Der russische Gaskonzern Gazprom hat am Dienstag seine Gaslieferungen in die Niederlande eingestellt und angekündigt, ab Mittwoch auch die Lieferungen an Dänemark zu stoppen. Zuvor hatten sich die Gasimporteure beider Länder geweigert, die Lieferungen in Rubel zu bezahlen.
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Der russische Energieriese Gazprom hat nach eigenen Angaben die Gaslieferungen an die Niederlande eingestellt. Das Unternehmen erklärte am Dienstag:
"Gazprom hat die Gaslieferungen an das Unternehmen GasTerra B.V. (Niederlande) eingestellt, weil diese nicht in Rubel bezahlt wurden."
Gazprom berief sich in seiner Entscheidung auf das Dekret von Präsident Wladimir Putin, wonach alle Käufer russischen Gases aus dem sogenannten unfreundlichen Ausland, wozu aus Sicht Moskaus die EU-Länder zählen, ihre Zahlungen ab April auf Rubel umstellen müssen. Über diese Umstellung seien die Geschäftspartner rechtzeitig informiert worden. Bis Montagabend habe Gazprom Export von seinem niederländischen Partner, der GasTerra B.V., aber keine Rubelzahlungen erhalten, so die Erklärung.

2021 hatte Russland 6,67 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Niederlande exportiert. Das entspricht rund 16 Prozent des Verbrauchs dort. GasTerra sah nach eigenen Angaben den jetzigen Lieferstopp voraus und bezog die fehlende Gasmenge schon aus anderen Quellen.

Ebenso teilte das russische Unternehmen mit, den dänischen Versorger Ørsted sowie Shell Energy Europe von diesem Mittwoch an nicht mehr mit Gas zu beliefern. Ørsted und Shell hätten Gazprom Export darüber informiert, die Rechnungen nicht - wie von Moskau gefordert - in Rubel zu bezahlen, teilte Gazprom mit. Weil für den Monat April kein Geld geflossen sei, würden nun die Lieferungen eingestellt. Ørsted bestätigte, dass Gazprom den dänischen Konzern darüber informiert hatte, die Gaslieferungen am Mittwochmorgen um 6.00 Uhr einzustellen.

Mit Versorgungsengpässen wird in Dänemark nicht gerechnet. Nach Angaben von Ørsted kann Russland die Gaslieferung nach Dänemark nicht direkt abschneiden, weil es keine Gas-Pipeline gibt, die direkt von der Energiegroßmacht ins Land führt. Es sei Dänemark deshalb weiterhin möglich, Gas zu beziehen. Dies müsse jedoch dann in größerem Maßstab auf dem europäischen Gasmarkt erworben werden. Auch in den Niederlanden und Deutschland werden derzeit keine Versorgungsengpässe befürchtet. Die deutschen Energieversorger beziehen nach wie vor Gas aus Russland.

Wie die Bundesnetzagentur berichtete, sind die Gasspeicher in Deutschland mittlerweile zu 48,4 Prozent gefüllt. Nach Angaben der europäischen Speicherbetreiber im Internet wird seit dem 5. April mehr Erdgas eingespeichert als entnommen. Auch der bis vor Kurzem fast vollständig entleerte größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden wird langsam wieder befüllt.

Am Sonntag war er zu knapp 2,2 Prozent gefüllt. Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hatte am Sonntag im Deutschlandfunk gesagt, dass der Speicher in Rehden schneller als bisher befüllt werden soll. Vor den Niederlanden und Dänemark hatte Gazprom die Lieferungen an Polen, Bulgarien und Finnland eingestellt, weil diese Länder sich ebenfalls geweigert hatten, auf das neue Zahlungsschema umzusteigen.