Bild
© Andrew Gombert/DPADer Schneesturm ist so heftig, dass für den Bundesstaat Massachusetts ein Fahrverbot verhängt wurde. Wer sich daran nicht hält und trotzdem ins Auto steigt, dem drohen bis zu 500 Dollar (etwa 375 Euro) Strafe - oder sogar ein Jahr Gefängnis.
Blizzard "Nemo" überrollt die US-Ostküste. Über eine halbe Million Menschen sind ohne Strom, Innenstädte sind verwaist und die Behörden warnen: Die Schneedecke könnte bis auf einen Meter wachsen.

Stromausfälle, verwaiste Straßen und Schnee so weit das Auge reicht: Der Wintersturm "Nemo" hat weite Teile der US-Ostküste gelähmt. Mehr als 600.000 Haushalten und Betriebe sind Medienberichten zufolge von Stromausfällen betroffen, mehr als 5.000 Flüge und alle Zugverbindungen wurden gestrichen. Autobahnen und Innenstädte waren wie verwaist. Der Schnee häufte sich in einigen Regionen bereits bis auf über 60 Zentimeter an. In der Metropole Boston könnte nach Angaben des US-Wetterdienstes bis zu einem ganzen Meter Schnee fallen - so viel wie selten zuvor.

Die Zahl der Todesopfer stieg Medienberichten zufolge auf mindestens drei. In Prospect im US-Bundesstaat Connecticut sei eine 81 Jahre alte Frau, die gerade eine Schneefräse benutzte, von einem Auto erfasst und getötet worden, berichtete unter anderem der Fernsehsender NBC. In Danbury ebenfalls in Connecticut sei ein Mann auf seiner Veranda ausgerutscht und am Samstagmorgen tot aufgefunden worden. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass ein 74 Jahre alter Fußgänger in Poughkeepsie im Bundesstaat New York während des Schneesturms von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden war.

Für fünf Nordost-Staaten wurde der Ausnahmezustand ausgerufen: Massachusetts, New York, Connecticut, Maine und Rhode Island. 5.000 Nationalgardisten wurden alarmiert, einige Küstenstädte sollten evakuiert werden. Für den gesamten Bundesstaat Massachusetts wurde ein Fahrverbot verhängt. Wer trotzdem ins Auto steigt, dem drohen bis zu 500 Dollar (etwa 375 Euro) Strafe - oder sogar ein Jahr Gefängnis.

Gouverneur Deval Patrick hatte das Verbot ausgerufen. Ausnahmen gibt es nur für Rettungspersonal, bestimmte Staatsbedienstete, Mitarbeiter der Versorgungsunternehmen und Journalisten. Ein Grund für den dramatischen Schritt sei die Erinnerung an den großen Blizzard von 1978 in den Neuengland-Staaten, als zahlreiche Autofahrer auf den Highways mit ihren Wagen lange im Schnee feststecken.

Schneebedeckte Straßen locken Skilangläufer

In Boston (Massachussetts) sahen auch einige auch das Positive: Die leeren schneebedeckten Straßen lockten dort vereinzelt Skilangläufer in die Kälte. Der Fernsehsender CNN filmte nachts um kurz vor 3.00 Uhr, wie zwei sportliche Männer ihre Runden drehten.

In der Stadt Hamden im Staat Connecticut seien um 1.30 Uhr morgens 66 Zentimeter Schnee gemessen worden, berichtete der TV-Sender The Weather Channel. In Upton (New York) lagen 56 Zentimeter und Mansfield im Süden von Massachusetts kam auf 41 Zentimeter. Portland, die größte Stadt im Bundesstaat Maine, meldete 38 Zentimeter. Im Central Park in der Millionenmetropole New York fielen bis zu dem Zeitpunkt rund 15 Zentimeter Schnee.

Gefühlte Temperatur fiel bis auf zu 32 Grad unter Null

Der Blizzard zog auch über Gegenden hinweg, die bereits vor rund drei Monaten stark vom Wirbelsturm "Sandy" getroffen worden waren. Damals hatte es allein in den USA mehr als 100 Tote gegeben, Hunderttausende Menschen waren wochenlang ohne Strom. Der Schneesturm könnte in diesen Regionen auch zu neuen Überflutungen führen - den Vorhersagen zufolge sollten die Schäden aber geringer bleiben als bei "Sandy".

Bereits im Vorfeld waren in der Region mehr als 5.000 Flüge und alle Zugverbindungen gestrichen worden. Mehr als 60 Flughäfen seien betroffen, meldete die Webseite "Flight Aware". Auch Flüge aus Deutschland an die Ostküste, etwa von Frankfurt/Main, wurden annulliert. Viele Schulen blieben geschlossen. An Tankstellen und Supermärkten bildeten sich lange Schlangen. Auch in der Millionenmetropole New York schneite es heftig. Räumfahrzeuge waren im Dauereinsatz. Die derzeit laufende Modewoche konnte aber ohne große Änderungen weitergehen.

An einigen Orten der Ostküste fiel die gefühlte Temperatur wegen des Windes auf bis zu 32 Grad unter Null. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) werde der Sturm jedoch abflauen, kündigten die Meteorologen an. Der TV-Sender Weather Channel taufte das Unwetter "Nemo". Der Name gehe nicht auf den gleichnamigen Fisch im Disney-Film, sondern auf Jules Vernes Kapitän Nemo zurück.

Ein Bürgermeister in Connecticut hat den schweren Schneesturm im Nordosten der USA hingegen nach dem verstorbenen Erfolgs-Rapper "Notorious B.I.G." benannt. Das gleiche habe Mark Boughton, Bürgermeister der 80.000-Seelen-Stadt Danbury, schon bei einem Schneesturm vor zwei Jahren gemacht, hieß es am Samstag in einem Blog der Website "The New York Observer".

vale/dpa