tunesischer Ex-Präsident Ben Ali
© Jacky Naegelen/ReutersDer tunesische Ex-Präsident Zine al Abidine Ben Ali
Jahrelang hatte er sein Volk unterdrückt, nun soll der tunesische Präsident Ben Ali vor Gericht. Ihm werden Anstiftung zu Chaos, Mord und Plünderung vorgeworfen.

Tunesiens Justiz hat gegen den gestürzten tunesischen Präsidenten Sajn al-Abadin Ben Ali Anklage erhoben. Hintergrund ist die gewaltsame Unterdrückung der Protestbewegung seines Landes bis zu seinem Sturz im Januar. Ben Ali und seiner Frau Leila Trabelsi würden "Verschwörung gegen die innere Sicherheit" zur Last gelegt, meldete die Nachrichtenagentur TAP unter Berufung auf das Justizministerium des nordafrikanischen Landes.

Zu den weiteren Anklagepunkten gehöre zudem "Anstiftung zu Chaos, Mord und Plünderung". Nach Angaben von Justizminister Lazhar Karoui Chebbi wurden gegen Ben Ali bisher 18 Klagen eingereicht, unter anderem auch wegen Drogenkonsums, Drogenhandels und Mordes.

Nach wochenlangen Protesten gegen seine Führung hatte Ben Ali am 14. Januar das Land verlassen und sich ins saudiarabische Exil geflüchtet. Sein Sturz gab den Anstoß für zahlreiche weitere Revolten in der arabischen Welt.

In Tunesien selbst hat sich die Parteien- und Medienlandschaft seither grundlegend geändert. Nach Angaben des Innenministeriums in Tunis wurden seit Mitte Januar 55 neue Parteien gegründet, während zu Zeiten Ben Alis nur acht Parteien zugelassen waren. Dominiert wurde das politische Geschehen damals von der inzwischen aufgelösten Regierungspartei RCD von Ben Ali.

Unter den neu zugelassenen Parteien ist nun auch islamische Bewegung En-Nahda (Wiedergeburt), die bereits vor 30 Jahren gegründet wurde. In Tunesien wird im Juli eine verfassungsgebende Versammlung gewählt, die eine neue Staatsordnung ausarbeiten soll.