• Mindestens 39 Flüchtlinge sind am Samstag bei einem Schiffsunglück vor der türkischen Ägäisküste ertrunken, darunter offenbar auch fünf Kinder.
  • Am Donnerstag starben vor der griechischen Insel Samos 24 Flüchtlinge, sechs weitere Leichen wurden von der italienischen Küstenwache gefunden.
  • Wegen des milden Wetters kommen derzeit wieder mehr Flüchtlinge nach Europa, verstärkt auch über die gefährliche Route Nordafrika-Italien.
flüchtlingsboot
© afp
Bei einem Schiffsunglück sind am Samstag mindestens 39 Flüchtlinge vor der türkischen Ägäisküste ums Leben gekommen. Das berichtet die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Unter den Opfern sollen auch fünf Kinder gewesen sein. 75 Menschen konnten gerettet werden. An Bord sollen mehr als100 Menschen gewesen sein, Schiffe der Küstenwache und Tauchereinheiten suchen derzeit im Meer nach weiteren Opfern.

Das Schiff sei auf dem Weg von der türkischen Provinz Canakkale zur griechischen Insel Lesbos gewesen, berichtet Anadolu unter Berufung auf die Küstenwache. Nach Angaben von Saim Eskioglu, Vizegouverneurs von Canakkale, ist das 17 Meter lange Boot kurz nach der Abfahrt gegen Felsen gefahren und gesunken. Die Flüchtlinge auf dem Schiff stammten größtenteils aus Syrien, Afghanistan und Myanmar.

Auf der gefährlichen Route Nordafrika-Italien werden derzeit wieder vermehrt Flüchtlinge transportiert

Bereits am Donnerstag sind vor der griechischen Insel Samos mindestens 24 Flüchtlinge ertrunken, nachdem ihr Boot nahe der türkischen Grenze gesunken sei. Dies teilte die griechische Küstenwache mit. Laut Berichten eines Augenzeugen waren etwa 40 bis 45 Menschen an Bord, zehn konnten gerettet werden, elf wurden am Donnerstag noch vermisst.

Ebenfalls am Donnerstag rettete die italienische Marine 290 Menschen aus dem Mittelmeer, die auf dem Weg von Nordafrika nach Italien waren. In der Nähe eines zur Hälfte gesunkenen Schlauchbootes wurden außerdem sechs Leichen gefunden, so ein Sprecher der Marine. Der Seeweg von Nordafrika nach Italien gilt als der gefährlichste: Im vergangenen Jahr ertranken auf dieser Route rund 2000 Flüchtlinge, insgesamt starben 2015 etwa 3700 Menschen bei der Überfahrt nach Europa.

Da das Wetter in den vergangenen Tagen recht mild war, nutzten Schlepper die Gelegenheit, um wieder vermehrt Flüchtlinge von Nordafrika nach Italien zu transportieren. Allein am Dienstag rettete die italienische Küstenwache nach eigenen Angaben knapp 1300 Menschen, die versuchten, über das Meer nach Europa zu kommen.

Im Januar 2016 sind bereits deutlich mehr Flüchtlinge im Meer gestorben als im Vorjahresmonat

Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge sind 2016 bis zum 28. Januar 244 Menschen im Meer gestorben oder als vermisst gemeldet worden. Das sind dreimal mehr als im Januar 2015, als die Zahl der Toten und Vermissten bei 82 lag. Das teilte die IOM am Freitag in Genf mit. Den Anstieg führt die Organisation auf die Rücksichtslosigkeit der Schlepperbanden zurück, die Flüchtlinge in immer kleinere, oft nicht seetaugliche Boote pferchen.

In den ersten Wochen des Jahres sind bereits mehr als 55000 Flüchtlinge mit Booten an den Küsten Europas angekommen, berichtet die IOM. Die meisten von ihnen, etwa 52000, kamen in Griechenland an. Etwa die Hälfte der geflohenen Menschen stammt aus Syrien, zu den weiteren Herkunftsländern gehören Irak und Afghanistan.

SZ.de/dpa/ap/rtr/epd/sawe