Tokio (RPO). Nach dem Ausfall des Kühlsystems ist in einem Reaktor im weitgehend zerstörten japanischen Atomkraftwerk Fukushima die Wassertemperatur zwischenzeitlich stark angestiegen. Nach Angaben der Betreiberfirma Tepco konnte das Problem am Sonntag aber behoben werden. Der Taifun "Songda" brachte heftigen Regen in die Region, was Befürchtungen auslöste, radioaktives Material könne in den Pazifik geschwemmt werden.

AKW Fukushima
© Tokyo Electric Power Co., AP
Wie Tepco mitteilte, war die Kühlwasserpumpe für den Reaktor 5 und das dortige Abklingbecken für benutzte Brennstäbe betroffen. Die Probleme mit dem Motor der Pumpe seien am Samstagabend entdeckt worden. Am Sonntagmorgen sei bei einer viereinhalbstündigen Reparatur eine neue Pumpe eingesetzt worden. Diese sei nun in Betrieb. Das Wasser im Reaktor hatte Tepco zufolge eine Temperatur von 68 Grad, als die Panne entdeckt wurde. Die Temperatur sei zwischenzeitlich auf 93,7 Grad angestiegen, bis die neuen Kühlpumpe in Gang gesetzt worden sei.

Der Taifun "Songda", der nach Angaben des japanischen Wetterdiensts am Samstag Windgeschwindigkeiten von bis zu 216 Stundenkilometern erreichte, verlor am Sonntag zunehmend an Kraft. Auf der Okinawa-Inselgruppe wurden beim Durchzug des Taifuns nach amtlichen Angaben 57 Menschen verletzt.

Für den Abend wurde mit der Herunterstufung des Taifuns zu einem Tief gerechnet. Bis Montag könnte der Sturm die Hauptstadt Tokio erreichen und in Richtung der rund 200 Kilometer nordöstlich gelegenen Atomanlage Fukushima weiterziehen. Der genaue Verlauf sei aber nicht sicher vorauszusagen, teilte der Wetterdienst weiter mit.

Der Sturm brachte der Region um die Kraftwerksruine aber bereits starken Regen. Um eine Verteilung radioaktiv belasteten Materials von der Erdoberfläche durch Wind oder Regen in die Umgebung zu verhindern, ließ Tepco über den Reaktoren von Fukushima Kunstharz zur Bindung loser Partikel versprühen. Ein Tepco-Sprecher sagte, die in dem Kraftwerk eingesetzten Arbeiter sollten auch bei einem Sturm weiterarbeiten.

Auf dem Meeresboden vor Fukushima stellten die Behörden eine stark erhöhte radioaktive Strahlung fest, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf das Wissenschaftsministerium meldete. Auf einem Gebiet von 300 Kilometern Länge und 50 Kilometern Breite seien im Pazifik an zwölf Stellen Belastungen gemessen worden, die hunderte Male über dem Grenzwert lägen. Die Werte wurden den Angaben zufolge zwischen dem 9. und dem 14. Mai gemessen. Die Werte haben demnach ein gesundheitsgefährdendes Niveau, sollten sie auch in Fisch und Meeresfrüchten nachgewiesen werden.

Nach dem Erdbeben der Stärke 9,0 und dem folgenden Tsunami am 11. März war es in Fukushima zur schlimmsten Atomkatastrophe seit Tschernobyl vor 25 Jahren gekommen, als die Kühlsysteme von vier der sechs Reaktoren ausfielen. In den Reaktoren 1, 2, und 3 kam es daraufhin aller Wahrscheinlichkeit nach zu Kernschmelzen. Die Reaktoren 5 und 6 befanden sich zum Zeitpunkt des Erdbebens in Wartung.

Die oppositionelle Liberaldemokratische Partei (LDP) will nach eigenen Angaben in den kommenden Tagen im Parlament ein Misstrauensvotum gegen Regierungschef Naoto Kan wegen dessen Umgangs mit der Atomkatastrophe einbringen. Dem Vorstoß werden allerdings kaum Erfolgschancen eingeräumt. Kyodo meldete, die LDP werde die entsprechende Resolution am Donnerstag einreichen, einen Tag nach einer Parlamentsdebatte über den Wiederaufbau in der Region Fukushima.