In Brasilien haben Wissenschaftler einen kleinen Diamanten entdeckt, in dessen Innern sie erstmals irdisches Ringwoodit nachweisen konnten. Aus dem Wassergehalt des Edelsteins, der vermutlich aus der Übergangszone zwischen Oberem und Unterem Erdmantel stammt, schließen die Forscher, dass es in eben dieser Übergangszone ähnlich große Mengen an flüssigem Wasser geben könnte, wie in allen Ozeanen zusammen. Die Diskussion über Theorien um gewaltige Ozeane im Erdinnern erhält durch den Fund neue Nahrung.

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© University of AlbertaInfografik: Der erste Fund irdischen Ringwoodits in einem brasilianischen Diamant legt gewaltige Wassermengen im Erdinnern nahe (Illu.).
Alberta (Kanada) - Bislang vermuteten Geologen zwar, dass Ringwoodit in der 400 bis 700 Kilometer tiefen Übergangsschicht zwischen den Erdmantelteilen vorkommt, eindeutig nachgewiesen konnte es bislang aber nur im Innern von außerirdischen Asteroiden werden. Während die Kristallinstruktur von künstlich hergestellten Ringwoodit-Kritsallen eigentlich als Wasserspeicher ungeeignet erscheint, sorgen Lücken in dieser Struktur für einen ungewöhnlich hohen Wassergehalt von bis zu 2,5 Volumenprozent.

Auch der Ringwoodit-Diamant aus Brasilien beinhaltet einen bedeutenden Wassergehalt von 1,5 Prozent seines Eigengewichts und nährt somit erneut frühere Theorien über gewaltige Wassermengen in 410 bis 660 Kilometern Tiefe.

"Diese Probe liefert einen wirklich starke Bestätigung für die Vorstellung, dass es in dieser Erdschicht viel Wasser gibt", erklärt Teamleiter Professor Graham Pearson von der University of Alberta aktuell im Fachjournal Nature. "Hier könnte es demnach genau so viel Wasser geben, wie in allen Weltmeeren zusammen."

Immer noch sind Experten über die Zusammensetzung der Übergangszone uneins. Während die einen diese Zone für einen gewaltigen Wasserspeicher halten, glauben andere, sie sei staubtrocken. Der Nachweis von Wasser unterhalb der Erdkruste hätte bedeutenden Auswirkungen über das Wissen über Vulkanismus und Plattentektonik und für Modelle darüber, wie Gestein unterhalb der Erdkruste schmilzt, sich abkühlt und verschiebt: "Ein Grund dafür, dass unsere Erde ein so dynamischer Planet ist, ist die Anwesenheit von Wasser im Planeteninnern", so Pearson abschließend. "Wasser verändert unser gesamte Vorstellung davon, wie ein Planet funktioniert."

Quelle: ualberta.ca