Massenproteste Syrien
© AFPProteste in Syrien: Allein am Freitag soll es mehr als 60 Tote gegeben haben.
Erschreckende Bilanz in Syrien: Bei den Protesten gegen das Regime von Präsident Assad sind nach Angaben von Menschenrechtlern bislang mehr als 500 Menschen umgekommen. Nach Augenzeugenberichten rücken immer mehr Soldaten in Daraa ein. Die Stadt gilt als Hochburg der Protestbewegung.

Beirut - Die Gewalt in Syrien nimmt kein Ende - und sie fordert immer neue Opfer: Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen haben die Demonstrationen gegen das Regime mittlerweile etwa 500 Menschen das Leben gekostet.

Und die syrischen Streitkräfte ziehen nach Augenzeugenberichten immer mehr Truppen in der abgeriegelten Stadt Daraa zusammen. Am Samstagmorgen seien weitere Soldaten mit vier Panzern und 20 gepanzerten Truppentransportern in Daraa eingerückt, berichtete ein Bewohner.

Die Stadt im Süden des Landes gilt als Hochburg der Protestbewegung gegen Präsident Baschar al-Assad. Bereits am vergangenen Montag waren Tausende Soldaten in Daraa einmarschiert und hatten die Stadt weitgehend abgeriegelt.

Am Freitag wurden bei einem weiteren Einsatz von Sicherheitskräften gegen Regierungsgegner nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights mindestens 62 Menschen getötet. In der Hauptstadt Damaskus wurden die Bewohner auf Plakaten der Regierung dazu aufgerufen, "zu ihrer eigenen Sicherheit" zu Hause zu bleiben.

Der Uno-Menschenrechtsrat billigte am Freitag Ermittlungen zur blutigen Niederschlagung der Proteste in Syrien. Zudem wurde die Regierung aufgefordert, umgehend alle politischen Gefangenen freizulassen und die Beschränkungen für Journalisten und das Internet aufzuheben.

Türkei nimmt mehr als 200 Flüchtlinge auf

Die USA verhängten Sanktionen gegen Vertraute von Präsident Assad. Auch die EU brachte Sanktionen gegen das syrische Regime auf den Weg. Die Botschafter der Mitgliedstaaten gaben grünes Licht für Strafmaßnahmen gegen den Präsidenten und seine Gefolgsleute, wie aus Diplomatenkreisen in Brüssel verlautete. Damit soll der Druck auf das Regime erhöht werden, die blutige Niederschlagung der Demonstrationen zu beenden.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) sprach sich für zügige Strafmaßnahmen gegen Syrien aus. Es sei erforderlich, dass die Sanktionen schnell verhängt würden, sagte er dem Berliner Tagesspiegel.

Neben einem Waffenembargo nannte der Minister das Einfrieren des Vermögens der syrischen Führung sowie Reisebeschränkungen für die Verantwortlichen als mögliche Schritte. Außerdem müsse der Entwurf für das Assoziierungsabkommen der EU mit Syrien erst einmal gestoppt werden. Das Ergebnis der Beratungen begrüßte Westerwelle als klares Signal der EU gegenüber dem Land.

Die Türkei hat am Freitag im Grenzgebiet zu Syrien mehr als 200 syrische Flüchtlinge aufgenommen. Wie die Nachrichtenagentur Anatolia berichtete, durchbrachen die Syrer, darunter Frauen und Kinder, einen Stacheldrahtzaun und gelangten nahe der Stadt Yayladagi in der Provinz Hatay auf türkisches Gebiet.

Sie schwenkten demnach türkische Fahnen und riefen "Wir wollen Demokratie" und "Wir wollen wie die Türken leben". Sie seien von den dortigen Behörden in eine Sporthalle in Yayladagi gebracht, mit Essen versorgt und identifiziert worden, berichtete Anatolia weiter.