Vor zweieinhalb Monaten wurde der Künstler verhaftet. Steuerbetrug warfen die chinesischen Behörden ihm vor, aber eine Anklage gab es nicht. Jetzt darf Ai gehen, weil er angeblich die ihm zur Last gelegten Verbrechen gestanden hat.

Ai Weiwei
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Der inhaftierte chinesische Künstler Ai Weiwei kommt frei. Das berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die Pekinger Polizei. Der Künstler, dem Steuerbetrug vorgeworfen wird, sei geständig. Außerdem habe eine chronische Krankheit die Behörden zu seiner Freilassung bewogen.

Bei seinem ersten Auftritt vor Journalisten sagte er, dass sein Gesundheitszustand gut sei. Ai bedankte sich bei Reportern, die am Mittwoch vor seinem Studio warteten, für deren Unterstützung. "Mir geht es gut. Ich bin wieder zu Hause. Und ich bin frei", sagte Ai Weiwei laut "Bild.de". Er erklärte, aufgrund von Freilassungsauflagen könne er sich nicht weiter dazu äußern.

Der Regimekritiker war am 3. April auf dem Pekinger Flughafen verhaftet worden und war seitdem verschwunden. Einen Haftbefehl hat es nicht gegeben. Die Behörden beschuldigen ein Unternehmen "unter Ai Weiweis Kontrolle", "eine große Menge" Steuern hinterzogen zu haben. Beijing Fake Cultural Development Ltd habe außerdem "absichtlich Dokumente vernichtet".
Der Künstler soll sich bereit erklärt haben, die angeblich von ihm hinterzogenen Steuern zu bezahlen. Ais Familie hatte die Vorwürfe vor gut einem Monat noch zurückgewiesen.

Der Fall erregte internationales Aufsehen. Deutschland und die USA forderten wiederholt die Freilassung des Kritikers. Der Umgang mit Ai Weiwei "entspricht nicht rechtsstaatlichen Standards", kritisierte die Bundesregierung.

Die Behandlung des Künstlers ist typisch für den Umgang mit politisch unliebsamen Personen in China. Ähnlich wurde der heutige Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo nach seiner Inhaftierung im Dezember 2008 ein halbes Jahr ohne Anklage einfach festgehalten. Erst im Juni 2009 wurde der Vorwurf der "Untergrabung der Staatsgewalt" erhoben. Ein halbes Jahr später wurde Ende 2009 das Urteil von zwölf Jahren Haft erlassen.