Forscher entdecken bei Mäusen spezielle Neuronen in der Haut, die gezielt auf zärtliche Berührungen reagieren und bei Aktivierung für Wohlbefinden sorgen

London/Wien - Alle möglichen sozialen Säugetiere - Menschen, Menschenaffen, Hunde, Katzen oder auch Elefanten - tun und genießen es: streicheln und gestreichelt werden. Zärtliche Berührungen lösen bekanntermaßen ein entspanntes Wohlgefühl aus. Doch wie kommt dieser Effekt zustande, der im Normalfall auch die soziale Bindung zwischen den beteiligten Akteuren stärkt?

Weiß die Forschung jede Menge über den Seh-, Hör-, oder auch Geruchssinn, so sind die neuronalen Grundlagen des Tastsinns bislang vergleichsweise schlecht erforscht. Eine neue Nature-Studie von Biologen um Sophia Vrontou und David Anderson vom California Institute of Technology in Pasadena lüftet eines der Tast-Rätsel: Die Forscher entdeckten bei Mäusen eine Art von Nervenfasern, die exklusiv für Streichel-Wohlfühl-Effekte zuständig ist.


Für ihre Untersuchung stellten die Biologen gentechnisch veränderte Nager her, bei denen jene Tasterven, die man im Verdacht hatte, zwei fluoreszierende Proteine bildeten, von denen eines bei Aktivierung der Zelle vorübergehend besonders stark leuchtet. Diese Zellen bilden Verästelungen in der behaarten Haut und ziehen von dort als dünne Fasern bis ins Rückenmark. Von anderen Nervenzellen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie ein Sensorprotein mit der Kurzbezeichnung MRGPRB4 produzieren.

Tatsächlich ignorierten diese Fasern fast alle getesteten Reize. Nur dann, wenn das Fell mit einem Pinsel gestreichelt wurde, feuerten sie - und lösten Wohlgefühl aus. Das ließ sich dadurch beweisen, dass man die Nerven ohne mechanischen Reiz mit einem Wirkstoff aktivierte - und den gleichen Effekt erzielte.

(tasch)

Abstract
Nature: Genetic identification of C fibres that detect massage-like stroking of hairy skin in vivo