Die US-Luftsicherheitsbehörde warnt: In Boeings Dreamliner kann im Flug der Strom ausfallen, das Flugzeug unkontrollierbar werden. Schuld ist ein Computerfehler.
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© Reuters
Die US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) hat eine Warnung für den Boeing-Langstreckenjet 787 Dreamliner herausgegeben. Demnach kann ein Softwareproblem dazu führen, dass in dem Flugzeug der Strom ausfällt, sodass die Piloten die Kontrolle über den Flieger verlieren würden.


Am Freitag hat die Behörde eine sogenannte Flugtauglichkeitsdirektive veröffentlicht, in der es heißt, man sei vom Flugzeughersteller Boeing selbst auf das Problem aufmerksam gemacht worden. Der Fehler sei bei Labortests festgestellt worden.

Offensichtlich handelt es sich dabei um ein typisches Softwareproblem, einen Bug. Der Warnung zufolge kann "ein Software-Zähler in den Steuerungseinheiten der Stromgeneratoren nach 248 Tagen Dauerbetrieb überlaufen, was dazu führt, dass die Steuerungseinheiten in einen Schutzmodus umschalten."

Ein Stromausfall im Flug wäre möglich

In diesem Schutzmodus wird der Generator, den das jeweilige Gerät überwacht, abgeschaltet. Wenn alle vier Stromgeneratoren zur selben Zeit eingeschaltet wurden, würden diese also auch gleichzeitig ausfallen. Laut FAA führt das, unabhängig davon, in welcher Phase der Fluges sich die Maschine befindet, zu einem Verlust der Versorgung mit Wechselstrom.

Im Ernstfall würden dann wahrscheinlich nicht nur das Entertainment-System, die Klimaanlage und das Licht ausgehen, sondern auch das Steuerungssystem des Flugzeuges. Die Piloten hätten keine Kontrolle mehr über die Maschine.

Laut FAA arbeitet der Flugzeughersteller bereits an einem Software-Update, mit dem der Fehler behoben werden soll. Wie lange es dauern wird, dieses Update fertigzustellen, zu testen und zu zertifizieren, ist unklar.

85 Dollar pro Neustart

Boeing hat unterdessen alle Betreiber der 787 informiert. In einer sogenannten Multi Operator Message erläutert das Unternehmen das Verfahren, mit dem man den elektrischen Strom bei einer Boeing 787 abschalten kann, um die Generatoren neu zu starten.


Dieser Vorgang müsse binnen sieben Tagen nach Veröffentlichung der aktuellen Flugtauglichkeitsdirektive oder 120 Tage nach der ersten Zulassung des Flugzeugs durchgeführt werden. Danach müssen der Vorgang alle 120 Tage wiederholt werden.

Sogar die Kosten, die den Betreibern der derzeit 28 in den USA zugelassenen Dreamlinern dadurch entstehen, hat die FAA ausgerechnet. Demnach würde der Generatoren-Neustart pro Maschine etwa eine Arbeitsstunde dauern, die die Behörde mit 85 Dollar ansetzt. Insgesamt entstehen den amerikanischen 787-Betreibern also Kosten in Höhe von 2380 Dollar pro Neustart.

Nerds spotten über Boeing

Verglichen mit den Problemen, die den Dreamliner bisher plagten, dürften das ausgesprochen überschaubare Summen sein. Deutlich schwerwiegender dürften die Probleme mit möglichen Haarrissen in den Tragflächen sein, von denen laut Boeing etwa 40 Maschinen betroffen waren.

Dramatisch war aber vor allem ein weltweites Startverbot, das über die 787 verhängt wurde, nachdem mehrmals wichtige Lithium-Ionen-Akkus an Bord solcher Flugzeuge gebrannt hatten. Außerdem hatten gerissene Frontscheiben und defekte Toiletten das Flugzeug in die Schlagzeilen gebracht.

Die aktuelle Warnung der FAA sorgt jedoch weniger für Angst vor dem hochmodernen Flugzeug, bei dem die Nachfrage so groß ist, dass Boeings Produktionshallen nicht mehr ausreichen.

Vielmehr erntet der Hersteller für seinen Softwarefehler jetzt Spott von Hightech-Bloggern. So wie etwa beim britischen The Register, der vorschlägt, man solle den Piloten beim Einsteigen in ein solches Flugzeug mit der Standardfrage eines IT-Administrators konfrontieren: "Wann haben sie die Maschine denn zum letzten Mal aus- und wieder eingeschaltet?"

mak