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© Natalia Bratslavsky, iStockBald nicht mehr abgeschieden: Kanadas Nationalparks sollen mit WLAN ausgerüstet werden
Für die einen ist es eine gute Nachricht, Naturschützer schreien auf: Kanadas Regierung will seine Nationalparks großflächig mit WLAN ausstatten. Dann könnte es mit der viel gerühmten Einsamkeit bald vorbei sein. Das Ziel ist jedoch nicht der Erhalt von Stille und Abgeschiedenheit, sondern eine erhöhte Attraktivität für junge Leute. Denn die Besucherzahlen sind in den letzten Jahren deutlich gesunken.

„Horch mal, ein seltener Vogel!“ - Weit gefehlt, das war nur der Handysound aus dem Nachbarzelt ... Ein solches Szenario könnte bald in Kanadas Nationalparks Wirklichkeit werden. Denn die Regierung von Kanada plant, 44 Nationalparks mit insgesamt 150 WLAN-Hotspots auszustatten. Hehres Ziel ist nicht etwa eine erhöhte Sicherheit, sondern das Anlocken von jungen Gästen. Diese würden sich immer seltener fürs Paddeln, Wandern oder Zelten begeistern. Demnach sind auch die Besucherzahlen deutlich gesunken: um knapp zehn Prozent in den letzten zehn Jahren. Mit der WLAN-Offensive will man die Attraktivität für die neue Generation nun steigern.

Die Frage ist nur: Wer einen Urlaub in Kanadas Wildnis macht, ist in der Regel auf der Suche nach Einsamkeit und Ursprünglichkeit. Verträgt sich das auch mit der geplanten Vernetzung? Viele Naturliebhaber betonen, dass sie zwar gerne auf Social-Media-Kanälen unterwegs seien, im Kanada-Urlaub aber einmal komplett abschalten und nicht erreichbar sein wollen.

Die Park-Verwalter beschwichtigen: Die meisten Hotspots sollen in der Nähe von Infozentren oder auf Campingplätzen entstehen. Auch der Bau von Funkmasten soll sich in Grenzen halten. Man wird sehen. Beifallsüchtige werden sich jedenfalls freuen, wenn sie jede Grizzly-Bär-Sichtung ad hoc auf Facebook verbreiten können ...