Im Norden Indiens sterben Hunderte von Menschen durch Überschwemmungen und Erdrutsche. Politiker vergleichen die Flutkatastrophe schon mit einem Tsunami. Nun haben die Massen-Einäscherungen begonnen.
© dpaEin Mann betet im Wallfahrtsort Kedarnath: In indischen Bundesstaat Uttarakhand starben Hunderte Menschen an den Folgen des starken Monsunregens. Nun werden ihre Leichen verbrannt, vorher werden noch DNA-Proben entnommen
Die Massen-Einäscherungen von Opfern der Flutkatastrophe haben in Nordindien begonnen. 357 Leichen wurden in der stark betroffenen Pilger-Stadt Kedarnath nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde am Donnerstag verbrannt.
Zuvor hatten Helfer Tonnen von Holz und Ghee (Speisefett) herantransportiert, die beim Verbrennen helfen sollten. Die Überschwemmungen und Erdrutsche im südlichen Himalaya-Gebiet wurden durch den überraschend früh einsetzenden Monsun-Regen ausgelöst.
Mindestens 845 Tote bestätigten die Behörden bisher, Medienberichte sprachen in der vergangenen Woche bereits von über 1000 Toten. 300 Menschen gelten offiziell als vermisst, lokale Medien wollen auch hier von mehr als 1000 Vermissten wissen. Auch im benachbarten Westen Nepals seien Menschen vom Monsun betroffen, berichtete die Aktion "Deutschland Hilft" am Donnerstag.
In Nordindien traf es vor allem den Bundesstaat Uttarakhand im südlichen Himalaya-Gebirge, der wegen seiner Hindu-Tempel und Schreine bei Pilgern und Touristen beliebt ist. Zehntausende Menschen saßen seit Mitte Juni in der bergigen Gegend fest, als der Monsun etwa zwei Wochen vor seinem erwarteten Beginn einsetzte und Zufahrtswege und Häuser zerstörte.
Hilfsorganisationen stellten Geld, Zelte, Gebrauchsgegenstände und Medizin bereit. Einige Ortschaften sind komplett von der Außenwelt abgeschnitten, keine Hilfe konnte sie bisher erreichen.
104.000 Menschen seien in den vergangenen Tagen auf dem Luft- und Landweg in Sicherheit gebracht worden, sagte der Chef des Katastrophenmanagements, Bhaskar Joshi. Die Rettung gehe nun in die letzte Phase.
So schlimm wie ein Tsunami?Mit Hubschraubern hatte die indische Luftwaffe Tausende versorgt. Heftiger Regen und Nebel behinderten die Einsätze aber immer wieder. Das schlechte Wetter hatte auch die Einäscherungen der Leichen um mehrere Tage verzögert. Vor der Verbrennung nahmen Behörden DNA-Spuren für eine Identifikation.
In einigen Regionen wächst derweil die Furcht vor Krankheiten. Epidemien könnten ausbrechen, verursacht durch die Leichen, die noch unter Trümmern begraben sind oder in Flüsse geschwemmt werden.
Auch der Mangel an Trinkwasser wird nach dem Ausfall von 300 Trinkwasserstationen in der Region zum Problem. Nachdem die meisten Touristen und Pilger gerettet seien, sorgen sich die Behörden zunehmend um die Einheimischen, sagte der Regierungschef von Uttarakhand, Vijay Bahuguna.
Angesichts des Ausmaßes der Naturgewalt sprach er von einem Tsunami. Ersten Schätzungen zufolge liegt die Schadenshöhe bei 30 Milliarden Rupien , umgerechnet rund 380 Millionen Euro. Der Wiederaufbau von Straßen, Brücken und anderer Infrastruktur dürfte Monate dauern.
Kommentare von Lesern
für unseren Newsletter an