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© DPADieses Auto im oberbayerischen Riedering wurde von herabfallenden Dachziegeln stark beschädigt.
Was für ein Regensommer! In mehreren Bundesländern gab es am Abend wieder heftige Gewitter; Blitze und umgestürzte Bäume führten zu Stromausfällen. Die Berliner Feuerwehr rief zeitweise den Ausnahmezustand aus. In Süddeutschland wurden mehrere Personen schwer verletzt.

Berlin - Nach einem starken Unwetter sind seit Mittwochabend Tausende Haushalte ohne Strom. Betroffen ist das Stromnetz des Anbieters Enviam in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg, wie das Unternehmen mitteilte. In Spitzenzeiten seien bis zu 50.000 Haushalte von der Stromversorgung getrennt gewesen, hieß es. Am späten Abend warteten noch etwa 21.000 Haushalte auf Strom.

Bei dem Unwetter schlugen Blitze in mehreren Anlagen und Stromleitungen ein. Zudem zerstörten umstürzende Bäume und Äste die Leitungen. Noch ist nicht abzusehen, wann die Stromversorgung wieder komplett hergestellt sein wird. Zunächst sollten die Leitungen repariert werden. Notstromaggregate kamen zum Einsatz.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes zog die Gewitterfront mit starken Niederschlägen und Sturmböen von Westen nach Osten über weite Teile Deutschlands. Innerhalb kurzer Zeit fielen bis zu 45 Liter Regen pro Quadratmeter.

In Berlin rief die Feuerwehr wegen eines Unwetters mit starken Niederschlägen und Sturmböen zeitweise den Ausnahmezustand aus. Innerhalb von anderthalb Stunden mussten die Rettungskräfte zu 137 wetterbedingten Einsätzen ausrücken. Um 19.29 Uhr rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus, der um 21 Uhr beendet wurde.

Ein Großteil der Einsätze betraf umgeknickte Bäume und Äste sowie überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller. Auf der Monopolstraße im Bezirk Tempelhof-Schöneberg fiel ein Baum auf drei Autos und zerstörte die Fahrzeuge. Auch in anderen Bezirken wurden Fahrzeuge beschädigt. Verletzte wurden zunächst nicht gemeldet. Nach Angaben der Feuerwehr kam es im Nordwesten der Stadt vor allem zu Wasserschäden. Im Südosten gab es insbesondere Sturmschäden.

Herabstürzende Äste, vollgelaufene Keller

Im Regional- und Fernverkehr der Bahn kam es durch das Unwetter zu Störungen. Umgeknickte Bäume fielen auf Gleise und Oberleitungen und blockierten die Strecken, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn mitteilte. Betroffen war unter anderem die Strecke zwischen Berlin und Dresden. Fahrgäste mussten in Ersatzbusse umsteigen. Die Verbindung in Richtung Frankfurt (Oder) war beeinträchtigt. Im S-Bahnverkehr kam es ebenfalls zu Störungen.

Auch in anderen Teilen Deutschlands richteten Unwetter Schäden an. Aus Oberbayern berichtete die Polizei am Abend, Keller seien vollgelaufen. In der Region um Rosenheim fielen große Hagelkörner vom Himmel. Zahlreiche Bäume seien entwurzelt und Dächer abgedeckt worden, berichtete die Polizei in Rosenheim. Zudem seien Keller voller Wasser gelaufen und ein Bauernhof in Obing nach Blitzschlag in Flammen aufgegangen.

Zunächst waren rund um Weilheim, Bad Tölz, Traunstein und Freilassing entwurzelte Bäume, umgestürzte Bauzäune und überflutete Keller gemeldet worden. Starke Winde deckten Dächer ab und ließen Bäume auf Straßen, Bahnlinien und Häuser stürzen. Ackerflächen wurden verwüstet, Äste und Baumstämme demolierten Autos.

Zwei Verkaufshäuschen von Erdbeerfeldern in Prien am Chiemsee und in Rosenheim wurden umgeworfen, die beiden Verkäufer wurden dabei verletzt. In Riedering stürzte ein Baum auf ein Gartenhäuschen, der Besitzer erlitt schwerste Verletzungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus geflogen.

In Bamberg wurden Feuerwehr und Polizei innerhalb einer Stunde zu etwa hundert Einsätzen gerufen. Auf einem Bauernhof wurde das Dach einer Maschinenhalle von einer Windböe abgedeckt und dadurch auch eine neu installierte Photovoltaikanlage zerstört. Der Schaden beträgt nach Polizeiangaben etwa 200.000 Euro.

In Baden-Württemberg stürzte durch den Sturm ein Silo um und traf eine Frau, die schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht wurde. Im Landkreis Emmendingen blockierte ein Baum eine Bahnstrecke.

Die Autobahn 4 wurde in Thüringen zwischen Magdala und Schorba gesperrt. Vom Hauptbahnhof in Erfurt wurden massive Verspätungen gemeldet, vor allem in Richtung Südthüringen und Oberfranken. Der Streckenabschnitt Apolda-Großheringen auf der ICE-Trasse Leipzig-Erfurt-Frankfurt/Main musste gesperrt werden.

Ein Wirbelsturm fegte im nordhessischen Frankenau mehrere Dächer und Bäume hinweg, mindestens 37 Gebäude wurden schwer beschädigt. Auch Bäume wurden entwurzelt oder knickten ab. Bei den Aufräumarbeiten verletzten sich drei Personen. Der Sachschaden wird auf mehrere Hunderttausende Euro geschätzt.

Im Rhein-Main-Gebiet sorgten Gewitter und Starkregen für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Auf der Autobahn 5 bei Bad Homburg staute sich der Verkehr wetterbedingt auf einer Länge von 25 Kilometern. In Frankfurt rückte die Feuerwehr wegen vollgelaufener Keller rund 30 Mal aus. Am Frankfurter Flughafen sorgte ein kräftiges Gewitter für Verzögerungen im Flugverkehr.