Äußerlich ähnelt dieses Flugzeug einem Passagierjet, doch in Wirklichkeit soll es im Fall eines Atomkrieges Truppen leiten. Die russische Militärführung bekommt demnächst eine modernisierte Version. Und einem Experten schweben bereits künftige Führungszentralen im Weltraum vor.
Russland Doomsday
© Wikipedia/Kirill Naumenko
Der TV-Sender Swesda zitierte den russischen Militärexperten Ruslan Puchow mit den Worten: „Inwieweit die Armee auf einen Krieg gefasst ist, liegt an vielen Faktoren - von der individuellen Kampfausbildung jedes Soldaten bis hin zur Interaktion der Teilstreitkräfte und dem Fernmeldewesen. Jene Flugzeuge, die als luftgestützte Kommandozentralen zum Einsatz kommen, nehmen in dieser Kette einen besonderen Platz ein. Sie sollen eingreifen, falls die bodengestützten Führungszentralen zerstört werden. Die fliegenden Zentralen sind schwerer zu entdecken und zu identifizieren, denn äußerlich sind sie von Passagierjets praktisch kaum zu unterscheiden.“
Die luftgestützte Kommandozentrale Il-80 war tatsächlich auf Basis des Passagierjets Il-86 entwickelt worden. Die militärische Modifikation unterscheidet sich von ihrem zivilen Vorläufer äußerlich dadurch, dass sie keine Fenster und weniger Türen hat. In ihrem vorderen Teil befindet sich eine große Sektion mit elektronischen Kommunikationsgeräten. Damit sollen die russischen Streitkräfte im Fall eines Atomkrieges geleitet werden.

Wie die russische Gerätebau-Holding OPK (international als UIMC bekannt) am Dienstag mitteilte, ist bereits eine Führungszentrale der 2. Generation fertig. Diese wurde ebenfalls auf der Il-80-Basis entwickelt, hat alle staatlichen Tests mittlerweile hinter sich und soll vor Jahresende dem Verteidigungsministerium zur Verfügung gestellt werden.

Das Flugzeug soll bei Bedarf die russische Militärspitze an Bord nehmen. Der Sender Swesda kommentierte weiter: „In den USA, wo solche Maschinen ursprünglich zustande gekommen waren, nannte man sie ‚Doomsday-Flugzeuge‘ ... Für das russische Pendant würde etwa der Name ‚fliegender Generalstab‘ durchaus passen.“ Die erste russische Modifikation war 1992 in Dienst gestellt worden, davon hat Russland im Moment vier Maschinen.

Neben einer Satellitenverbindungs-Station und verschiedenen Antennen hat jedes dieser Flugzeuge auch eine besondere Vorrichtung für die Kommunikation mit U-Booten. Es handelt sich um eine Trommel mit einem fünf Kilometer langen Draht, der als Antenne dient. Wenn nötig, wird der Draht abgespult und hängt unter dem Rumpf des Flugzeuges. Bei solch einer langen Antenne ist das Funksignal stark genug, um die dicke Wasserschicht zu durchdringen und ein U-Boot in der Tiefe zu erreichen.

Mittlerweile wird bereits an einer fliegenden Kommandozentrale der 3. Generation gebastelt. Sie soll Verbindung mit allen Heeres-, Luftwaffen- und Marinekommandeuren sichern - bis hin zu einzelnen Raketen-Startrampen, Panzern und Kriegsschiffen.

Was weitere Entwicklungen betrifft, hat der Experte Puchow futuristische Visionen: „Künftige fliegende Führungszentralen, so scheint es mir, werden sich schon im Weltraum fortbewegen und echt universelle Möglichkeiten bekommen, um die Armee und die Kriegsflotte zu leiten.“