Twitter-Tweets und Facebooks "Gefällt mir" (Like) sind eigentlich nur dazu da, die digitale Spur von Millionen von Web-Nutzern zu verfolgen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der US-Tageszeitung Wall Street Journal.

Überwachungskameras
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Zum einen sind diese Werkzeuge geeignet mitzuschreiben, wer wann welche Websites besucht hat, so die Zeitung. Dies gelte vor allem für die Inhalte auf Fremdseiten, also "Gefällt mir" als Angebot zur Weiterempfehlung an Kontakte, etwa neben einem Artikel oder Produkt. Der Besuch werde registriert und an Facebook und Twitter zusammen mit Daten zur Surf-Historie des Nutzers weitergeleitet. Und dies geschehe auch dann, wenn ein Nutzer diese Knöpfe gar nicht drückt, so die Studie. Die Betreiber der Social Networks behaupten, diese Daten nicht für Werbezwecke zu verwenden oder weiterzuleiten.

Zweifel sind angebracht

Doch immerhin würde vieles mitnotiert und an den Betreiber gesendet, und zwar sobald ein Nutzer seinen Twitter- oder Facebook-Zugang offen hat. Selbst bei geschlossenem Browser und ausgeschaltetem Computer sollen die kleinen Spione Daten erfassen - beispielsweise, dass der Browser geschlossen wurde. Dies könnte interessant sein, wenn man den Tagesablauf der Nutzer wissen will.

Wirklich sicher sei der Nutzer nur dann, wenn er für den Besuch anderer Seiten seinen Zugang zu den sozialen Netzen explizit schließe (Logout). Wer auf der sicheren Seite sein wolle, dürfe seinen Zugang nicht aus Bequemlichkeitsgründen in einem Browserfenster offenlassen. Wie die Studienautoren weiter mitteilten, sei eine große Zahl der Facebook-, Twitter- und Google-Kunden betroffen: Immerhin seien die 1.000 beliebtesten Websites der Welt zu einem Drittel mit solchen Facebook-Buttons und zu jeweils einem Viertel mit Twitter- und Google-Widgets ausgestattet.

Die Studie wurde im Auftrag der Tageszeitung von Brian Kennish durchgeführt. Der ehemalige Google-Manager führt heute das Unternehmen Disconnect Inc., das Blocking-Software anbietet. Er hat sich die 1.000 meist besuchten Websites und ihre Unterseiten genauer angesehen und die Wege der so genannten smarten Widgets nachvollzogen. Sein Fazit: Sie sind mehr als Cookies. Bei Veröffentlichung der Studienergebnisse dementierte Facebook allerdings umgehend, dass sie die gesammelten Daten zum Tracking oder für Dritte nutzen - das Sammeln selbst wurde nicht explizit abgestritten.