Bis zu 700 Milliarden US-Dollar stecken die USA laut einer britischen Studie in den kommenden zehn Jahren in die Modernisierung ihre Atomwaffenbestände. Auch andere Nuklearmächte planen dem Papier nach enorme Investitionen in Upgrades und Instandhaltung.

Washington - Der Kalte Krieg ist seit mehr als 20 Jahren vorbei, doch die USA und Russland horten noch immer große Bestände nuklearer Waffen. Offenbar plant die Regierung in Washington, auch in den kommenden Jahren enorme Summen in die Modernisierung der Raketen und Sprengköpfe zu investieren. Laut Guardian könnten bis 2021 rund 700 Milliarden Dollar fließen. Das Blatt beruft sich auf einen Report des British American Security Information Council (Basic).

Auch die New York Times berichtet von gewaltigen Investitionen, die Zeitung nennt ein Gesamtvolumen von 600 Milliarden Dollar. Laut der Basic-Studie soll der größte Teil des Geldes in die Instandhaltung der bestehenden US-Anlagen gesteckt werden. Mehr als 90 Milliarden sind demnach aber auch für neue Waffensysteme veranschlagt - trotz eine großen Lücke in den Staatsfinanzen und internationalen Forderungen nach einem Ende der nuklearen Kriegsführung. Das US-Verteidigungsministerium hat die Berichte bisher nicht kommentiert.

Doch auch die Atomprogramme andere Länder werden in der Studie genau durchleuchtet.

So soll Russland bis 2020 allein umgerechnet 70 Milliarden Dollar für Transportsysteme veranschlagt haben, mit denen nukleare Sprengköpfe abgeschossen werden können. Zudem plant das Land laut dem Basic-Papier den Bau einer neuen Generation von Unterseebooten mit Atomwaffen an Bord, sowie einer neuen Serie von Kurzstreckenraketen. Die geplanten Neuerungen ließen die Bedeutung der Atomwaffen wachsen, über reine Abschreckung hinaus, so der Guardian.

Auch China plant laut der Studie eine Weiterentwicklung seines Arsenals. Vor allem die mobilen Abschusseinrichtungen für Mittel- und Langstreckenraketen, sowie U-Boote sollen in Zukunft eine wichtige Rolle in der Militärstrategie des Landes spielen.

Einen besonderen Fokus legt die Studie auf das Länderdreieck aus China, Indien und Pakistan. Alle drei Staaten besitzen Nuklearwaffen, eine weitere Entwicklung wird jeweils mit Angst vor den Absichten des anderen begründet.

Demnach arbeitet Indien an neuen Versionen der Agni-Raketen, deren Reichweite Ziele in Pakistan und China einschließt.
Pakistan schraubt im Gegenzug die Reichweite seiner Shaheen-2-Trägerraketen nach oben. Zudem sind laut Guardian weitere Aufbereitungsanlagen für Plutonium in Planung.

Die Zahlen der Basic-Studie sind umso bemerkenswerter, als Russland und die USA erst im April 2010 ihren Willen zu atomaren Abrüstung bekräftigt hatten hatten. Das Abkommen gilt als der umfassendste atomare Abrüstungsvertrag seit zwei Jahrzehnten und löste den ausgelaufenen Vertrag zur Verringerung der strategischen Atomwaffen (Start) von 1991 ab. Dieser war ein Meilenstein bei der Beendigung des Kalten Kriegs.
In dem neuen Vertrag geht es um atomare Langstreckenwaffen, die das jeweils andere Land erreichen können. Sie waren in der Zeit des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion angehäuft worden und sollten das "Gleichgewicht des Schreckens" sichern. Neben den Bomben und Atomsprengköpfen gehören deren Trägersysteme wie Langstreckenbomber, Atom-U-Boote und Interkontinentalraketen zum Inhalt des Vertrages.

Er sieht vor, dass beide Seiten die Zahl ihrer atomaren Langstreckenwaffen von 2200 auf 1500 verringern. Die Zahl der Trägersysteme - Raketen, U-Boote und Flugzeuge - soll auf jeweils 800 in den USA und Russland sinken.

jok