New York.16.12.2011(DiePresse.com/IRIB)- Amerikanischen Soldaten verübten 2005 in der irakischen Stadt Haditha ein Massaker. Nun wurden Hunderte Seiten geheimer Verhörprotokolle auf einem Schrottplatz in Bagdad gefunden.

Normalerweise werden geheime Dokumente in Tresoren aufbewahrt. Das es auch Ausnahmen gibt, zeigt Michael S. Schmidt. Der Reporter der New York Times entdeckte auf einem Schrottplatz in Bagdad mehrere Hundert Seiten lange Verhörprotokolle über das Massaker in der irakischen Ortschaft Haditha als ein Mitarbeiter gerade dabei war, diese zu verbrennen. Er wollte mit dem Feuer Fisch für ein Essen zubereiten. Neben den Dokumenten befanden sich auch Karten des US-Militärs zu Flugrouten auf dem Depot. Eine irakische Vertragsfirma hatte sie zu dem Schrottplatz gebracht.

Bei dem Massaker töteten US-Marineinfanteristen am 19. November 2005 24 Zivilisten - darunter Frauen, Kinder und einen Rollstuhlfahrer. Sie waren mit ihrem Militärkonvoi auf einen Sprengsatz gefahren. Weiters erschossen sie mehrere Männer aus einem Fahrzeug heraus. Später zogen die Soldaten durch den Ort nordwestlich von Bagdad und töteten 19 Bewohner. Der Vorfall belastete das Ansehen der USA schwer: Die Unterlagen wurden deswegen lange unter Verschluss gehalten.

Sie seien laut dem Zeitungsbericht aber auch deshalb relevant, da sie den Druck, den viele Soldaten bei ihrem Irak-Einsatz ausgesetzt waren, offenlegen. "Manche, die sich unter dauerndem Beschuss fühlten, entschieden sich, zunächst Gewalt auszuüben und erst dann Fragen zu stellen", zitiert die Times die Papiere. Der Tod von Zivilisten sei der "Preis dafür, dass man seinen Job macht", sagte demnach Major General Steve Johnson.

Auch hätten US-Soldaten unbekannte Fahrzeuge, die sich Checkpoints nährten, des Öfteren unter Feuer genommen, weil sie für Selbstmordattentäter gehalten wurden.

Bei dem Massaker in Haditha dürfte sich ähnliches abgespielt haben. Laut den Dokumenten soll Chief Warrant Officer K. R. Norwood nicht erstaunt gewesen sein, als er erste Berichte von den Vorgängen empfing. Die Zahl der zivilen Todesopfer sei laut Norwood "nicht ungewöhnlich" gewesen.

Die Anklagen gegen sechs Marines im Fall des Haditha-Massakers wurden später fallengelassen, einer wurde freigesprochen. Der Prozess gegen den Unteroffizier Frank Wuterich soll im kommenden Jahr beginnen, berichtete Spiegel Online. Er hatte damals die Marineeinheit geführt. Ein Sprecher des US-Militärs im Irak wollte sich gegenüber der New York Times nicht dazu äußern, dass die Unterlagen in die Hände der Zeitung geraten konnten.