Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder soll persönlich gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin seine Besorgnis über die sich entwickelnde Energiekrise in Europa zum Ausdruck gebracht haben. Dies berichtete der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow. Wörtlich hieß es:
"Natürlich ist der ehemalige Bundeskanzler - wie wahrscheinlich alle denkenden und wissenden Menschen und Experten in Europa - sehr, sehr besorgt über die Realität und über die Energiekrise, die in Europa entbrennt."Peskow wies darauf hin, dass Schröder sich besorgt über die "alles andere als rosigen Aussichten" im Energiesektor geäußert habe. Er habe Putin daher gebeten, ihm die Sicht der russischen Seite auf die Situation zu erläutern. Gleichzeitig habe der Altkanzler die Frage gestellt, ob sich Nord Stream 2 in einer Krisensituation "rein hypothetisch gesprochen" überhaupt aktivieren ließe. Darüber hinaus betonte Peskow:
"Und Putin war nicht der Initiator dabei, Putin hat das nicht vorgeschlagen. Aber Putin hat gesagt, dass es technologisch möglich ist, es ist viel Arbeit geleistet worden. Und dieses Projekt, ein komplexer Mechanismus, ist einsatzbereit."Der Sprecher des russischen Präsidenten betonte, dass dem Kreml eine Aufnahme des Gesprächs zwischen Putin und Schröder vorliege - für den Fall, dass "jemand beschließt, mit dem Inhalt herumzuspielen." Schröder hatte letzte Woche Russland besucht. Zunächst erklärte er gegenüber Reportern, er sei im Urlaub, doch seine Frau gab in einem Interview mit dem Spiegel bekannt, der einstige Politiker führe Gespräche über Energiepolitik.
Nach seiner Reise erklärte der ehemalige Bundeskanzler in einem Interview mit Stern und n-tv, dass der Start von Nord Stream 2 die "einfachste Lösung" für die derzeitige Situation sei. Er wies darauf hin, wenn es wirklich schwer werde, stünden beide Nord-Stream-Pipelines zur Verfügung. Der Altkanzler zeigte sich zudem davon überzeugt, dass man bei der Lösung des Konflikts in der Ukraine ohne Verhandlungen nicht auskommen werde. Ein Ende Juli geschlossenes Abkommen über die Ausfuhr von Getreide aus den ukrainischen Häfen könnte dabei zu einem Waffenstillstand führen.
Kommentar: Die Frage ist, ob Schröder - trotz seines positiven Engagements - etwas bewirken kann, denn die deutsche Regierung folgt lieber den Ansagen aus den USA.