Krähen merken sich Menschen, die ihnen Böses getan haben, über mehrere Jahre. Einer aktuellen Studie zufolge geben sie dieses Wissen sogar an ihre Artgenossen und ihre Nachfahren weiter.
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Bedrohlicher Maskenmann

Bereits vor fünf Jahren haben die Forscher um John Marzluff von der Washington University festgestellt, dass sich Krähen einzelne Menschen merken, die eine Bedrohung für sie darstellen. Damals haben sie eine Handvoll Amerikanerkrähen (Corvus brachyrhynchos) am Campus ihrer Universität kurzfristig eingefangen, markiert und wieder frei gelassen; dabei trugen sie spezielle Masken.

Die gefangenen Tiere merkten sich offensichtlich das Aussehen ihrer Geiselnehmer: Auf den Anblick reagierten sie nunmehr mit lautem Schreien und Krächzen, wohingegen sie Menschen mit einer anderen Maske einfach ignorierten.

Krähe kreist über Übeltäter
© orf.atEine Krähe kreist über dem Kopf des maskierten "Übeltäters".

Wissen verbreitet sich

Seitdem beobachten die Wissenschaftler die Krähen. Bei ihren regelmäßigen Touren durch den Campus stellten sie fest, dass immer mehr Krähen auf die Maske reagierten. Bereits nach zwei Wochen schrien 26 Prozent der Vögel heftig, sobald sie diese erblickten, mehr als zweieinhalb Jahre später waren es schon 66 Prozent. Am Ende des fünften Studienjahres konnte sich Marzluff kaum mehr als 50 Meter aus seinem Büro entfernen, bis ein großer Krähenschwarm heftig zu schimpfen begann.

Das Verhalten verbreitete sich den Forschern zufolge in immer weiter entfernte Gegenden, abseits von dem Platz, wo die Tiere ursprünglich gefangen worden waren. Sogar junge Krähen, die zum Zeitpunkt der Gefangennahme noch nicht einmal geboren waren, reagierten auf die "gefährliche" Maske. Das zeige, dass Krähen eigene Erfahrungen bzw. erworbenes Wissen sowohl an ihre Artgenossen als auch an ihren Nachwuchs weitergeben können. Auf diese Weise könnten die klugen Tiere sogar neue Bedrohungen blitzschnell einschätzen.

science.ORF.at

Die Studie:

"Social learning spreads knowledge about dangerous humans among American crows" von Heather N. Cornell et al. ist in den in den "Proceedings of the Royal Society" erschienen.