Vielleicht bin ich ja doch etwas naiv: Ich glaubte einmal, dass die EU installiert worden sei, damit mehr Verständigung in Europa herrscht und dauerhafter Friede gewährleistet würde. Angenehmer Nebeneffekt: Man kann ohne Passkontrolle die Nachbarländer besuchen. Aber wenn ich dann sehe, wie und welche “Einflusssphären” sich breit machen (zum Beispiel in Form von Vereinheitlichungen von wirtschaftlichen und politischen Vorgängen), dann bin ich mir da nicht mehr so sicher, denn so ein “Vorgang” ist momentan „in der Mache“....

Dreistigkeit der Superlative...

Eine Reihe von Parlamentariern sind im Urlaub. Die Parlamentarierbänke sind gelichtet. Dies ist ein denkbar günstiger Zeitpunkt für eine parlamentarische Attacke auf die Grundrechte des Bürgers - wieder einmal. Denn: die EU-Kommission hat Reformer in ihren Reihen, die einen Vorschlag eingereicht haben. Nichts Besonderes (eigentlich), nur eine Dreistigkeit der Superlative, die hoffentlich schnell abgesegnet werden wird (aus Sicht der Reformer, nicht aus meiner).

Wenn die Pharmaindustrie versucht, neue Medikamente auf den Markt zu werfen, dann muss sie über eine besonders hohe und letztlich lästige Hürde springen: Die Prüfungen, die beweisen müssen, dass es Wirkungen und keine oder wenige tolerable Nebenwirkungen bei den neuen Medikamenten gibt. Wie diese Prüfungen durchzuführen sind, dafür gibt es Regeln. Der Zweck dieser Regeln ist, Menschen, die an diesen Prüfungen teilnehmen, als „Versuchskaninchen“ vor Schäden zu bewahren.

Damit fällt es den Pharmafirmen schwerer, nebenwirkungsreiche Substanzen als Heilsbringer zu deklarieren. Denn schwere Nebenwirkungen würden einen Abbruch der Prüfung erfordern und damit das Aus für die neue Substanz bedeuten. Ähnliche Regularien gibt es auch für Tiere, die meist in der Testphase vor der klinischen Prüfung das „Versuchskaninchen“ abgeben müssen. Erst wenn sich die Tierversuche als einigermaßen unbedenklich herausgestellt (toxikologische Tests) haben, kommt eine klinische Prüfung am Menschen in Frage. Dies ist natürlich eine sehr verkürzte und vereinfachte Beschreibung des Prozederes. Die Seite https://de.wikipedia.org/wiki/Klinische_Prüfung vermittelt einen recht umfangreichen und übersichtlichen Einblick über das, was bei einer klinischen Studie verlangt wird.

Hier wird auch deutlich, wie und wo die Regularien gelockert werden können, damit es die heilbringende Pharmaindustrie ein wenig leichter hat, neue Medikamente zu produzieren. Unter dem Mäntelchen der „Vereinheitlichung“ (was ja gar nicht mal so schlecht klingt), werden neue Mindestanforderungen beschlossen. Und die haben sich gewaschen:
  • Die neuen Regeln reduzieren den Schutz von Minderjährigen. Wenn die nicht an einem Test teilnehmen wollen oder aus einem laufenden Test aussteigen wollen, dann kann der Prüfer dies getrost ignorieren.
  • Ethikkommissionen, die unabhängig sind von den Herstellerfirmen, werden nicht mehr für die Zulassung und Kontrolle von klinischen und vorklinischen Studien benötigt. Die Firmen entscheiden also selbst, ob die neue Substanz testreif für die Prüfung am Menschen ist oder nicht.
  • Während bislang uneinheitlich jedes Land für sich eine Zulassung für neue Produkte einforderte, soll auch dies vereinheitlicht werden. Hierfür kann der Hersteller sich das Land seiner Wünsche aussuchen und dort die notwendigen Prüfungen durchführen. Die dann erfolgende Zulassung ist dann für alle anderen EU-Staaten gültig. Selbstverständlich werden die Herstellerfirmen das Land aussuchen, was die laxesten Zulassungsbedingungen hat.
  • Schwerwiegende Nebenwirkungen während der klinischen Prüfung waren eigentlich immer der Todesstoß für die neue Testsubstanz. Auch hier soll sich einiges ändern. Denn es sind neue Regelungen vorgesehen, wann solche „unerwarteten Ereignisse“ meldepflichtig sind. Auch hier ist zu erwarten, dass der Hersteller entscheiden darf, ob eine schwerwiegende Nebenwirkung schwerwiegend ist oder einfach nur ignoriert wird.
Ich wollt´, ich wär´ ein Tier

Dies schreibt niemand Geringerer als die Süddeutsche Zeitung, die zu diesem Thema gleich zwei Artikel losgelassen hat [sueddeutsche.de/politik/arzneimittelversuche-am-menschen-ich-wollt-ich-waer-ein-tier-1.1602760 und sueddeutsche.de/politik/geplante-verordnung-eu-will-arzneimittelversuche-an-menschen-erleichtern-1.1602508. Die Zeitung bemängelt, dass der neue EU-Entwurf sogar hinter den „Tier-Standards“ zurück bleibt. Halleluja! Diese Worte kommen nicht von einer alternativ gesinnten Webseite, sondern von einer eher konservativen, pharmafreundlichen Zeitung beziehungsweise deren Online-Ausgabe.

Denn auch bei Tierversuchen sind die Firmen auf die Zulassung der Ethikkommission bezüglich des wissenschaftlichen Studienprotokolls angewiesen. Diese Kommission prüft auch die Bedingungen, unter denen die Tiere im Labor existieren müssen. Und die prüfenden Wissenschaftler werden auf die Eignung im Umgang mit diesen Tieren beurteilt.

Wird aber im Zuge der „Reform“ die Ethikkommission überflüssig, dann sieht der Schutz der Labortiere signifikant besser aus als der der Menschen, die im weiteren Verlauf der Zulassungsprüfung „dran glauben“ müssen.

Besonders unglaublich finde ich, dass Minderjährige pharmaeigenes Kanonenfutter werden sollen. Ich weiß: Vergleiche zum Dritten Reich sind immer - sagen wir mal schwierig - aber diese besondere Form der "Versklavung" erinnert mich fatalerweise an die Zeit, in der schon einmal die Pharmaindustrie an Hunderttausenden von Inhaftierten "medizinische Tests" vornahm. Natürlich hatten die Häftlinge auch kein Veto-Recht. Wer bei den Versuchen sein Leben unter oft quälenden und entwürdigenden Bedingungen lassen musste, der hatte halt Pech gehabt. Und heute wird die Ideologie eines vereinten Europas wieder aus der Tasche gezupft, um die Eingangspforten für solche Bedingungen zu errichten? Die Pharmaindustrie von damals, die sich in einem Dachverband namens „I.G. Farben“ organisiert hatte, war übrigens federführend an der Errichtung von Konzentrationslagern (wie Auschwitz), beteiligt. Verzeihung, aber mir wird dabei erst mal schlecht... [Schreibpause des Autors].

So. Nachdem ich mir ein Glas Wasser geholt habe, geht es zwar etwas besser, aber das Thema bleibt immer noch unglaublich...

Wenn dann die forschende Pharmaindustrie heute für den Rest der Patienten keine Regeln mehr beachten muss, wenn keine Ethikkommission stört, wenn gravierende Nebenwirkungen nicht meldepflichtig sind, kurz: wenn man machen darf, was man will, dann stehen die Chancen sehr gut, dass diese Industrie bald unser Leben in allen Aspekten reguliert. Denn hier zeigt sich deutlicher als deutlich, worum es denen geht. Wenn man Medikamente, wie Vioxx, Avandia, Contergan und so weiter nahezu unkontrolliert und alles andere als evidenzbasiert auf den Markt werfen kann, dann zeigt dies, dass es um Profite geht. Der nächste Schritt, der mit dieser „Reform“ und mit Hilfe der Politik eingeläutet wird, dreht sich dann nicht mehr ums Geld. Davon hat diese Industrie mehr als genug. Dann dreht es sich nur noch um Macht.

Wir werden ja eh schon im Internet und am Telefon permanent bespitzelt (Prism, Tempora usw. lassen grüßen), wo sich Amerikaner und Briten gegenseitig in Sachen „Big Brother“ zu übertrumpfen scheinen. Diese dreiste Missachtung der Rechte der Internetbenutzer ist nur ein weiteres Teilchen im Puzzlebetrieb der Machtgier dieser Kreise, die jetzt in der „Reform“ der Vereinheitlichung Europas durch die Einführung der Zwangstests eine „würdige“ Fortsetzung finden soll.

Fazit

Internetüberwachung & Rechtlosigkeit bei Medikamententests - was kommt danach? Wenn wir nicht aufpassen, dann haben wir bald eine schöne neue Welt. Ich bleibe an solchen Themen dran. Wenn Sie solche Themen interessieren, sollten Sie auf jeden Fall meinen kostenlosen Gesundheits-Newsletter anfordern: http://www.naturheilt.com/newsletter.htm