Mit Empörung haben russische Politiker auf die im französischen Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ veröffentlichten Karikaturen zum Absturz der russischen Passagiermaschine A321 über dem Sinai reagiert, bei dem 224 Insassen ums Leben kamen.

Bild
© AFP 2015/ KENZO TRIBOUILLARD
Das erste Bild zeigt Wrackteile und Fluggäste, die vom Himmel auf den Kopf eines Terroristen runterfallen. Der Text zum Bild lautet: „Russische Fliegerkräfte verstärken ihre Bombenangriffe.“

Auf dem zweiten Bild „spricht“ ein unter den Trümmerteilen der Maschine liegender Schädel von der Gefährlichkeit der Flüge mit russischen Low-Cost-Linien.


Igor Morosow, Mitglied des Föderationsrates (Oberhaus), bewertete die Karikaturen als eine „Verhöhnung des Andenkens“ der Opfer. „Die Originalitätssucht von ‚Charlie Hebdo‘ schockiert einfach. Ungewollt erinnert man sich an die Tragödie im Januar 2015. Ich denke, die Journalisten provozieren selbst zu Gewaltanwendung“, sagte er im russischen Fernsehsender RenTV.

Bei einem bewaffneten Überfall auf den Redaktionssitz des Magazins in Paris waren im Januar 12 Mitarbeiter und zwei Polizisten ums Leben gekommen. Die Angreifer wurden später aufgespürt und beim Fluchtversuch getötet. Der Überfall war eine Reaktion auf Mohammed-Karikaturen in „Charlie Hebdo“.

Bilder von zweifelhaftem Geschmack sind ein „Markenzeichen“ des Magazins. Im Sommer erschien dort eine Karikatur zum Absturz einer malaysischen Boeing über dem Indischen Ozean.

Die im September abgedruckten Karikaturen galten dem Tod eines dreijährigen syrischen Flüchtlingskindes.

Nach dem Überfall auf die Redaktion kam es im Januar zu Solidaritätsdemonstrationen in mehreren Städten Europas, deren Teilnehmer Schilder „Ich bin Charlie“ trugen. In Anspielung darauf twitterte Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenamtes, am Freitag in ihrer Reaktion auf die jüngsten Karikaturen im französischen Magazin: „Will jemand noch ein ‚Charlie‘ sein?“