15.04.2011 - In Syrien ist Augenzeugenberichten zufolge die Polizei mit Tränengas und Schlagstöcken gegen Demonstranten vorgegangen. Bis zu 100.000 Demonstranten gingen in der Hauptstadt Damaskus auf die Straße um mehr Demokratie zu fordern.

Die Polizei in Syrien ist Augenzeugen zufolge am Freitag mit Tränengas und Schlagstöcken gegen bis zu 100.000 Demonstranten vorgegangen, die auf die Hauptstadt Damaskus zu marschierten und mehr Demokratie forderten. Andere Demonstrationen in mehreren syrischen Städten verliefen hingegen friedlich. Erstmals zeigte auch das syrische Staatsfernsehen Bilder von Protesten in mehreren Städten und berichtete von 300 Demonstranten in Duma, einem Vorort von Damaskus. Die Angaben konnten nicht von unabhängigen Stellen bestätigt werden.

Die Demonstranten in Duma hielten gelbe Karten als Warnungen an das Regime in die Höhe. „Nächstes Mal werden wir mit roten Karten kommen“, sagte einer von ihnen der Nachrichtenagentur AP in einem Telefonat.

Auch in der südlichen Stadt Daraa, der Hochburg der Protestbewegung, demonstrierten nach Angaben von Aktivisten und Augenzeugen wieder etwa 20.000 Menschen. In Sprechchören skandierten sie: „Freiheit, Freiheit“. Dort gab es im Gegensatz zu den Protesten der vergangenen Wochen keine Anzeichen von Gewalt durch die Polizei.

Human Rights Watch wirft Syrien Folter vor

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf den Sicherheitskräften und Geheimdiensten unterdessen vor, Hunderte Demonstranten bei den Protesten der vergangenen Wochen festgenommen und gefoltert zu haben.

Beim gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten sollen nach Angaben der Demokratiebewegung bislang mehr als 200 Menschen getötet worden sein. Human Rights Watch zufolge wurden Hunderte willkürlich festgenommen und „Folter und Misshandlung“ ausgesetzt.

Die Organisation forderte die syrischen Behörden auf, umgehend die Folter einzustellen und alle Demonstranten, Aktivisten und Journalisten freizulassen. „Es kann keine echten Reformen in Syrien geben, wenn die Sicherheitskräfte ungestraft Menschen misshandeln“, erklärte der stellvertretende Leiter der Sektion Nahost, Joe Stork. „Präsident Assad muss seine Sicherheitsdienste an die Kandare nehmen und sie für willkürliche Festnahmen und Folter zur Rechenschaft ziehen.“

Offenbar um die Lage zu beruhigen, hatte Assad am Donnerstag die Freilassung von Inhaftierten angeordnet. Ein syrischer Journalist berichtete der Nachrichtenagentur AP am Freitag, dass er nach 16-tägiger Haft gegen Mitternacht freigekommen sei. In der Haft sei er ausgepeitscht und geprügelt worden, sein Kopf sei kahl geschoren worden.