Bärtierchen trotzen Trockenheit, Hitze und Kälte. Bei Exkursionen in die Alpen ist jetzt eine neue Art dieser winzigen Überlebenskünstler aufgespürt worden.
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Bären haben vier Beine, Leoparden auch. Dennoch setzt das Bärtierchen mit leopardenartiger Musterung, von dem hier ein Exemplar abgebildet ist, diese zoologische Regel nicht außer Kraft. Mit seinen acht Beinen ist die erst kürzlich identifizierte Art Echiniscus pardalis nämlich ein typisches Bärtierchen - ein Vertreter jener Organismen, die trotz ihrer weiten Verbreitung nicht auffallen, weil sie so winzig sind. Ihr Lebensraum reicht von den Tiefen der Ozeane bis ins Hochgebirge. Geradezu berühmt wurden die meist deutlich weniger als ein Millimeter großen Tierchen wegen ihrer extremen Widerstandskraft gegenüber Trockenheit, Hitze und Kälte.

Unter solchen Bedingungen dümpelt ihr Stoffwechsel auf niedrigster Stufe dahin, immer bereit, bei günstiger Gelegenheit wieder anzuspringen. Während einer Weltraummission trotzten sie im Zustand latenten Lebens sogar der energiereichen Strahlung und dem Vakuum.

Fleckenmuster wie eines Leoparden

Besonders häufig finden sich Tardigraden („Langsamgeher“), so der wissenschaftliche Name dieses im 18. Jahrhundert erstmals beschriebenen Tierstammes, in Moospolstern.

Auch Echiniscus pardalis stammt aus einem solchen Lebensraum. Ralph Schill von der Universität Stuttgart und seine Kollegen haben die Moospolster im Parco Naturale delle Alpi Marittime auf der Südseite der Seealpen sowie dem auf französischer Seite angrenzenden Parc National du Mercantour entnommen. Zusammen mit Peter Degma von der Comenius-Universität in Bratislava kam Schill zu der Überzeugung, auf eine neue Art gestoßen zu sein. Dafür sprechen mehrere Merkmale, nicht zuletzt das an ein Leopardenfell erinnernde Fleckenmuster auf der Innenseite der Körperplatten, wie die Forscher in der Zeitschrift Zoosystema berichten.

Mit dem „Alpenbärtierchen“ Echiniscus pardalis ist die Liste der Tardigraden wieder um eine Spezies länger geworden. Stattlich ist sie aber ohnehin schon. Sie umfasst bereits rund 1200 Arten. Die jüngsten Untersuchungen gehören zu einem von der EU geförderten Programm, in das 25 taxonomisch arbeitende Institutionen eingebunden sind. Ziel des „European Distributed Institute of Taxonomy“ ist die bessere Integration dieser Forschung.