Der syrische Präsident bekommt den Aufstand trotz Repressionen nicht mehr in den Griff. Hinter den Kulissen sollen die USA die Regimegegner massiv unterstützt haben - schreibt eine US-Zeitung, die sich auf Wikileaks bezieht.

Demonstranten in Syrien
© AFPIn der Syrischen Stadt Daraa protestieren Demonstranten.
Die USA haben einem Zeitungsbericht zufolge seit Jahren heimlich die Opposition in Syrien finanziert. Seit 2006 habe das US-Außenministerium auf versteckten Kanälen rund sechs Mio. Dollar (gut 4,1 Mio. Euro) an die Gegner des Präsidenten Baschar al-Assad transferiert. Das schreibt die "Washington Post" am Montag unter Berufung auf vertrauliche Diplomatendepeschen. Sie waren von der Enthüllungswebsite Wikileaks publiziert worden.

Das Geld sei auch an die Betreiber des regierungskritischen TV-Senders Barada TV gegangen, der sein Programm von London aus in Syrien verbreitet. Der Kanal nahm seinen Betrieb im April 2009 auf und weitete seine Operation seit Beginn der Massenproteste gegen Assad nochmals aus. Nach dem Zeitungsbericht soll dies Teil einer lang angelegten Kampagne sein, um Assad zu stürzen.

Die von Wikileaks offengelegte Depesche kam aus der US-Botschaft in Damaskus. Darin äußerten sich Diplomaten besorgt darüber, dass der syrische Geheimdienst Fragen zur Unterstützung der US-Regierung für die syrische Opposition stellen könnte. Ein Top-Diplomat wird mit den Worten zitiert, er sei besorgt, dass syrische Behörden "unzweifelhaft jegliche US-Unterstützung für illegale politische Gruppen als gleichbedeutend mit der Unterstützung eines Regimewechsels" ansehen würden.

Präsident Assad hatte zuletzt Reformen zugesagt, konnte aber damit die oppositionelle Bewegung nicht beschwichtigen. Am Sonntag zogen Zeugenberichten zufolge wieder Tausende Menschen mit der Forderung nach Freiheit und Demokratie unter anderem durch die bislang ruhig gebliebene zweitgrößte Stadt Aleppo.

Die Beziehungen Syriens zu den USA sind seit Jahren gespannt. Syrien zählt zu den entschiedensten Gegnern Israels und gilt als Unterstützer radikaler Gruppen, etwa im Libanon. Nach dem Bericht der Washington Post hat US-Präsident Barack Obama die von seinem Vorgänger George W. Bush begonnene Unterstützung der syrischen Opposition fortgesetzt. Demnach sollen mindestens bis September 2010 Gelder geflossen seien.

Nach Ausbruch der Protestwelle in Syrien hat Obama die Gewalt gegen Demonstranten in Syrien scharf verurteilt und Assad aufgerufen, die Repression seines Volkes zu beenden. Allerdings hat Obama vergangenen Januar auch erstmals seit sechs Jahren wieder einen Botschafter nach Damaskus entsandt. Die Washington Post berichtet, das Außenministerium in Washington wollte sich weder etwas zur Echtheit der Diplomatenberichte noch zur angeblichen finanziellen Unterstützung der Oppositionsgruppen äußern.