Notunterkunft Japan
© APNotunterkunft nahe Fukushima: Flüchtlinge suchen sich Klamotten heraus
Die AKW-Katastrophe in Fukushima vertreibt Zehntausende Japaner aus ihren Häusern. Nach der Ausweitung der Sperrzone hat Tokio den Bürgern ein Ultimatum gestellt: Binnen fünf Wochen müssen sie ihren Heimatort verlassen. Für Schulen und Spielplätze wurde ein Strahlengrenzwert definiert.

Tokio - Die Menschen stehen vor dem Nichts: Binnen fünf Wochen müssen rund 10.500 Bewohner mehrerer Städte nahe Fukushima ihre Häuser verlassen. Die japanische Regierung forderte die Bürger ultimativ auf, drei Orte außerhalb der 20-Kilometer-Sperrzone zu räumen. Die Bürger von Iitate, Katsurao, Namie und teilweise auch Kawamata und Minamisoma hätten dafür bis Ende Mai Zeit, sagte Regierungssprecher Yukio Edano.

Die Regierung weitet damit die 20-Kilometer-Sperrzone faktisch aus. Dort mussten schon etwa 80.000 Überlebende des Tsunamis vor sechs Wochen vor der Radioaktivität fliehen. Außerdem legten die Behörden einen vorläufigen Grenzwert für die Strahlenbelastung an Schulen fest.

Schulen und Spielplätze dürfen demnach nur aufgesucht werden, solange die Strahlendosis unter freiem Himmel nicht mehr als 3,8 Mikrosievert pro Stunde beträgt, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press. Wenn sich ein Mensch bei diesem Strahlenwert jeden Tag acht Stunden lang draußen aufhält, sammelt er nach Regierungsangaben binnen Jahresfrist eine Radioaktivität von rund 20 Millisievert an.

Die Pläne für den Wiederaufbau gehen derweil voran: Auf die japanischen Steuerzahler dürften dabei enorme Kosten zukommen. Das Kabinett von Ministerpräsident Naoto Kan einigte sich auf einen Nachtragshaushalt in Höhe von 4,02 Billionen Yen (33,4 Milliarden Euro). Neue Schulden sollen jedoch vermieden werden.

Die Sperrzone um die Atomruine trat um Mitternacht (Ortszeit) in Kraft. Das Gebiet im Umkreis von 20 Kilometer um das zerstörte AKW herum darf jetzt nur noch mit staatlicher Genehmigung betreten werden. Derweil versucht Japan, die Auswirkungen der Katastrophe auf die Wirtschaft einzudämmen. So lässt der Staat ab dem kommenden Donnerstag seine Überseeschiffe und Container auf radioaktive Strahlen untersuchen, um Befürchtungen im Ausland auszuräumen, wie Transportminister Akihiro Ohata am Freitag sagte.

Bis Ende Mai 30.000 vorübergehende Unterkünfte

Hart getroffen von den Folgen des Erdbebens und Tsunami wurde auch die Autoindustrie. Der weltgrößte Autobauer Toyota rechnet erst gegen November oder Dezember mit einer Normalisierung der Produktion. In dieser Woche war die Fertigung an allen Standorten in Japan wieder angelaufen, allerdings vorerst nur mit halber Auslastung. Es fehlen immer noch Teile von Zulieferern. Toyotas eigene Teilewerke fielen ebenfalls vorübergehend aus. Das bremst auch die Produktion im Ausland.

Um den Wiederaufbau voranzutreiben, will die Regierung den Entwurf für den geplanten Nachtragshaushalt am nächsten Donnerstag dem Parlament vorlegen. Der Etat soll voraussichtlich am 2. Mai verabschiedet werden. Damit will der Staat unter anderem die Beseitigung von Trümmern, den Wiederaufbau von Straßen und Häfen sowie die Errichtung von Behelfshäusern finanzieren, hieß es. Kan erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo, man wolle bis Ende Mai 30.000 vorübergehende Unterkünfte errichten.