Bei der Standardanalyse des Erbguts eines US-Amerikaners durch ein Stammbaumnachforschungsinstitut sind Genetiker auf ein Y-Chromosom gestoßen, das älter ist als die Spezies Homo sapiens selbst. Irgendwann, so erklären sich die Forscher die Entdeckung, muss sich also ein weiblicher moderner Mensch mit einer bislang noch unbekannten Art erfolgreich vermischt haben. Auch aus grenzwissenschaftlicher bzw. kryptozoologischer Sicht könnte die Entdeckung von Interesse sein.
Chromosomen
© National Institutes of Health, Public DomainSymbolbild: Männliche Chromosomen.
Tucson (USA) - Während Männer ihr Y-Chromosom stets von ihren Vätern vererbt bekommen und sich so diese Erblinie bis zum Urahn aller Männer, dem sogenannten "Adam des Y-Chromosoms" zurückverfolgen lässt, der vor 60.000 bis 140.000 Jahren lebte, ergab die Analyse der eingesandten DNA-Probe sich deren männliche Erblinie vor rund 338.000 Jahren von der aller anderen Männer getrennt hatte.

Das neuentdeckte Chromosom weise zudem Ähnlichkeiten zwischen dem analysierten Y-Chromosom und denen von elf Männern aus einem Dorf in Kamerun auf, berichtet der New Scientist unter Berufung auf den im Fachmagazin American Journal of Human Genetics (AJHG) veröffentlichten Artikel, und verweise damit möglicherweise auf den Herkunftsort der entsprechenden männlichen Vorfahren.

Da die ersten Fossilien unserer Art rund 195 000 Jahre alt sind, lebte der nun nachgewiesene "neue Adam des Y-Chromosoms" also lange bevor unsere Spezies auftauchte. Nachkommen dieser Art müssen sich dann irgendwann nachdem sich unsere Art entwickelt hatte, mit einem weiblichen Homo sapiens erfolgreich gepaart haben. Noch heute, so schätzen die Forscher, leben alleine in den USA rund 1.500 Männer mit entsprechend anteiligem Erbgut.

Tatsächlich beinhaltet das Genom des modernen Menschen aber auch Erbgut anderer heute ausgestorbener Menschenarten, mit denen sich unsere Vorfahren offenbar vermischt haben so etwa von Neandertalern (...wir berichteten), von Denisova-Menschen (...wir berichteten) und anderen bislang noch unbekannten Arten (...wir berichteten).

Die Theorie der Vermischung passt zum Fossilbestand, zitiert der New Scientist Chris Stringer vom Natural History Museum in London. 2011 analysierte der Forscher Fossilien von der Fundstelle Iwo Eleru in Nigeria, die einen ungewöhnlichen Mix vorzeitlicher und moderner Merkmale aufzeigten. Diese Funde lagen nur wenige hundert Kilometer von jenem Dorf in Kamerun entfernt, in dem Forscher nun auf die Spur des merkwürdigen Y-Chromosoms gestoßen sind.

Aus grenzwissenschaftlicher Sicht könnte die Entdeckung auch für Kryptozoologen interessant werden, die sich mit der Erforschung der sagenumwobenen Wald- und Schneemenschen beschäftigen, die unter anderem als Bigfoot, Sasquatch und Yeti bekannt sind und die einige Forscher entweder für eine bislang noch unbekannte oder für ausgestorben gehaltene Menschen- bzw. Primatenart oder aber selbst für das Ergebnis einer Vermischung zwischen modernem Menschen mütterlicherseits und einem bislang noch unbekannten männlichen Vorfahren (...wir berichteten) halten.


Quellen: newscientist.de, cell.com/AJHG