Freiwillige Helfer bei den so genannten »Tafeln« (»Food Banks«), den gemeinnützigen Ausgabestellen für Lebensmittel und Mahlzeiten für Bedürftige, bezweifeln, dass ihre Organisationen dem Ansturm gewachsen sein werden, der vermutlich im Laufe dieses Monats auf sie zukommt. Denn Ende Oktober lief eine Aufstockung, die während der Rezession beschlossen worden war, aus. Insgesamt fehlen dem Lebensmittelhilfsprogramm für Bedürftige, dem Supplemental Nutrition Assistance Program (SNAP) fünf Milliarden Dollar, und daher wird die Lebensmittelhilfe für Millionen von Amerikanern ab dem 1. November geringer ausfallen.
Die Tafeln USA
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Insgesamt erhalten fast 50 Millionen Amerikaner Lebensmittelhilfe. Allein im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 kamen 21 Millionen Menschen dazu. Diesen Menschen und ihren Familien droht nun ein Verlust von umgerechnet 26,70 Euro. Das entspricht bei einer durchschnittlichen Lebensmittelhilfe von knapp 150 Euro monatlich fast der Ration für eine ganze Woche. Die Auswirkungen der Kürzungen werden wahrscheinlich im letzten Drittel des November spürbar werden, da die meisten Bedürftigen erfahrungsgemäß dann ihre Lebensmittelhilfe aufgebraucht haben.

Laut Margaret Purvis, Chefin einer der größten Tafeln in den USA, sind einige Mitarbeiter ihrer Tafel in New York angesichts der Kürzungen der Lebensmittelhilfe »in Panikstimmung«, weil sie einen Ansturm »hungriger Amerikaner« fürchten. »Wir reden mit allen Mitarbeitern, damit wir sicher sind, dass sie sich auf längere Schlangen einstellen«, sagte Purvis gegenüber der Nachrichtensendung NBC News.

Purvis selbst hatte die Diskussion über mögliche Unruhen als Folge der Kürzungen selbst angestoßen, als sie auf der Internetseite Salon.com erklärte: »Erfahrungsgemäß beginnen Unruhen in der Regel immer dann, wenn die Menschen nicht genug zu essen haben.« Ihre Äußerungen wurden von Jim Weill, Vorsitzender des Food Research and Action Center, aufgegriffen. »Damit drängt man die Menschen in ein Wohltätigkeitssystem hinein, das ohnehin schon überlastet ist und selbst dringend der Unterstützung bedarf«, sagte er.

Die Beendigung der Aufstockung der Lebensmittelhilfe war von einer überparteilichen Gruppe aus Demokraten und Republikanern durchgesetzt worden, die das Geld lieber für Bildung und Schulspeisung ausgeben wollten. Von den Kürzungen werden nicht nur Arbeitslose und ihre Familien betroffen sein, da mehr als die Hälfte der Bezieher der Lebensmittelhilfe einen Arbeitsplatz haben, aber nicht genug verdienen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. »Es heißt immer: ›Ich brauche etwas für meine Kinder.‹ Sie kommen nicht hierher und fragen nach Knabberzeug oder Snacks. Sie fragen nach Dingen wie Milch und Cerealien«, sagte Purvis. Vielen Eltern falle es schwer, ihren Kindern ein gesundes und ausreichendes Frühstück anzubieten, fügte sie hinzu.

Die Kürzungen werden »für viele Menschen praktisch katastrophale Folgen haben«, erklärte Ross Fraser, Sprecher von Feeding America,der größten amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation im Bereich Lebensmittelhilfe, in der Nachrichtensendung CBS News.

Bereits im vergangenen Monat führte ein zeitweiliger Absturz des Electronic-Benefit-Transfer-Systems (EBT-Systems) - die Empfänger der Hilfe erhalten die Unterstützung in Form aufladbarer Geldkarten - zu Plünderungen und Miniunruhen in einigen Wal-Mart-Filialen.

Als Reaktion auf den Absturz des EBT-Systems warnten einige Empfänger von Lebensmittelhilfe, sollte es nochmal zu einem solchen Fehler kommen, könnte dies zu Unruhen wie im Zusammenhang mit Rodney King kommen. 1992 war es in Los Angeles nach unverhältnismäßiger Polizeigewalt gegen den Afroamerikaner Rodney King zu Ausschreitungen gekommen, bei denen 53 Menschen starben und 2000 Personen verletzt wurden. Insgesamt entstand damals ein Sachschaden von mehr als einer Milliarde Dollar.

Neil Cavuto von der Nachrichtensendung Fox Newsbehauptete, das Heimatschutzministerium habe vor Kurzem 80 Millionen Dollar für Wachpersonal für den Gebäudeschutz in den Randregionen von New York bereitgestellt. Diese Ausgabe stehe im Zusammenhang mit befürchteten Unruhen aufgrund der gekürzten Lebensmittelhilfe.

Bereits zuvor war berichtet worden, das Heimatschutzministerium habe eine halbe Million Dollar für vollautomatische Pfefferspray-Gewehre und entsprechende Munition ausgegeben, die bei der Bekämpfung von Aufständen eingesetzt werden sollen.