Papst Benedikt XVI. hat seinen verstorbenen Vorgänger Johannes Paul II. selig gesprochen. Hunderttausende Pilger und Gläubige aus der gesamten Welt versammelten sich zu der Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom. Unter nur leicht bewölktem Himmel hatten sich etwa 90 hochrangige Delegationen aus aller Welt für die Seligsprechung eingefunden, darunter 16 Staatspräsidenten sowie Vertreter von fünf Königshäusern.

Seligsprechung in Rekordzeit

Johannes Paul II. wird eine Wunderheilung zugesprochen - eine Voraussetzung für die Seligsprechung. Eine französische Nonne, bei der die Parkinson-Krankheit festgestellt wurde, wandte sich nach eigener Aussage in Gebeten an den 2005 gestorbenen Johannes Paul. Die Krankheit sei dann auf unerklärliche Weise verschwunden. Das Seligsprechungsverfahren war in Rekordzeit abgewickelt worden. Viele hatten bei der Beerdigung am 8. April 2005 bereits laut gefordert, Johannes Paul direkt heiligzusprechen, was Benedikt nicht wollte.

Über eine Million Pilger hatten sich für die Zeremonie in Rom versammelt, sie konnten den feierlichen Akt auch von insgesamt 14 Großbildschirmen auf zentralen Plätzen der Ewigen Stadt verfolgen. Joseph Ratzinger nahm - wie nicht immer üblich - selbst die Seligsprechung seines früheren Mentors vor. Damit schrieb erstmals ein Papst seinen direkten Vorgänger in das Buch der Seligen ein.

Papst setzt Regel des Kirchenrechts außer Kraft

Die Zeremonie zur Seligsprechung ist die letzte Stufe vor einer Heiligsprechung. Das kirchliche Verfahren zur Seligsprechung kann normalerweise erst fünf Jahre nach dem Tod einer Person beginnen. Papst Benedikt durfte diese Regel nach dem Kirchenrecht aber außer Kraft setzen.

Zahlreiche Polen haben "den polnischen Papst" Johannes Paul, der in seinem Heimatland äußerst beliebt ist, am Tag seiner Seligsprechung ebenfalls gefeiert. Rund 100.000 Menschen versammelten sich am Wallfahrtsort Lagiewniki in Krakau, um auf einer Großleinwand die Zeremonie im Vatikan zu verfolgen. In der Kapelle in Lagiewniki hatte sich Karol Wojtyla bereits im Zweiten Weltkrieg auf dem Weg zur Arbeit gebetet. Auch zum Geburtsort Johannes Pauls, Wadowice, pilgerten tausende Gläubige. In der südpolnischen Stadt wurde auch Regierungschef Donald Tusk erwartet. Seit dem frühen Morgen warteten auf dem Pilsudski-Platz in Warschau ebenfalls zahlreiche Menschen auf die Übertragung der Feierlichkeiten aus Rom.