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Mainz - Ein Mordopfer entpuppt sich als Vogelscheuche, ein herzkranker Rentner als abenteuerlustiger Charmeur und ein verärgerter Bahnkunde zieht blank: In rheinland-pfälzischen Polizeiberichten sind im vergangenen Jahr auch allerhand absurde Geschichten zu Protokoll genommen worden.

Gleich mehrmals wurden Beamte zu vermeintlichen Verbrechen gerufen, wie etwa im Mai in Niederscheidweiler in der Eifel. Dort entdeckten Spaziergänger eine Schaufensterpuppe, die mit einer Plastiktüte bedeckt an einen Baum gebunden war. Sie vermuteten einen Mord und alarmierten die Polizei.

Es stellte sich jedoch heraus, dass ein Angler die Plastikfrau dort festgemacht hatte, um Fischreiher zu verscheuchen. Die blutverschmierte Hand in einem Autofenster löste im März gar einen Großeinsatz aus. Ein Autofahrer hatte den Scherzartikel aus Plastik auf der Autobahn 61 zwischen Worms und Alzey im Fenster eines Kombis entdeckt und für echt gehalten. Beamte fanden Auto und Hand schließlich mittels Handyortung in einem Mainzer Parkhaus. Dem Besitzer könnte das Lachen vergehen: Unter Umständen muss er die Einsatzkosten von bis zu 20 000 Euro übernehmen.

Eine komplette und lebendige Frau tauchte im November in einem Auto in Bad Kreuznach auf - eineinhalb Tage nachdem sie sich nach einem kleineren Unfall aus Furcht vor der Polizei im Kofferraum versteckt hatte. Erst dann machte sich die 30-Jährige in einer Werkstatt bemerkbar, in die das beschädigte Auto abgeschleppt worden war. Die Frau hatte Essen und Trinken dabei, das Fahrzeug stand in einer beheizten Halle. Mögliches Motiv der 30-Jährigen: Sie hatte Alkohol und Drogen im Blut, als sie gegen eine Mauer gefahren war.

Angst vor Gesetzeshütern zeigte im Oktober auch ein Taxi-Fahrgast, der die Zeche prellen wollte. Allerdings war seine Flucht schlecht geplant: Der 27-Jährige stieg im pfälzischen Landstuhl direkt gegenüber von einer Polizeikontrollstelle aus der Droschke und rannte davon. Die Beamten ganz in der Nähe hatte er wohl übersehen - und wurde kurz darauf gefasst.

Ebenfalls festgesetzt, jedoch aus Versehen, wurde ein Kneipenbesucher im pfälzischen Enkenbach-Alsenborn. Der 49-Jährige war im Oktober zu nächtlicher Stunde in einem Nebenraum des Lokals eingeschlafen. Als er erwachte war es Sonntagmorgen, und alle Türen der Gaststätte waren verschlossen. Der Wirt hatte die Kneipe dichtgemacht und den Mann dabei versehentlich eingesperrt. Der 49-Jährige entschloss sich zum «Ausbruch» - und löste bei dem Versuch die Alarmanlage aus.

Mitte Januar fiel ein 26-Jähriger in der Pfalz unangenehm auf, der nach einer Fahrt mit der Regionalbahn von Landau nach Neustadt trotz knackiger Kälte die Hose runterließ - und sein blankes Gesäß zeigte. Der deftige Gruß galt der Fahrscheinprüferin, mit der er zuvor wegen des Fahrpreises in Streit geraten war. Die Frau zeigte den Mann wegen Beleidigung an.

Für heitere Momente auf der Wache dürfte auch der Fall eines Rentnerpaares an der Mosel gesorgt haben. Mitte September war ein hüft- und herzkranker Senior seiner Gattin beim Wandern davongelaufen. Während seine Frau ihn in den Weinbergen suchte, trank er «mit einer jüngeren Dame ein Käffchen», wie die Polizei in Cochem berichtete. Die 75-jährige Ehefrau war nach fünfstündiger Suche «sehr aufgelöst» zur Wache gegangen.

Diese veranlasste bei Einbruch der Dunkelheit eine große Suchaktion mit Feuerwehr, Bergwacht, Suchhunden, Krankenwagen und Rettungshubschrauber mit Wärmebildkamera. Bis der 76-Jährige wohlbehalten bei der Polizei anrief. Sein Verschwinden im Weinberg erklärte er damit, dass er nicht dauernd auf seine schon 75-jährige Gattin habe warten wollen.