Der Klimawandel wird auch die Europäer stärker unter extremen Wetterereignissen leiden lassen, warnen die europäischen Wissenschaftsakademien. Die zu erwartenden Folgen von Hitzewellen, Überflutungen und Stürmen seien "besorgniserregend".

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Über die Temperaturen schimpfen, den Regen verfluchen, vor Glätte warnen, die Sonne herbeisehnen - schon heute ist das Wetter ein wichtiges Thema alltäglicher Gespräche von Menschen.

In Zukunft könnten die Konversationen wegen des Klimawandels einen noch deutlich klagenderen Unterton bekommen, zeigt ein Report der europäischen Wissenschaftsakademien.

"Auch Europa spürt die steigenden Auswirkungen extremer Wetterereignisse", sagte Brian Heap, Leiter des Beratungskomitees der europäischen Akademien am Montag bei der Vorstellung eines Reports in Brüssel. "Von den vielen Leben, die bei Hitzewellen verloren gehen könnten, bis zu den wirtschaftlichen und menschlichen Verlusten bei Überflutungen und Stürmen - die Folgen sind besorgniserregend."

Generelle Trends, die für ganz Europa gelten, konnte die Arbeitsgruppe unter Führung der norwegischen Wissenschaftsakademie bei der Auswertung der veröffentlichten Studien nicht erkennen. Während der Süden Europas vor allem unter zunehmender Trockenheit und Hitze leiden dürfte, geht die Gefahr in Mittel- und Nordeuropa eher von Wasser und Wind aus.

So nehmen die Autoren des Reports an, dass die Spitzengeschwindigkeiten der Stürme im Mittel bis zum Ende dieses Jahrhunderts um bis zu 0,5 Meter pro Sekunde zunehmen könnten, und zwar in einem breiten Band, das von den Britischen Inseln über Norddeutschland bis nach Russland reicht. Im Mittelmeerraum zwischen Portugal und Israel ist eine entsprechende Abschwächung zu verzeichnen.

Weil auch extreme Regenfälle zunehmen dürften, erwarten die Experten deutlich häufigere Überschwemmungen. Was bisher als 100-Jahres-Flut galt, könnte in Teilen Deutschlands gegen Ende des Jahrhunderts einmal pro Jahrzehnt eintreten. In anderen Regionen ist mit extremem Hochwasser alle 40 bis 50 Jahre zu rechnen. Ähnliches gilt bei Hitzewellen: Mancherorts sind Temperaturen, die in der Vergangenheit allenfalls alle 50 Jahre auftraten, in Zukunft alle fünf Jahre zu erwarten.

Allein für Deutschland könnten im Lauf dieses Jahrhunderts die möglichen Verluste durch Stürme um 25 Prozent zunehmen, warnen die Experten. Die versicherten Schäden dürften sogar noch schneller steigen, hat der entsprechende Wirtschaftsverband ausgerechnet: bis 2070 im Mittel um 61 Prozent, im Ostteil Deutschlands sogar um mehr als 80 Prozent. Der Grund dafür ist, dass vermehrt Menschen mit Häusern und Betrieben in gefährdeten Gebieten siedeln, die dann von den zunehmenden Wetterextremen getroffen werden.

Im globalen Vergleich dürfte es Europa aber vergleichsweise mild treffen, zeigen die Daten des Reports. Während der Kontinent um 60 Prozent höhere Schäden als 1980 verzeichnet, haben sie sich in Asien, Ozeanien und Nordamerika mehr als verdreifacht.