AKW Fukushima
© dpaDurch einen rund 20 Zentimeter langen Riss im Bereich des Reaktorgebäudes 2 war am Wochenende bereits radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik gelaufen.
Der AKW-Betreiber Tepco lässt radioaktives Wasser ins Meer ab. Doch das verseuchte Wasser könnte katastrophale Auswirkungen für den Pazifik haben. Es ist 100 Mal stärker verstrahlt als rechtlich zulässig.

Die japanische Regierung befürchtet katastrophale Auswirkungen für den Pazifik, wenn weiterhin radioaktiv verseuchte Substanzen aus dem havarierten AKW Fukushima ins offene Meer strömen. „Wir müssen die Ausbreitung in den Ozean so bald wie möglich stoppen“, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. „Wenn die gegenwärtige Lage mit der Anreicherung radioaktiver Substanzen über lange Zeit anhält, wird es riesige Auswirkungen auf den Ozean haben“, sagte Edano. Die Betreiberfirma Tepco forderte er auf, schnell zu handeln.

AKW-Betreiber Tepco ließ am Montag zehn Millionen Liter schwach radioaktives Wasser ins Meer ab, um Platz in den Reaktoren für stärker belastetes Kühlwasser zu schaffen. Es sei 100 Mal stärker verstrahlt als rechtlich zulässig, teilte das Unternehmen mit.

Badesalz soll bei der Suche nach Leck helfen

Techniker am AKW suchten derweil immer noch nach einem Leck im Kraftwerk, aus dem radioaktive Substanzen austreten. Durch den Einsatz von Badesalz sollte Kühlwasser eingefärbt werden, um das Leck zu finden. Am Wochenende war der Versuch gescheitert, Risse im Fundament des Reaktors 2 zu stopfen. Außerdem plant der Betreiber den Bau einer Barriere im Meer, um zu verhindern, dass radioaktiv verseuchter Schlamm in den offenen Ozean getrieben wird. Die Errichtung der Barriere werde jedoch mehrere Tage dauern, sagte der Vize-Direktor der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama.

Hilfe naht derweil aus Russland: Mit einem Spezialschiff zur Entsorgung von Atommüll wollen die Russen beim Abpumpen von radioaktiv verseuchtem Wasser aus dem havarierten Atomkraftwerk helfen. Die schwimmende Aufbereitungsanlage „Landysch“ (Maiglöckchen) war vor zehn Jahren für etwa 25 Millionen Euro von Japan finanziert worden, um Abfall von ausgemusterten russischen Atom-U-Booten unschädlich zu machen. Die Leihgabe sei ein symbolischer Akt, sagte ein Sprecher des Staatsunternehmens Rosatom am Montag nach Angaben der Agentur Ria Nowosti. „Wir sind bereit, unseren Freunden zu helfen - so, wie sie uns einst geholfen haben.“ Das Spezialschiff kann bis zu sieben Millionen Liter flüssigen radioaktiven Müll pro Jahr aufbereiten.

Japaner fordern Regierungsbeteiligung der Opposition

Angesichts der größten Katastrophe in Japan seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs spricht sich eine große Mehrheit der japanischen Wähler für eine Beteiligung der oppositionellen Demokratischen Partei an der Regierung aus. Bislang gibt es jedoch keine Anzeichen für einen solchen Schritt. Trotz der Kritik am Krisenmanagement wuchs die Unterstützung für Ministerpräsident Naoto Kan. Die Zustimmung zur Arbeit der Regierung stieg einer Umfrage der Zeitung „Yomiuri“ zufolge auf 31 Prozent nach 24 Prozent vor der Krise.
Bei der Naturkatastrophe wurden fast 28.000 Menschen getötet oder gelten als vermisst. Die Regierung hat den Schaden auf bis zu 300 Milliarden Dollar geschätzt.

cp/Reuters