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© AFPRettungskräfte transportieren einen Mann ab, der bei dem verheerenden Doppelanschlag im Nordwesten Pakistans verletzt worden ist.
Peshawar. Mindestens 89 Menschen sind bei einem Doppelanschlag im Nordwesten Pakistans ums Leben gekommen. Mit dem Attentat, zu dem sich die Taliban bekannt haben, soll der Tod von Osama bin Laden gerächt werden.

Nach dem Selbstmordanschlag auf Sicherheitskräfte in Pakistan ist die Zahl der Todesopfer auf 89 gestiegen. Unter den Toten seien mindestens fünf Zivilisten, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Vier Leichen seien derart verstümmelt, dass sie bislang nicht identifiziert werden konnten.

In einem Ausbildungszentrum paramilitärischer Sicherheitskräfte in Shabqadar sprengten sich laut Polizei am Freitag zwei Selbstmordattentäter in die Luft, mindestens 80 Menschen starben. Die USA begannen indes dem Sender CNN zufolge mit der Befragung von Bin Ladens Witwen.

Die jungen Paramilitärs standen gerade in Zivilkleidung in Gruppen zusammen und beluden mehrere Busse, die sie für zehn Tage Urlaub nach Hause bringen sollten, als der erste Attentäter auf einem Motorrad angefahren kam und sich in die Luft sprengte.

"Ich habe im Bus auf meine Kollegen gewartet, als jemand 'Gott ist groß' schrie", sagte der verletzte Ahmad Ali einer Nachrichtenagentur. Dann habe es eine Explosion gegeben. Als Polizisten und Rettungskräfte herbeigeeilt kamen, habe ein weiterer Attentäter auf einem Motorrad ein zweites Blutbad angerichtet.

"Ich habe Menschen in ihrem Blut liegen und sterben sehen", sagte Gul Momin, der bei der ersten Explosion verletzt wurde. "Überall lagen Leichen und Körperteile herum. Ich kann es kaum in Worte fassen." Rund 140 Menschen wurden nach Angaben der Polizei bei den Anschlägen verletzt, dutzende von ihnen schwebten am Freitag noch in Lebensgefahr.

Es war der tödlichste Anschlag in Pakistan, seit im Juli 2010 bei einem Attentat ebenfalls im Nordwesten des Landes 105 Menschen starben. Shabqadar liegt am Rand der unruhigen Stammesgebiete in der Grenzregion zu Afghanistan.

Die pakistanischen Taliban (TTP) bekannten sich zu den Anschlägen. "Das war die erste Rache für Osamas Märtyrertod", sagte Talibansprecher Ehsanullah Ehsan. "Macht euch auf größere Attacken in Pakistan und Afghanistan gefasst."

Die mit El Kaida verbündeten Taliban hatten mit Vergeltung gedroht, nachdem US-Spezialkräfte Bin Laden vor elf Tagen im pakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet hatten. Sie werfen der pakistanischen Führung und ihren Sicherheitskräften vor, mit den USA bei der Tötung Bin Ladens zusammengearbeitet zu haben.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte den "grausamen und hinterhältigen Anschlag". Die Taten zeigten, dass die Terrorgefahr auch nach Bin Ladens Tod "nicht gebannt" sei.

Wie der US-Sender CNN am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf pakistanische und US-Regierungsquellen berichtete, wurden indes drei Witwen Bin Ladens befragt. Die in dem Anwesen in Abbottabad gefassten Frauen seien den US-Vertretern gegenüber "feindselig" eingestellt gewesen, hieß es.

Die USA erhoffen sich von ihnen Informationen über El Kaida und die Rolle, die Bin Laden zuletzt spielte. Bei dem Verhör waren CNN zufolge auch Vertreter des pakistanischen Geheimdienstes ISI anwesend. Ein örtlicher Sicherheitsvertreter widersprach hingegen dem CNN-Bericht. In den vergangenen Tagen hatte es Streit zwischen Washington und Islamabad über die Erlaubnis der Verhöre gegeben.

Bei einem US-Drohnenangriff wurden am Freitag nach pakistanischen Angaben zudem drei mutmaßliche Islamisten im Nordwesten Pakistans getötet. Diese gezielten Angriffe auf in der Region versteckte Aufständische werden von Pakistan immer wieder kritisiert, da die Gefahr ziviler Opfer hoch ist.