Mit einer raffinierten Textanalyse haben Forscher ein Persönlichkeitsprofil des großen Dramatikers erstellt. So lässt sich klären, wer hinter einem umstrittenen Werk steckt.

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© public domainStich von Benjamin Holl, nach einem Porträt von Jacobus Houbraken
Seit Jahren entwickelt der Psychologe James Pennebaker von der University of Texas in Austin raffinierte Analysetools, um anhand von sprachlichen Eigenheiten eines Verfassers auf dessen Persönlichkeit zurückzuschließen. Nun hat er gemeinsam mit seinem Kollegen Ryan Boyd diese Technologie auf das Gesamtwerk William Shakespeare angewandt und ein Persönlichkeitsprofil des großen englischen Literaten erstellt.

Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass ein umstrittenes Werk tatsächlich aus Shakespeares Feder stammt. "Double Falsehood" wurde über hundert Jahre nach seinem Tod im Jahr 1728 von Lewis Theobald veröffentlicht. Der behauptete, das Stück aus drei Manuskripten kompiliert zu haben, die Shakespeare gemeinsam mit dem Dramatiker John Fletcher verfasst habe - eine Behauptung, die seither von Fachleuten angezweifelt wurde, zumal die genannten Schriften zwischenzeitlich verloren gingen.

Pennebaker und Boyd analysierten nun 33 Stücke von Shakespeare, 12 von Theobald und 9 von John Fletcher und ermittelten die Persönlichkeitseigenschaften der drei Verfasser. Die Auswertung zeigte, dass "Double Falsehood" sowohl Züge von Shakespeare als auch von Fletcher zeigte, nicht aber von Theobald. Die ersten Akte des Stücks entsprachen dabei am ehesten dem prominenteren der beiden Autoren, die späteren scheinen hingegen maßgeblich auf Fletcher zurückzugehen.

Aus den Werken gehe hervor, dass der Autor von "Double Falsehood" gesellig und recht gebildet war, was zu Shakespeare passe, nicht aber zu Theobald, der seinen Zeitgenossen zufolge hoch gebildet war, aber auch eher steif und schroff.

Die Analysetools von Pennebaker und Kollegen orientieren sich an einer zentralen Erkenntnis: Um ein Bild der Persönlichkeit zu erhalten, sollte man nicht auf den Inhalt der Werke schauen, sondern vor allem scheinbar nebensächliche Merkmale der Sprache berücksichtigen. Die Software zählt beispielsweise wie häufig bestimmte Wortarten auftauchen oder welche Pronomen besonders selten sind. Diese Elemente lassen sich bewusst kaum kontrollieren, argumentieren die Forscher, trotzdem verraten sie am meisten über den Verfasser. Das ergab zumindest jahrelange Detailarbeit, in der sie Dutzende dieser sprachlichen Eigenheiten mit Persönlichkeitsprofilen in Verbindung gebracht haben, wie sie etwa aus psychologischen Standardfragebögen hervorgehen.