Facebook erhitzt wieder einmal die Gemüter: Fotos, die hochgeladen werden, durchlaufen jetzt eine automatische Gesichtserkennung. Laut Facebook soll man dadurch besser die Bildersammlungen verwalten können. Datenschützer sehen das kritisch.

Auge - Facebook
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Die umstrittene automatische Gesichtserkennung bei Facebook-Fotos ist jetzt auch in Deutschland aktiviert. Wenn Nutzer Bilder beim Online-Netzwerk hochladen, prüft jetzt eine Software automatisch die Bilder und schlägt den Nutzern vor, ihre Facebook-Freunde in den Fotos zu markieren. Was deutsche Datenschützer besonders kritisieren: Die Funktion ist standardmäßig eingeschaltet, wer sie nicht will, muss sie aktiv abschalten.

Das Online-Netzwerk hatte die automatische Gesichtserkennung bereits Mitte Dezember vorgestellt und in den vergangenen Monaten schrittweise erst in den USA und dann in anderen Ländern eingeführt. Dabei versucht Facebook durchaus, die Funktion einzugrenzen. So werden lediglich Namen von Facebook-Freunden vorgeschlagen, nicht von Unbekannten. Der Name wird dann als sogenannter Tag den Bildinformationen hinzugefügt. Man kann in den Einstellungen zur Privatsphäre auch auswählen, wie breit der Kreis sein soll, der die Namens-Informationen sehen kann.

Facebook: Besser ordnen

Facebook erläutert, mit Hilfe der Tags könne man größere Bildersammlungen besser ordnen - oder auch sich selbst auf Bildern von Freunden entdecken. Nutzer hätten sich immer wieder beschwert, dass sie diese Namens-Markierungen bei jedem Bild neu eintragen müssten. Mit der automatischen Erkennung bekannter Personen komme man den Mitgliedern entgegen.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar bezeichnete die Funktion bereits im Dezember als beunruhigend. "Es darf nicht sein, dass Nutzer des Dienstes befürchten müssen, künftig auf allen, gerade von dritten Personen eingestellten Bildern aufgerufen zu werden. Ohne eine Einwilligung der Betroffenen darf dies nicht geschehen", forderte er damals. Deutsche Datenschützer haben allerdings kaum Möglichkeiten, auf das US-Unternehmen Einfluss zu nehmen.

Immer wieder in der Kritik

Facebook ist mit inzwischen rund 600 Millionen Mitgliedern das weltgrößte Online-Netzwerk und wächst schnell weiter. Das Unternehmen geriet in der Vergangenheit immer wieder mit Datenschützern aneinander. Sie warfen Facebook unter anderem vor, zu freizügig mit Nutzer-Informationen umzugehen. Seitdem hat das Unternehmen den Nutzern zahlreiche Kontroll-Möglichkeiten über ihre Privatsphäre an die Hand gegeben.

Immer wieder wurde auch kritisiert, dass Facebook neue Funktionen bei der Einführung standardmäßig einschaltet, statt Nutzern freizustellen, sie selbst zu aktivieren. Auch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg war es bei einer der Umstellungen schon passiert, dass seine privaten Fotos zeitweise öffentlich zugänglich waren. Er vertritt allerdings generell den Standpunkt, dass die Nutzer nach mehr Offenheit streben und immer mehr von sich preisgeben wollen.

Einfach, aber umstritten

Automatische Gesichtserkennung ist inzwischen technisch einfach, wegen möglicher Folgen für Datenschutz und Persönlichkeitsrechte aber umstritten. Aktuelle Bildbearbeitungssoftware hat diese Funktion, etwa um den Nutzern beim Sortieren von Fotos zu helfen. Datenschützer warnen hingegen immer wieder vor Programmen, die auch Unbekannte identifizieren können. Der Internet-Konzern Google hatte ebenfalls eine automatische Gesichtserkennungs-Technologie entwickelt, hält sie aber wegen Datenschutz-Bedenken zurück.

Mit Material von dpa