Die ruandische Ex-Ministerin Pauline Nyiramasuhuko kommt lebenslang in Haft. Ein UN-Tribunal befand sie und ihren Sohn für mitschuldig am Völkermord 1994 in Ruanda.

Für Anstiftung zu Vergewaltigung, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit muss Pauline Nyiramasuhuko eine lebenslange Haftstrafe absitzen. Das Internationale Strafgericht für Ruanda im tansanischen Arusha befand die ruandische Ex-Familienministerin schuldig an den 1994 im Süden Ruandas begangenen Verbrechen.

Sie ist die erste Frau, die von einem internationalen Gericht wegen Völkermordes verurteilt wurde. Ohne Nyiramasuhukos Beteiligung und die ihrer fünf Mitangeklagten wäre der "Völkermord in Butare nicht möglich" gewesen, hatte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer im April 2009 erklärt. Die 65-jährige Angeklagte musste sich seit 2001 vor dem UN-Tribunal verantworten.

Ihr Sohn Arsène Shalom Ntahobali wurde ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt. Ntahobali, der damals Milizen in Butare anführte, habe getötet und vergewaltigt, begründete das Tribunal sein Urteil. Der frühere Präfekt von Butare, Sylvain Nsabimana, wurde zu 25 Jahren Haft verurteilt, sein Nachfolger auf diesem Posten, Alphonse Nteziryayo, zu 30 Jahren Haft.

Zwei ehemalige Bürgermeister in der Region, Joseph Kanyabashi und Elie Ndayambaje, erhielten eine Haftstrafe von 35 Jahren beziehungsweise eine lebenslange Gefängnisstrafe. Die Anwälte der Angeklagten hatten Freispruch beantragt und zur Begründung auf Widersprüche in den Aussagen der Belastungszeugen verwiesen. Es war der bisher längste Prozess vor dem Gericht.

Mitte Mai hatte das Gericht in Arusha den früheren Generalstabschef des ostafrikanischen Landes, Augustin Bizimungu, wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen zu 30 Jahren Haft verurteilt. In Ruanda hatten Angehörige der Hutu-Volksgruppe von April bis Juli 1994 nach UN-Angaben bis zu 800.000 Menschen systematisch umgebracht, überwiegend Angehörige der Tutsi-Minderheit, aber auch gemäßigte Hutus.