Forscher finden Hinweise auf Veränderungen im Genpool Westeuropas vor 6.000 Jahren - Ursprung könnte auf der iberischen Halbinsel liegen

Moderne Jäger- und Sammler-Gesellschaften erreichten das heutige Europa vor etwa 45.000 Jahren. Vor 10.000 Jahren veränderte sich die Bevölkerung Europas erheblich mit dem Zuzug der ersten Bauern aus dem Mittleren Osten. Während Jäger und Sammler stetig zurück gingen, wuchs in den folgenden Jahrtausenden der Anteil an sesshaften Menschen, die ihre Nahrung anbauten und gewaltige technische Fortschritte machten.

Der Paläobiologe Wolfgang Haak von der Universität von Adelaide in Australien glaubt, dass es in Westeuropa noch mindestens eine weitere markante Einwanderungswelle gegeben haben muss: Vor etwa 6.000 Jahren verließ nach und nach eine große Zahl von Menschen die iberische Halbinsel und veränderte in der Folge den Genpool Europas nachhaltig.


Kommentar: Erzwungene Migrationen und genetische Mutationen als Früchte von Kometen-Einschlägen? Weitere Informationen darüber, um was für ein regelmäßiges Ereignis es sich hier in der Geschichte tatsächlich handelt, und wie (und warum) das Wissen darüber systematisch aus den historischen Aufzeichnungen ausradiert wurde, finden Sie in Laura Knight-Jadczyks Buch Comets and the Horns of Moses (in englischer Sprache).

Desweiteren finden Sie hier ein Video in deutscher Sprache, das einen guten ersten Überblick über die Thematik gibt:

Belebter Himmel


Große Veränderungen im Genom

Auf Basis von DNA-Proben von 37 im Osten Deutschlands freigelegten Skeletten untersuchten Haak und seine Kollegen die Veränderungen der Erbsubstanz der menschlichen Population vor 3.500 bis 7.500 Jahren. Dabei stellten die Forscher einen plötzlichen genetischen Wechsel fest: in einem Zeitraum von gut 2.000 Jahren verschwanden vor 4.200 bis 6.100 Jahren im untersuchten mitochondrialen Genom zahlreiche ältere Gene und wurden durch neue ersetzt. Diese genetischen Veränderungen lassen sich laut Haak in 40 Prozent der modernen westeuropäischen Bevölkerung nachweisen.

DNA-Vergleiche lassen nach Ansicht der Forscher den Schluss zu, dass der genetische Wechsel auf eine Zuwanderung von der iberischen Halbinsel zurückzuführen ist. Möglicherweise steht diese Einwanderungswelle mit der Glockenbecherkultur im Zusammenhang, vermuten Haak und sein Team. Archäologische Funde verorten den Ursprung dieser endneolithischen Kultur im heutigen Spanien und Portugal, ehe sie sich über Westeuropa ausbreitete. Um Haaks These zu belegen, bedarf es allerdings noch weitergehende genetische Analysen.

(red)

Abstract

Nature Communications: Neolithic mitochondrial haplogroup H genomes and the genetic origins of Europeans