Kommentar: Es ist interessant, dass auf das erfolgreiche Abspaltungs-Referendum in der Krim und in der Ost-Ukraine (das aber leider blutig totgeschlagen wurde) nun auch Schottland und Katalonien diesen Beispielen folgen. Dies zeigt einmal mehr die Lächerlichkeit der Berichterstattung der Massenmedien über solche Dinge: Referenden für Unabhängigkeit sind keine Terrorismus-Aktionen sondern sind ein völlig legitimer Wunsch von Bürgergruppierungen. Aber mit 9/11 wurde global das Feindbild von angeblichen Terroristen geschaffen, und diese Taktik ist aus psychologischen Gründen leider immer noch sehr wirksam. Auch wird der manipulierende Begriff "Separatisten" von den Medien absichtlich und oft eingesetzt.




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Wenige Tage vor dem Unabhängigkeitsreferendum in Schottland liefern sich Befürworter und Gegner der Abspaltung ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch in Spanien fordern mehr als eine Million Menschen ein unabhängiges Katalonien.


Hat Großbritanniens Premier David Cameron das Ruder doch noch herumgerissen?

Eine knappe Woche vor dem Referendum über eine Unabhängigkeit Schottlands führt das Lager der Gegner einer Abspaltung laut einer neuen Umfrage wieder knapp. Wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervorgeht, würden 52 Prozent gegen die Unabhängigkeit stimmen, 48 Prozent wären dafür.

Am Samstag hatten die Befürworter einer Abspaltung Schottlands zum ersten Mal in einer Umfrage eine Mehrheit erreicht - das Ergebnis hatte die Londoner Politik alarmiert. Am Mittwoch appellierten die Vorsitzenden der drei wichtigsten britischen Parteien eindringlich an die Schotten, gegen eine Abspaltung zu stimmen.

Ein Auseinandergehen der britischen Nationen "würde mir das Herz brechen", sagte Premierminister David Cameron in
Edinburgh. Auch der Liberalen-Chef Nick Clegg und Oppositionsführer Ed Miliband wandten sich leidenschaftlich gegen eine Abspaltung.

Die Schotten stimmen am 18. September per Referendum über die Loslösung von Großbritannien ab. Die Frage lautet: "Sollte Schottland ein unabhängiges Land sein?". Die Wahlberechtigten dürfen zustimmen oder ablehnen. Eine dritte Antwortmöglichkeit - vollständige Autonomie in inneren Angelegenheiten bei einem gleichzeitigen Verbleib in Großbritannien - hatte die britische Regierung von Premierminister David Cameron im Vorfeld kategorisch abgelehnt.

Bei einem Sieg des "Ja"-Lagers wird damit gerechnet, dass es rund 18 Monate dauern würde, bis Schottland formal unabhängig wäre.

Britische Medien spekulieren über einen Rücktritt Camerons, sollte er ein Ende der mehr als 300 Jahre währenden Union mit Schottland verantworten müssen.

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Auch in Spanien spitzt sich der Streit um die Abspaltung Kataloniens weiter zu. Bei einer der größten Kundgebungen in der Geschichte Barcelonas haben Hunderttausende Menschen am Donnerstag die Abspaltung Kataloniens von Spanien gefordert. Die städtische Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 1,8 Millionen. Damit wäre der vor einem Jahr mit 1,6 Millionen aufgestellte Rekord gebrochen worden.

Sie forderten bei der Kundgebung anlässlich des 300. Nationalfeiertags Kataloniens, dass das für den 9. November angekündigte Referendum über die politische Zukunft Kataloniens auch wirklich stattfinden soll. Die Zentralregierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy in Madrid weist diese Volksbefragung als illegal zurück und will sie nach eigenen Angaben „mit allen Mitteln“ verhindern.

„Stellen Sie die Wahlurnen bereit“, forderte die Präsidentin der Separatisten-Bewegung Katalanische National-Versammlung (ANC), Carme Forcadell, den Chef der Regionalregierung, Artur Mas, auf. Die Demonstranten jubelten, darunter auch Politiker verschiedener Parteien, Gewerkschaftsvertreter, Künstler und Sportler. Unter den Teilnehmern war auch Fußball-Star Gerard Piqué vom FC Barcelona.

Zu Beginn der Feiern warnte Artur Mas, der Chef der Regionalregierung, die Regierung in Madrid: „Ein Volk zum Schweigen zu bringen, das sich äußern möchte, ist ein Fehler.“ Katalonien ist mit 7,6 Millionen Einwohnern für Spanien eine sehr wichtige Region: Trotz Wirtschaftskrise und einer Arbeitslosenquote von mehr als 22 Prozent wird dort rund ein Fünftel des gesamten Bruttoinlandsprodukts des südeuropäischen Landes erwirtschaftet. Die Befürworter der Loslösung von Spanien meinen, ein unabhängiges Katalonien würde einen höheren Lebensstandard erreichen.