In Nürnberg rufen Vertreter von "Letzte Generation" zu Straftaten auf. Für neue Teilnehmer arbeiten Protagonisten mit Panik, um schlechtes Gewissen zu erzeugen und auf Trainingscamps zu verweisen, denn ab 10. Oktober sollen in Berlin wieder Straßen blockiert werden. Ein Bericht vom Innenleben der "Letzten Generation".
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© IMAGO / aal.photo
Aus Klischees ohne Erfahrungswerte entwickeln sich Vorurteile. Wir alle haben Vorurteile, aber es ist durchaus möglich, diese klein zu halten. Als ich das Schild in Nürnberg sah, worauf die "Letzte Generation" zu einem Vortrag ganz bei mir in der Nähe einlud, überlegte ich nicht lange und entschied mich zu einem Besuch.

Die "Letzte Generation" ist ein linksextremes Aktionsbündnis, die viele Autofahrer mittlerweile zu Genüge kennen. Die Akteure kleben sich auf Straßen und behindern so den Verkehr. Dies evoziert nicht nur einen massenhaften Verdruss bei Pendlern, sondern bedroht auch Menschenleben - was bewusst in Kauf genommen wird. Prägnantestes Beispiel war ein Krankenwagen mit einem Schlaganfallpatienten, der in einem dieser Staus stecken geblieben ist.


Kommentar: Oder sie kleben sich neuerdings an kunsthistorische Gemälde:

Attacke in Gemäldegalerie! Klima-Kleber pappen jetzt an Kunst fest


"Entweder wir leben, oder wir werden vernichtet werden"

Nun hatten sich die die Mehrheit terrorisierenden Aktivisten einen ungünstigen Tag ausgesucht, denn es regnete in Strömen. Problem hierbei: Der Vortrag sollte im Biergarten des Z-Baus in Nürnberg stattfinden, ein alternatives Zentrum, das wohl jede größere Stadt ihr eigen nennt.

Veranstalter und einige Teilnehmer schauten sich und abwechselnd den Regenschauer ratlos an. Wo solle man nun den Vortrag halten? Nach 20 Minuten hin und her war alles klar, das Zentrum öffnete seine Tore zu einem Konferenzraum. Mit der Dozentin und mir waren genau zehn Teilnehmer fast aller Altersklassen vertreten. Vom Vater mit seinen etwa 15- bis 16-jährigen Kindern bis hin zur 50-jährigen Frau sowie dem Typ ewiger Student: Beinahe jede Generation wurde vertreten. Schade, dachte ich mir, dass sie die "letzte" sein würde. Etwas später betreten weitere Personen mit Maske den Raum. Zwar waren Maskenträger nicht in der Mehrzahl, aber durchaus breiter vertreten als im Supermarkt. Dazu später mehr.

Die Dozentin der Veranstaltung ist Maja Winkelmann und keine Unbekannte. Mediale Aufmerksamkeit erlangten sie und andere, als sie die Rohöl-Pipeline Rostock-Schwedt blockierten. Ihr Vortrag in Nürnberg an diesem Tag war an Dystopien und Untergangsmythen kaum zu überbieten.

Winkelmann studierte zunächst, musste ihr Studium aber beenden, um in den Widerstand zu gehen. Es gehe "um die Vernichtung der Welt" und "der Menschen". Die Angst Winkelmanns, aber auch von einigen Teilnehmern, war mit Händen greifbar. "Entweder wir leben oder wir werden vernichtet werden", so die Klimaaktivistin.


Kommentar: Das hört sich nach ziemlich schizoiden Gedankengängen an.


"Wenn wir nichts tun, dann droht der soziale Kollaps!"

Souverän und ganz offenkundig geschult, spulte Winkelmann den Panikvortrag flüssig herunter. So einstand der Bürgerkrieg in Syrien vor allem aufgrund einer "Jahrhundertdürre". Kein Wort von Assad, kein Wort von interkulturellen Spannungen. Und auch an den seit 2015 "getöteten Flüchtenden" im Mittelmeer, 30.000 an der Zahl, tragen alle Schuld, weil wir alle für den Klimawandel verantwortlich sind. "Wenn wir nichts tun, erwarten uns Krieg, Not und Verzweiflung", entgegnete Winkelmann mit drohender Stimme.


Kommentar: Da wurde alles aus dem Kontext gerissen. Und kein Wort über eine finanzierte Revolution von außen.

Flüchtlingsströme zu erzeugen war das Ziel Amerikas, um Europa zu schwächen


Immer wieder werden die Daumenschrauben der Angst angezogen: "Die Wahrscheinlichkeiten von menschlichen Grausamkeiten steigt, wenn das 1,5-Prozent- oder 2-Prozent-Ziel nicht eingehalten wird." So seien in manchen Ländern die Temperaturen bereits heute auf bis zu 7 Prozent angestiegen. Die Folge sei flächendeckende Verelendung. Als warnendes Beispiel nennt Winkelmann immer wieder das Mittelmeer und deren mehrere zehntausend Tote. "Das ist ein Massengrab", was uns in Europa auch blühen wird.

Nach rund zehn Minuten Vortrag ist die Stimmung im sprichwörtlichen Keller. Die Dozentin aber hat gerade erst begonnen: "Das, was ich geschildert habe, ist leider real und es wird immer schlimmer. Wenn wir nichts tun, erwartet uns der soziale Kollaps." Und obwohl die Teilnehmer bereits zunehmend bedient sind, kündigt Winkelmann "die wirklich schlechten Dingen" an, die nun folgen werden.

"Es geht auch darum, Freiheitsstrafen in Kauf zu nehmen!"

"Mit jedem Jahr wird die Klimakrise exponentiell schlimmer", so die Aktivistin. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, gebe es "für die nächsten Jahrtausende lebensfeindliche Bedingungen für die gesamte Menschheit". Schuld daran seien die Kipp-Punkte. "Das erste Mal in der Menschheitsgeschichte stehen wir an diesem Punkt. Das gab es vorher nicht." Die Situation gleiche einem Bus mit Kindern, der losfährt, obwohl man wisse, dass dieser mit einer 98-prozentigen Wahrscheinlichkeit verunglücken werde.


Kommentar: Die sollten sich einmal mit der Geschichte befassen.

Das Elektrische Universum - Teil 35: Der Dynastische Zyklus


Zum Ende des ersten Teils versuchte die Dozentin einen kleinen Schwenk durch die Geschichte: "Krieg und Massenvernichtungen gab es schon immer, aber sie gehen vorbei. Die Klimakrise dagegen bleibt", so Winkelmann. Bei diesem Satz handelt es sich um nichts anderes als Geschichtsrevisionismus.

Im zweiten Teil ging es dann um das eigentliche Thema: Rekrutierung. Rekrutierung für die Aktionen der "Letzten Generation". Die Methodik ist so simpel wie perfide. Zunächst werden die Emotionen beim Zuhörer geweckt, Angst gesät, um dann den eigenen Beitrag für die Veränderung konkret einzufordern. "Es geht auch darum, dass Aktivisti [sic!] Freiheitsstrafen in Kauf nehmen", so Winkelmann. Stille im Raum. Freiheitsstrafen? Fordert sie gerade dazu auf, aktiv Gesetze zu brechen? Irritiert über die entstandene Stille, ergänzt sie, dass es vielmehr um die "größtmögliche Störung des Systems", aber respektvoll und friedlich.


Kommentar: Das ist ein Widerspruch, denn mit ihren Protesten sind sie nicht respektvoll, geschweige denn friedvoll.


Am 10. Oktober werden in Berlin wieder Straßen blockiert

Nun geht Winkelmann ins Detail: "Konkret sieht das so aus, dass wir in Gruppen von fünf bis acht Menschen Autobahnauffahrten blockieren. Wir achten dabei darauf, dass Rettungswagen vorbeikommen." Auf die Frage mit Verweis auf den Schlaganfallpatienten in Berlin, der in einem solcher von der "Letzten Generation" herbeigeführten Stau im Krankenwagen stehen und dadurch immens wichtige Zeit verstreichen lassen musste, antwortet die Dozentin ausweichend. Es sei doch nicht die Schuld der Aktivisten, wenn die Autos im Stau keine Rettungsgasse bilden. Dass dies an vielen Stellen, gerade bei engen Auffahrten, kaum möglich sei, umfährt Frau Winkelmann hingegen.


Kommentar: Die Schuld anderen zugeben, ist die beste Möglichkeit der Verteidigung, anstatt Verantwortung zu übernehmen und dem Wahnsinn der letzten Generation Einhalt zu gebieten.


Die Gruppen würden so eingeteilt, dass Montag bis Freitag blockiert werden könne. Geplant sei eine "noch größere Aktion" ab der zweiten Oktoberwoche in Berlin. Genau hierfür möchte Maja Winkelmann rekrutieren. "Diese zwei Wochen sind entscheidend. Wir werden für einen riesigen Wirbel sorgen, damit noch mehr Menschen verstehen, dass es diese Veränderung braucht." Nach einem "kurzen Durchatmen" möchte die "Letzte Generation" jetzt weitermachen. "Woche für Woche - Monat für Monat."


Kommentar: Hoffentlich nicht für immer:
Rainer Wendt (65), Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, zu BILD: "Das sind keine Demonstranten, sondern radikale Extremisten, die unseren Rechtsstaat ablehnen." Die Vorfälle in Frankfurt und Dresden zeigten, dass bei den Chaoten "jede Hemmung" gefallen sei: "Lassen wir sie gewähren, drohen schwerste Straftaten. Diese Leute gehören hinter Gitter!"

"Wir möchten euch dazu einladen, wenigstens einmal eine Straße zu blockieren und die Konsequenzen zu tragen. Diese können sein: Strafanzeigen wie Nötigung oder Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte." Ein glasklarer Aufruf zu Straftaten. "Es könne auch sein, dass ihr in Gewahrsam genommen werdet", erklärt Winkelmann weiter, als wäre es das Normalste der Welt.

Wer mitmachen möchte, werde in eigens eingerichteten Trainingslagern angeleitet. Ankleben leichtgemacht? Der Crashkurs für den angehenden Ökoterroristen? Nach der Veranstaltung werde ich mit jemandem namens Nelson telefonieren, der mir erklärt, dass es ab dem 10. Oktober in Berlin losgeht. Hierzu werde man jeden Sonntag geschult; aber auch ein spezifisches Training für die Aktion sowie eine juristische Schulung seien in Planung. Aber auch schon am 6. September wird zu "dezentralen Blockaden" aufgerufen, bei denen sich die Blockierer in verschiedenen Metropolen wieder an die Straßenbeläge kleben wollen.


Kooperation auch mit Extinction Rebellion

Zum Ende durfte man einen Kontaktbogen ausfüllen. Als "Julius Puls" füllte ich den Zettel aus. Einiges musste man ankreuzen, zum Beispiel den Teil "Teilnahme an Aktionen":

- Ich bin bereit, ins Gefängnis zu gehen;
- zu einmaliger Festnahme bereit;
- vielleicht, aber ich brauche noch mehr Infos.

Nach dem Vortrag durfte jeder Teilnehmer ein Feedback abgeben. Eine ältere Dame reagierte auf den Vortrag genauso, wie es sich die Dozentin vorgestellt hatte: "Ich bin immer noch fertig, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. So schlimm." Die erzeugte Panik, sie funktioniert. Die Masken bleiben auf. Überhaupt ist die Allianz der "Vorsichtigen", was Corona angeht, und derjenigen, die glauben, die Menschheit stehe vor dem Weltuntergang, sehr groß. Angst scheint bei vielen Teilnehmern der Veranstaltung dieses Tages ein ständig begleitendes Element. Maske gleich ab der Haustür und auch alleine auf dem Fahrrad. Das menschliche Leben nicht als etwas Wunderbares, Einzigartiges, immer eher mehr Risiko und Bedrohung.

Klischees gibt es, weil sie stimmen. Und mein Vorurteil wurde endgültig zum Urteil. Die "Letzte Generation" ist eine linksextreme Organisation, die den Boden für grünen Terrorismus ebnet. Auf meine Frage, mit welchen anderen Organisationen sie zusammenarbeiten, antwortete Winkelmann: "Wir organisierten die letzten Straßenblockaden in Nürnberg mit Extinction Rebellion." Dies ist eine linksradikale Ökosekte, dessen Gründer den Holocaust als "fast normales Ereignis" bezeichnete.

Viele reden von den sogenannten Querdenkern, die sich immer weiter radikalisieren. Im direkten Vergleich thematisieren deutlich weniger die eindeutig zunehmenden Radikalisierungen des grünen Extremismus.

Es ist bemerkenswert, wie unkompliziert die Kontaktaufnahme funktioniert. In nur zwei Tagen wurde ich in alle relevanten Verteiler aufgenommen, fand Kontakt zu einem lokalen Koordinator. Und am kommenden Dienstag würde es mit dem wöchentlichen Training weitergehen.