In 55 Fällen soll die dänische Polizei allein reisenden Flüchtlingskindern die Mobiltelefone abgenommen haben. Das sei verrückt, kritisiert die linke Partei Einheitsliste.
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Die Polizei in Dänemark hat 55 allein reisenden Flüchtlingskindern in den vergangenen Monaten laut einem Zeitungsbericht die Handys abgenommen. Diese Maßnahme ergreifen die Behörden, wenn die Identität der Asylbewerber nicht anders geklärt werden kann. Bis sie ihr Handy zurückbekämen, müssten viele Kinder einen Monat lang warten, hieß es in dem Bericht von "Politiken".


Kommentar: Das ist alles andere als fürsorglich.


"Das ist ein Problem, das uns bewusst ist", sagte der Chef des Nationalen Ausländerzentrums der Reichspolizei, Richard la Cour, dem dänischen Fernsehen. "Wir werden das in Zukunft schneller machen." Die große Zahl der Asylbewerber seit dem vergangenen Herbst habe die Ermittler vor Herausforderungen gestellt, erklärte er. Die dänische Mitgliedsorganisation von Save the Children, Red Barnet, nannte das Vorgehen problematisch, "weil Kinder generell verletzlicher sind als Erwachsene und das Handy ihre einzige Verbindung zu Eltern und Hilfe sein kann".

Die linke Partei Einheitsliste kritisierte die Praxis als verrückt. "Sie (die Kinder) sind ohnehin ganz alleine, und wenn man ihnen das Handy wegnimmt, nimmt man ihnen jede Möglichkeit, Kontakt mit der Familie zu halten, die vielleicht Tausende Kilometer weit weg ist", sagte die justizpolitische Sprecherin Pernille Skipper.

Keine Durchsuchung nach Wertgegenständen

Unterdessen stellte die dänische Polizei klar, dass sie von Asylbewerbern ungeachtet eines neuen Gesetzes bislang weder Geld noch Wertsachen beschlagnahmt habe. Die Beamten hätten Neuankömmlinge lediglich gebeten, anzugeben, ob sie einen Gesamtwert von mehr als 10.000 Kronen (1340 Euro) bei sich hätten, sagte Polizeisprecher Thomas Christensen. Ihr Gepäck sei aber nicht durchsucht worden.


Kommentar: Da war zum Glück die Polizei sehr gütig.


Das Parlament in Kopenhagen hatte im Januar beschlossen, dass Asylbewerber mit ihrem Privatbesitz zu den Kosten ihrer Unterbringung und Integration beitragen sollen. Seitdem darf die Polizei Wertgegenstände und Geld beschlagnahmen. Die Asylbewerber dürfen dem Gesetz zufolge lediglich bis zu 10.000 Kronen behalten.


Im vergangenen Jahr hatten mehr als 21.000 Menschen in Dänemark Asyl beantragt. Im Verhältnis zur Bevölkerung von etwa 5,6 Millionen ist dies eine der höchsten Raten in der EU.

tan, DPA, N24