Fischbeck/Magdeburg - Es ist die bisher ungewöhnlichste Aktion seit Beginn des Hochwassers in Sachsen-Anhalt: Um die gewaltigen Wassermassen auf ihrem Weg ins Landesinnere zu stoppen, werden zwei Lastkähne vor einem gebrochenen Deich in der Elbe im Landkreis Stendal versenkt. Sie sollten am frühen Samstagabend per Sprengung auf Grund gesetzt werden und so den Durchfluss bei Fischbeck schließen. Riesige Säcke mit Sand und Steinen, die von Hubschraubern aus abgeworfen werden, sollen danach die Stelle zusätzlich sichern.

Weiter südlich im Salzlandkreis wurde den Wassermassen schon mit explosiver Ladung zu Leibe gerückt. Am Vormittag sprengten Einsatzkräfte bei Breitenhagen den Saaledeich, um das Hochwasser aus den dort überfluteten Gebieten schneller zurück in den Fluss zu leiten.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) besuchte am Samstag nur wenige Kilometer entfernt in Barby und Nienburg vom Hochwasser betroffene Agrarbetriebe. Sie sei sich mit Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens (beide CDU) einig darüber gewesen, dass die aktuelle Flutkatastrophe größere Schäden als das Hochwasser 2002 bei den Landwirten angerichtet habe, sagte ein Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums.

Mit bangen Blicken schauten die Menschen den ganzen Tag über auf die Rettungsaktion am Deichbruch bei Fischbeck. «Das Ganze ist eine große logistische Herausforderung. Die einzelnen Schritte müssen sauber aufeinander abgestimmt werden», hatte eine Sprecherin des Krisenstabs in der Nacht mitgeteilt. Taucher der Bundeswehr untersuchten zunächst den Boden an der Bruchstelle des Deichs. Danach wurden Panzersperren auf dem Grund des Flusses verankert und große Netze mit Basaltsteinen ausgebreitet.

Ein Schubschiff brachte dann am Nachmittag die beiden Lastkähne - sogenannte Schuten ohne eigenen Antrieb - vor das Leck im Deich. Bisher sei alles planmäßig gelaufen, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).

Die Sprengung des Saaledeichs bei Breitenhagen sei bereits erfolgreich gewesen. Es werde aber noch eine zweite Sprengung geben, um das Loch im Deich zu vergrößern, hieß es - wann, war noch unklar.

Die angespannte Lage zog derweil immer noch weitere Kreise. Nach dem schon einige Tage zurückliegenden Deichbruch bei Fischbeck forderte der Krisenstab am Samstag auch die Menschen in den Ortschaften Jederitz und Kuhlhausen auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Landesweit seien nun 13 800 Menschen von Evakuierungen betroffen.

In anderen Teilen des Landes entspannte sich mit sinkenden Pegelständen hingegen die Lage. Im Burgenlandkreis wurde zumindest in den Orten Aken, Susigke, Reppichaus, Chörau, Mennewitz, Trebbichau und Obselau, im Landkreis Börde in den Orten Heinrichsberg und Glindenberg die Evakuierung aufgehoben, teilten die Katastrophenschutzstäbe der Landkreise mit.

In Magdeburg, wo die Alarmstufe 4 bereits seit Freitag nicht mehr gilt, entsorgten Hunderte Helfer am Schleinufer Sandsäcke. Das Klinikum in den Pfeifferschen Stiftungen nahm nach eigenen Angaben seinen Betrieb wieder auf. In Halle stapelt sich nun durchnässter Sperrmüll.

dpa/sa