Chip-Karte, benutzt das Londoner Verkehrsnetz für das bargeldlose Benutzen von Bussen und Bahnen (Oyster-Card). Allerdings gehen hier keine Türen auf, wenn man mit der Karte winkt. Da es sich hier um eine Art Prepaid-Karte handelt, die man auflädt, wird beim Einsteigen in den Bus oder die Bahn der fällige Betrag elektronisch von der Karte abgezogen. Ähnlich geht es wohl auch an der Kasse unseres schwedischen Unternehmens zu, deren Mitarbeiter den Chip als Reiskorn im Handrücken tragen.

Danach kommen die Technik-Freaks zu Wort, die die Vorteile des Systems genauer erklären müssen. Denn die Türen kann ich zur Not auch noch alleine aufmachen. Und den Fotokopierer kann ich auch noch anschalten und bedienen. Oder wechselt der Chip auch das Papier und den Toner beim Kopierer, wenn die aufgebraucht sind?

Der Implanteur der schwedischen Chips in schwedische Handrücken, Hannes Sjoblad, weiß von den Vorteilen zu berichten (muss er ja auch). Denn er meint, dass es heute ein wenig umständlich sei, mit den immer notwendigen Codes und Passwörtern, sodass diese Methode nur eine Berührung mit der Hand erforderlich macht. Prost! Meine Tür geht auch ohne Passwort auf, aber auch nur, wenn ich ohne Implantat meine Hand benutze.

Und mein Fotokopierer braucht auch kein Passwort, sondern nur Strom. Das bargeldlose Bezahlen mag zwar unter Umständen recht angenehm sein. Aber sich deswegen ein Reiskorn in die Hand stanzen zu lassen?

Und als wenn er wüsste, dass diese Vorteile eigentlich gar keine sind, fügt er hinzu (übersetzt):
"Wir wollen in der Lage sein, diese Technologie zu verstehen bevor große Firmen und die Regierung auf uns zukommen und ein Chip-Implantat für jedermann fordern - den Finanzamt-Chip, Google-Chip oder Facebook-Chip."
Holla! Da werden uns Vorteile aufgetischt, die so langweilig und lahm sind, dass die damit verbundenen Nachteile schon wieder als Vorteile erscheinen. Denn in Wirklichkeit ist das wieder nur Zuckerguss über etwas, was, falls es durchgesetzt wird, niemandem besonders gut schmecken wird.

Ich hoffe innig, dass das Ziel der "Chiperei" nicht ist, dass wir alle besser kontrolliert werden können. Denn eines ist klar: Mit solchen Chips kann man mühelos auslesen, wer wann (und vielleicht auch warum) wo war.

Ein mögliches Szenario: An übermittelten physiologischen Daten könnte man zum Beispiel feststellen, wann man zuletzt Geschlechtsverkehr hatte. Und wenn die mit der Aktivität verbundene Lokalität nicht das eigene Zuhause ist, dann wird die/der Betroffene beziehungsweise Ertappte erpressbar. Hier hätten wir einen weiteren Wahnsinnsvorteil: Schutz gegen "Ehebruch".

Strategie: Die Wirtschaft macht den Vorreiter

Jowan Österlund hat Freiwillige des Reiseunternehmens TUI mit den Chips versorgt. Allerdings konnte er nur 115 von 500 der Angestellten von den Vorzügen überzeugen. Hatten da vielleicht einige Angst, irgendwann könne ihr Chef mithilfe der Eingangs-Kontrolle in einem Aufwasch die Krankengeschichte checken?

Von solchen Verschwörungstheorien will der schwedische Mr. Orwell nichts wissen. Es könne doch jeder entscheiden, welche Daten auf sein Reiskorn kommen, beruhigt der Daten-Krake. Und für die Datensicherheit hätte Bioax (Biohacks?) die hervorragendsten Hacker engagiert. Na, das ist doch aber beruhigend, wenn man das schon nötig hat! Dann sind Hacker-Angriffe auf Reiskorn-Zombies in Zukunft nur die Ausnahme.

Aber wir sind ja noch nicht ganz so weit. Denn momentan bemüht man sich noch, uns tolle Vorteile zu präsentieren, die aber eher ein saftiges Gähnen provozieren als Begeisterung. Und die Chips öffnen auch nur die Türen einiger schwedischer Firmen.

Wenn Türen von Zauberhand geöffnet werden können...

Daher bemüht man einen australischen Zeitgenossen, Mr. Slater, der auf das ganze Programm an Chip-Vorteilen abzufahren scheint - und uns auch dafür begeistern soll.

Denn auch er hat einen schwedischen Chip in seiner linken Hand, der ihm in einem Tätowier-Studio in Melbourne per Spritze implantiert worden war.

Und jetzt kann er mit seiner "Zauberhand" Türen öffnen (nur seine eigene Haustür allerdings), das Licht aufflammen lassen (Hui!) und seine persönlichen Informationen auf anderer Leute Handy abspeichern, ohne dass diese alles eintippen müssen. Das Handy muss allerdings NFC-fähig sein, sonst muss der unglückliche Besitzer doch wieder anfangen zu tippen.

Aber auch hier kann bei mir keine richtige Begeisterung aufkommen, denn Tür und Licht kann ich auch auf konventionelle Weise bedienen. Das mit der Übertragung von Informationen auf ein anderes Handy wäre vielleicht ein Argument. Nur wer überträgt seine Daten auf jedes Handy, das er sieht. Bestenfalls auf das neue Handy des Freundes etc. Dafür brauche ich mir kein Reiskorn anzuschaffen.

Und Datenübertragung auf anderer Leute Handy geht nicht nur von Reiskörnern, sondern auch von NFC-fähigen Handys zu anderen NFC-fähigen Handys. Aber auch unser australischer Reiskorn-Freund scheint sich nicht sicher zu sein, ob seine geschilderten Vorteile den Rest der Welt umhauen.

So sagt er, dass er sich den Chip hat einpflanzen lassen, nicht wegen der Türen, Lichter und der angeschlossenen Zündung seines Wagens, sondern weil er eine Diskussion entfachen will über dieses Thema. Letzteres scheint dann geklappt zu haben, denn ich bin ja gerade dabei.

Für viele wird aber auch die Diskussion endgültig ein Ende finden, wenn sie von Mr. Slater erfahren müssen, dass das Implantieren recht schmerzvoll gewesen war. Aber auch das hatte einen Vorteil: Der Schmerz war schnell vorbei - und es ist doch immer wieder enorm vorteilhaft, wenn der Schmerz schnell nachlässt.

Jenseits der Krümel-Vorteile von Implantaten

Implantate sind Kontrollate. Das ist eine "Wortschöpfung" meinerseits und bedeutet, dass durch das Implantat Kontrolle ausgeübt werden kann. Ich hatte es bereits angerissen, wie das bei einem noch nicht existierenden, ausgereiften System möglich sein kann.

Aber es ist auch denkbar, dass Implantate nicht nur Daten übermitteln. Vielmehr ist es denkbar, dass sie neben der Datenübertragung auch zum Beispiel Impfungen im Nanoformat (siehe auch Nanopartikel und Nanotechnologie: Wo stecken denn die Teilchen? oder Gefährden Nanopartikel unsere Gesundheit?) oder andere Substanzen enthalten, die das Gesundheitsministerium verordnet hat.

Solche Chips, wenn sie staatlich aufgezwungen werden, würden dann nicht nur ein elektronisches "Fahrtenbuch" für jeden Betroffenen sein, sondern dessen Freiheit, sich gegen Impfungen zu entscheiden, vollkommen ausradieren. Und Babys und Kleinkinder bräuchten nicht mehr zum Impfen zu gehen, da der implantierte Chip egal an welchem Ort zur rechten Zeit den vorprogrammierten Impfstoff freisetzen würden. Also wenn das kein Vorteil ist, oder?

Wenn dann noch die genetisch modifizierten Babys dazu kommen, dann wäre die Zukunft so gut wie perfekt. Aber noch scheinen wir weit davon entfernt zu sein. Ach wie schade...

Etwas näher an diese virtuelle Wirklichkeit in der Medizin bringt uns ein gewisser Prof. Warwick von der Reading Universität. Der hatte sich 1999 einen Chip in den eigenen Arm eingepflanzt, genauer gesagt diesen Chip an Nervenstränge in seinem Arm angeschlossen. Über diesen und der elektronischen Übertragungstechnik war er dann in der Lage, mit Hilfe seiner Gedanken einen Roboterarm zu bewegen. Hier winkt natürlich der Vorteil für Leute, die gelähmt sind oder ihre Arme verloren haben.

Wo Implantate zu teuer sind, tun´s auch Nanokristalle

In der sogenannten "Dritten Welt" kann man sich solchen Luxus nicht leisten. Doch zumindest begrenzte Informationen lassen sich auch kostengünstig unter der Haut speichern. Wissenschaftler vom MIT fanden für solche Methoden ein ideales Betätigungsfeld in armen Ländern. Dort stehen Ärzte manchmal vor dem Problem, welcher Patient schon geimpft oder wann die letzte Injektion erfolgt ist. Krankenakten und Datensicherung auf PCs sind in diesen Ländern ein strukturelles Problem.

So erfanden die Forscher ein System, bei dem Nanokristalle oder sogenannte "Quantenpunkte" unter die Haut verpflanzt werden. Die Partikel emittieren Infrarotlicht, das ein Smartphone registrieren kann, bei dem die Infrarotfilter entfernt wurden. In dem Muster der Punkte sind Informationen codiert, sodass der Arzt erkennt, wann die nächste Impfdosis fällig ist. Sogar die Chargennummer des Serums lässt sich so unter der Haut verstecken.

Die Quantenpunkte auf Kupferbasis in der Größe von 4 Nanometern werden in Mikrokugeln verpackt, die 20 Nanometer im Durchmesser betragen. Die Kügelchen bestehen aus einem angeblich biokompatiblen Polymer, wozu allerdings erst Verträglichkeitsstudien durchgeführt werden müssen.

Der letzte Schrei ist die Verabreichung durch Mikronadeln, die in einem Pflaster stecken. Die Nädelchen lösen sich nach einiger Zeit auf und geben ihren Dateninhalt frei. Ein Problem sehen allerdings auch die Wissenschaftler: Die Nanopartikel halten nur schlappe 5 Jahre.

Fazit

Ich bin ein Metümisa (Abkürzung für: meine Türen mach ich selber auf). Ich brauche keinen Chip dazu, auch nicht für den Fotokopierer, das Licht, die Autozündung oder die Übertragung meiner Telefonnummer auf das Handy anderer.

Solche Artikel über die faulen Vorteile von Chips im Körper sind die frühe zuckersüße Vorbereitung auf Dinge, die uns in der Folge überhaupt nicht schmecken werden. Aber es ist gut zu wissen, dass solche Dinge in der Planung sind. Dinge von denen George Orwell selbst in 1984 noch nicht einmal zu träumen wagte...

Jetzt gibt es sogar schon einen injizierbaren Biochip für den SARS-CoV-2-Nachweis, der kurz vor der Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde (FDA) steht. Das Unternehmen Profusa hat dafür von der US-amerikanischen Agentur für fortgeschrittene Verteidigungsforschungsprojekte (DARPA) Anfang August 2019 zusätzliche Mittel erhalten.

Es sollte ein Früherkennungssystems zur Erkennung von Krankheitsausbrüchen, biologischen Angriffen und Pandemien entwickeln. Profusa hofft, bis Anfang 2021 die Zulassung der FDA zu erhalten. Mit Hilfe dieses Chips könnten Menschen mit grippeähnlichen Infektionen einschließlich SARS-CoV-2 in der Bevölkerung erkannt werden, bevor sie symptomatisch werden.

Als solche sollen die Biosensoren Teil zukünftiger Pandemiedetektionssysteme werden. (PR Newswire August 8, 2019; Defense One March 3, 2020)

Dieser Beitrag wurde im Februar 2015 erstellt und letztmalig im November 2020 aktualisiert.