Es war abzuwarten, dass sich nach dem Tod Osama Bin Ladens, auch die israelische Regierung melde und ihre Kommentare dazu gebe. Benjamin Netanjahu hat es zurzeit gar nicht so leicht, denn von überall lauern neue Gefahren für diesen (nun nicht mehr alleinigen) demokratischen Staat im Nahen Osten. Die israelische Regierung fühlt sich in die Enge getrieben.

Zum einen steht eine ägyptische Übergangsregierung für eine Politik, die Israel ganz und gar nicht behaart. Zum anderen haben sich Hamas und Fatah versöhnt und wollen nun eine Einheitsregierung bilden, die in die Gründung eines unabhängigen Palästinas führen soll. Nicht zu vergessen: Der Tod von Osama bin Laden wurde von Netanjahu genutzt, um gegen den Iran eine neue Kampagne zu starten.

Im vergangenen Jahr suchte Israel schon einmal Verbündete im Kampf gegen den Iran und das iranische Atomprogramm, dabei lagen Angriffspläne auf die Atomkraftwerke schon im Schubkasten der Verantwortlichen. Im vergangenen Jahr fand Israel aber keine Unterstützung für seine Angriffspläne. Man setzte lieber auf diplomatische Verhandlungen, gepaart mit Sanktionen.

Während im vergangenen Jahr die Uneinsichtigkeit des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad und dessen Atomprogramm immer wieder für Schlagzeilen sorgten, ist es in diesem Jahr ziemlich ruhig geworden. Es gibt ja nun auch genügend andere spektakuläre Entwicklungen, die sicher interessanter sind, als der ständige Streit mit dem Iran um das Atomprogramm.

Nachdem Osama bin Laden nun tot ist und die Amerikaner nach einem neuen Staatsfeind Nummer 1 suchen, sieht Netanjahu seine Chance und meldet sich zu Wort. Während alle Augen eher auf al-Awlaki als nun eindeutig gefährlichste Person der Welt gerichtet werden, versucht der israelische Premier die Aufmerksamkeit wieder auf den Iran zu lenken.

Netanjahu verkündete, dass Ayatollah Khamenei nun die größte Bedrohung der Welt darstelle und als noch gefährlicher einzustufen ist als Ahmadinedschad. Im gleichen Atemzug fällt dann erneut die Angst, die kursieren sollte, vor der Herstellung einer Atombombe im Iran. Dann würde die Weltordnung komplett umgewälzt werden.

Um das zu verhindern, forderte Netanjahu noch härtere Sanktionen gegen den Iran zu erlassen, wenn es überhaupt noch eine Steigerungsform der bestehenden Strafen gibt. Gleichzeitig mahnte er auch an, dass das iranische Regime darauf aufmerksam gemacht wird, dass immer noch die Option eines militärischen Angriffs besteht und wahrscheinlich ist.

Es wäre ja auch ein Wunder gewesen, hätte die israelische Regierung nicht erneut die Chance ergriffen, gegen den Iran zu wetteifern. Man konnte nicht riskieren, dass ob der vielen anderen Ereignisse und Umwälzungen der Iran und dessen Atomprogramm in Vergessenheit geraten. Ist doch Israel durch den Iran intensiv bedroht und steht ja selbst unbewaffnet da.

Des Weiteren bereiten aber auch die hier immer wieder als Revolutionen bezeichneten Umbruchsmomente in den arabischen Ländern Israel Kopfzerbrechen. Man befürchtet, dass radikale islamistische Kräfte die Macht übernehmen könnten. Dann wäre Israel schnell eingekesselt und hätte gar keine guten Karten mehr. In Ägypten deutet sich ja eine Neuorientierung in der Politik an, die der israelischen Regierung so gar nicht zusagen.

Da die Fatah nun auch noch mit der Hamas anbändelt und beide Parteien scheinbar endgültig an der Überwindung der Zerrissenheit arbeiten wollen, sieht die israelische Regierung eine neue Gefahr heraufziehen. Immerhin sieht Israel die Hamas als al-Qaida-Verschnitt, die dann auch noch vom Iran finanziert wird. Wenn das nicht Grund genug ist, neu Stimmung gegen die „Feinde“ Israels zu machen, um den großen Bruder an die Seite zu pfeifen und für härteres Durchgreifen zu sorgen.