Die Wassermassen in Elbe und Elster wandern gen Norden, der permanente Ausnahmezustand fordert ein weiteres Todesopfer. Mancherorts entspannt sich die Lage - doch das Ausmaß der Katastrophe ist noch nicht absehbar
Hochwasser
© dpaTreibgut schwimmt im bayrischen Deggendorf im Hochwasser der Donau. Die Region wurde übler erwischt, als zunächst angenommen. Mittlerweile bewegen sich die Wassermassen Richtung Norden.
Mit zerstörerischer Kraft bedroht das Hochwasser jetzt den Norden Deutschlands. Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg rüsteten sich für die anrollenden Wassermassen, die im Süden und Osten bereits große Verwüstungen angerichtet haben. In Sachsen-Anhalt starb ein Mann nach einem Zusammenstoß mit einem Sandsacktransporter.

„Das wird ganz knapp“, sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums in der Nacht zum Freitag. In Mühlberg (Elbe-Elster) wird im Laufe des Tages die Scheitelwelle der Elbeflut erwartet. Am frühen Morgen lag der Pegelstand des Flusses bei 9,86 Meter. Bei der Jahrhundertflut 2002 war der Fluss auf 9,98 Meter gestiegen.

Auch in Sachsen-Anhalt ist die Lage weiter ernst. Der Pegelstand der Saale in Halle sank weiter, wie der Krisenstab des Innenministeriums mitteilte. Die Lage sei aber nach wie vor bedenklich. Im Kampf gegen die Wassermassen kam am Donnerstagabend in Wittenberg ein 74 Jahre alter Mann ums Leben. Er wurde von einem Baufahrzeug erfasst, das im Sandsäcketransport im Einsatz war.

In Sachsen hat das Elbe-Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht. In Dresden verharrte der Fluss am Donnerstag stundenlang bei 8,76 Metern. Die Behörden hatten einen Höchststand um die neun Meter geschätzt. Am frühen Freitagmorgen war die Situation in der Stadt nach Angaben eines Sprechers stabil.

In Niedersachsen hoffen die Menschen wieder: Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet. In der besonders bedrohten Kleinstadt Hitzacker werden nun für Dienstag und Mittwoch Höchststände von 7,65 Metern erwartet - 1,15 Meter weniger als noch vor zwei Tagen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte den Menschen in den Flutgebieten erneut Unterstützung zu. „Ich glaube, dass man sich darauf verlassen kann, dass das Menschenmögliche getan wird“, sagte sie bei einem Besuch in der Chemiestadt Bitterfeld. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte am Donnerstag in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“, die von der Kanzlerin angekündigte Unterstützung in Höhe von 100 Millionen Euro werde „sicher nicht das letzte Wort sein“.

dpa