Die Cholera-Epidemie in Haiti nimmt dramatische Ausmaße an: Pro Tag infizieren sich 550 Menschen, insgesamt sind mehr als 320.000 Personen angesteckt. Über 5300 Einwohner sind der Seuche bereits zum Opfer gefallen - besonders schlimm ist die Lage in der Hauptstadt.

Cholera in Haiti
© AFPCholera-Patienten in Haiti: 320.000 Infizierte
Port-au-Prince - Seit sieben Monaten wütet die Cholera auf Haiti - und noch immer haben die Behörden die Seuche nicht im Griff, ganz im Gegenteil: Vor allem in der Hauptstadt Port-au-Prince sei die Zahl der Erkrankungen in den vergangenen Tagen sprunghaft angestiegen. Allein aus Carrefour, einem dicht besiedelten Stadtteil im Westen der Stadt, würden täglich 300 neue Fälle gemeldet, berichtete die Hilfsorganisation Oxfam. Das seien dreimal soviel Neuerkrankungen wie beim jüngsten Ausbruch der Seuche im vergangenen Herbst.

Auch die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat in den vergangenen Wochen eine deutliche Zunahme der Cholerafälle in Haiti beobachtet. "Seit Sonntag hat Ärzte ohne Grenzen fast 2000 Cholera-Patienten in Port-au-Prince behandelt", sagte Einsatzleiter Romain Gitenet. "Zudem wurden wir gebeten, auch in anderen Gegenden im Landesinneren zu intervenieren."

Die Teams der Hilfsorganisation hätten mehrere Cholera-Behandlungszentren wieder eröffnet, weil die bestehenden Einrichtungen in den Vororten der Hauptstadt sonst die Behandlung der neuen Patienten nicht mehr bewältigt hätten, teilte die Organisation mit.

Die Zahl der Toten stieg bis Ende Mai auf 5337, teilte das haitianische Gesundheitsministerium mit. Jeden Tag erliegen den Angaben zufolge sechs Personen der Cholera, rund 550 Menschen infizieren sich.

Die Seuche war zum ersten Mal seit über einem Jahrhundert im Oktober des vergangenen Jahres in der zentralen Provinz Artibonite ausgebrochen. Seitdem haben sich nach den jüngsten Angaben über 320.000 Menschen infiziert.