Vom Kometen C/2012 S1 (ISON) versprechen sich Astronomen gegen Ende des Jahres ein eindrucksvolles Schauspiel am nächtlichen Himmel. Doch Kometenfans müssen eventuell gar nicht mehr so lange auf einen schon mit bloßem Auge sichtbaren Kometen warten: Der Komet Pan-STARRS könnte sich schon in einem Monat am Himmel zeigen.

Viele Amateurastronomen fiebern schon dem Ende des Jahres und dem Erscheinen des Kometen C/2012 S1 (ISON) entgegen, der sich nach Ansicht mancher Experten zu einem "Jahrhundertkometen" entwickeln könnte. Doch eventuell müssen Kometenfreunde gar nicht mehr so lange warten, um mit bloßem Auge einen Blick auf einen dieser "schmutzigen Schneebälle" werfen zu können: Schon Mitte März könnte sich nämlich der Komet C/2011 L4 (Pan-STARRS) am Nachthimmel bemerkbar machen.

Der Komet wurde, wie der Name schon verrät, vom Panoramic Survey Telescope & Rapid Response System (Pan-STARRS) entdeckt, einem 1,8-Meter-Teleskop auf dem Gipfel des Vulkans Haleakala auf Hawaii. Mit dem Instrument wollen Astronomen unter anderem Asteroiden und Kometen aufspüren, die der Erde eventuell gefährlich nahe kommen könnten (astronews.com berichtete). Der Komet Pan-STARRS wurde im Juni 2011 entdeckt.

Anfang März wird der Komet auf seiner Bahn um die Sonne unserem Zentralstern für kurze Zeit näher kommen als der sonnennächste Planet Merkur. Der Erde wird sich Pan-STARRS dabei auf rund 160 Millionen Kilometer nähern. Der Komet könnte während seiner Passage durch das innere Sonnensystem bereits mit bloßem Auge sichtbar sein und dabei in etwa so hell werden, wie die Sterne des Großen Wagens. Von der Nordhalbkugel aus wird Pan-STARRS allerdings erst im März zu sehen sein. Um den 10. März wird der Komet vermutlich seine größte Helligkeit erreichen.

Allerdings ist die Helligkeit von Kometen immer schwer vorherzusagen: "Man sollte immer auf eine Überraschung gefasst sein", sagte auch Karl Battams vom Naval Research Lab der Webseite Science@NASA. "Ein neuer Komet aus der Oortschen Wolke ist immer eine unsichere Größe und kann sich sowohl zu einem spektakulären Schauspiel als auch zu einem Flopp entwickeln."

Die Oortschen Wolke ist ein vermutetes Reservoir von eisigen Kometenkernen, das unser Sonnensystem in großer Entfernung umgibt. Diese potentiellen Kometen umkreisen unsere Sonne auf weiten Bahnen, können aber hin und wieder abgelenkt und so ins innere Sonnensystem geleitet werden, wo sie dann bei Annäherung an die Sonne zu einem "richtigen" Kometen werden.

Für den Kometen Pan-STARRS dürfte es der erste Besuch im inneren Sonnensystem sein. "Da kann fast alles passieren", so Battams. Der Komet könnte einfach auseinanderbrechen und wäre damit eine bittere Enttäuschung für alle Kometenfreunde. Oder aber sein frisches und unverbrauchtes Material an der Oberfläche sorgt bei Annäherung an die Sonne für ein spektakuläres Schauspiel.

"Wegen seiner geringen Entfernung zur Sonne sollte Pan-STARRS sehr aktiv sein und sehr viel Staub erzeugen und damit einen schönen Schweif", prophezeit Matthew King vom Lowell Observatory. "Allerdings kann er trotzdem noch schwer zu beobachten sein. Von uns aus gesehen, wird sich der Komet sehr nah an der Sonne aufhalten. Er ist deswegen nur in der Dämmerung zu sehen, wenn es am Himmel vollständig dunkel ist."

Pan-STARRS erreicht am 5. März den erdnächsten Punkt und am 10. März den sonnennächsten Punkt seiner Bahn. Ab dieser Zeit sollte sich der Komet auch von Mitteleuropa aus in der Dämmerung beobachten lassen. Am 12. und 13. März gesellt sich nach Sonnenuntergang am westlichen Abendhimmel noch die schmale Sichel des Mondes dazu. In der folgenden Tagen verbessern sich die Beobachtungsbedingungen weiter, obwohl man zum Erkennen des Schweifs eventuell ein Fernglas benötigen wird.

Sollte Pan-STARRS die Erwartungen nicht erfüllen, bleibt noch die Hoffnung auf den Kometen ISON im November und Dezember. Vielleicht bieten uns aber auch beide Kometen ein spektakuläres Himmelsschauspiel. "Zwei helle Kometen in einem Jahr ist schon recht selten", so Battams. "Das könnte schön werden."