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© dpaSilvana Koch-Mehrin ist ihren Doktortitel endgültig los
Der Ausschuss stellte fest, dass Koch-Mehrins Arbeit „in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht". Deshalb werde ihr der Titel entzogen.

Heidelberg. Die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin prüft rechtliche Schritte gegen die Aberkennung ihrer Doktorarbeit. Die Entscheidung der Universität komme überraschend, weil sie bisher keine Akteneinsicht hatte, erklärte sie am Mittwoch. „Ich werde prüfen, ob sie rechtswidrig ist.“ Die Hochschule hatte am Mittwoch bekanntgegeben, dass Koch-Mehrin ihren Doktorhut zurückgeben müsse, weil sie abgeschrieben habe.

Die Politikerin verwies darauf, dass die Mängel ihrer Doktorarbeit schon ihren Gutachtern bekannt gewesen seien. Sie hätten die Ungenauigkeiten, Oberflächlichkeiten und das Fehlen von Belegen gerügt. Aber: „Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen.“

Angesichts der massiven Kritik der Gutachter hätten bei dem Ausschuss bereits damals alle Alarmglocken läuten müssen. Trotzdem habe er sie mit einem „cum laude“ bewertet, was etwa der Note 3 in der Schule entspricht. Dies sei auch zurecht erfolgt. „Die wissenschaftlichen Ergebnisse meiner Arbeit sind bis heute unstrittig und beruhen auf meiner eigenen wissenschaftlichen Leistung.“

Universität entzieht Koch-Mehrin den Doktortitel

Die Universität Heidelberg hat der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin den Doktortitel aberkannt. Ihre Dissertation bestehe „in substanziellen Teilen aus Plagiaten“, teilte die Universität am Mittwoch mit. Koch-Mehrin kündigte an, sie wolle die Rechtmäßigkeit der Entscheidung prüfen lassen. Nach Bekanntwerden der Affäre war sie bereits im Mai von ihren Spitzenämtern in der FDP und im Europaparlament zurückgetreten.

Auf etwa 80 Seiten der Arbeit mit dem Titel „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865 - 1927“ seien über 120 Stellen, die als Plagiate bewertet worden seien, hieß es. Die Textstellen stammten aus mehr als 30 verschiedenen Publikationen, von denen Koch-Mehrin zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis ihrer Dissertation aufgeführt habe.

„Angesichts der Vielzahl und des systematischen Charakters der Plagiate kann kein Zweifel daran bestehen, dass sich Frau Koch-Mehrin in ihrer Dissertation fremdes geistiges Eigentum angeeignet und als das eigene ausgegeben hat“, sagte der Vorsitzende des Promotionsausschusses, Dekan Manfred Berg.

Koch-Mehrin erklärte, ihre Arbeit sei zwar „nicht frei von Schwächen, nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmal geradezu fehlerhaft“. Die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Arbeit beruhten jedoch auf ihrer eigenen Leistung.

Während des über zwei Monate langen Prüfungsverfahren sei ihr nie der Vorwurf der Täuschung gemacht worden, behauptete die Politikerin. Die Entscheidung der Universität Heidelberg komme auch überraschend, weil sie bisher keine Akteneinsicht gehabt habe. „Ich werde prüfen lassen, ob sie rechtswidrig ist“, erklärte Koch-Mehrin.

Das Gremium der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg hat die Vorwürfe gegen die FDP-Politikerin über zwei Monate lang geprüft. Koch-Mehrin nahm schriftlich zu den Vorwürfen Stellung und wurde persönlich angehört.

„Der Promotionsausschuss ist sich darüber im Klaren, dass der Entzug des Doktortitels eine schwerwiegende Maßnahme darstellt, und hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärte Berg. Aufgrund der Prüfungsergebnisse halte der Ausschuss die Aberkennung des Doktorgrades jedoch für zwingend, hieß es.

Im Mai hatte Koch-Mehrin ihre Parteiämter als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament und damit Mitglied im FDP-Präsidium niedergelegt und war auch als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments zurückgetreten. Die 40-Jährige hatte den Schritt damit begründet, dass sie sowohl ihre Partei als auch ihre Familie schützen wolle. Europa-Abgeordnete wollte sie jedoch bleiben.

Im März war der CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg wegen seiner in weiten Teilen abgeschriebenen Doktorarbeit vom Amt des Verteidigungsministers zurückgetreten. Die Universität Bayreuth erkannte ihm den akademischen Titel ab.

Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) ermutigte die Universitäten, Regelverstöße konsequent zu ahnden. „Wissenschaft lebt von Redlichkeit. Wer plagiiert, schädigt nicht nur sein eigenes Ansehen, sondern auch das Ansehen der Wissenschaft insgesamt“, sagte Bauer.