Das Internet als Tatort: Nach einer Umfrage des Bitkom und laut des BKA-Lageberichts "Cybercrime 2010" nutzen immer mehr Kriminelle das Web, um Daten zu erplündern. Einen Anstieg verzeichnet die Bundesbehörde sowohl bei der Ausspähung von Daten als auch bei der Verbreitung von Viren und Trojanern.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) registrierte im vergangenen Jahr insgesamt knapp 250.000 Fälle, in denen das Internet als Grundlage für Straftaten diente. Das entspreche einer Zunahme von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie der BKA-Präsident Jörg Zielcke mitteilte. In Berlin präsentierten die Behörde ihren neuen Lagebericht zur Cyberkriminalität und der Branchenverband Bitkom eine neue Umfrage zum Thema.

Nach der PKS ist die Zahl der Cybercrime-Fälle ebenfalls angestiegen. Insgesamt 60.000 wurden 2010 erfasst - eine Zunahme von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In rund 27.000 Fällen, also knapp der Hälfte, handelt es sich um Computerbetrug (Phishing, Missbrauch von Kreditkarten). Der Computerbetrug allein nahm um fast 20 Prozent zu. Der durch Cybercrime entstandene Schaden stieg im vergangenen Jahr auf rund 61,5 Millionen Euro an. Das sind zwei Drittel mehr als 2009 (37 Millionen).

Das Handy als Zielscheibe

Nach Angaben des BKA hat besonders das Phishing stark zugenommen. Die Behörde erfasste 2010 knapp 5.300 Fälle, das entspricht einer Zunahme von 82 Prozent im Vergleich zu 2009. Eingesetzt würden dabei laut BKA zunehmend Botnetze, auch Smartphones werden zur Zielscheibe. "Die Täter folgen dem Nutzungsverhalten der Anwender. Mobile Endgeräte werden infiziert, um parallel zum PC auch an die Daten möglicher SMS-basierter Authentifizierungsverfahren zu gelangen, etwa für Online-Banking oder E-Commerce per Kreditkarte", sagt Zielcke.

Einen Zuwachs verzeichnet das BKA auch bei digitalen Erpressungen. Hierbei fordern die Täter ein Lösegeld und versprechen dann, geraubte Daten nicht weiter zu geben oder Angriffe auf Webseiten nicht durchzuführen.

Die Furcht vor Cybercrime nimmt zu

Online-Kriminelle greifen auch verstärkt Unternehmen an. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfer von KPMG verzeichnen mehr als die Hälfte der von Wirtschaftskriminalität betroffenen Unternehmen in 2010 Schäden durch Cybercrime; 2006 waren es noch 23 Prozent.

Korrespondierend zum BKA-Lagebericht verdeutlicht eine Bitkom-Umfrage die wachsende Angst vor Internet-Kriminalität. Insgesamt 85 Prozent fühlten sich mittlerweile von Cybercrime bedroht (2010: 75 Prozent). Angst vor Online-Betrug haben 37 Prozent (2010: 28 Prozent). Vor dem Ausspähen und dem Missbrauch von persönlichen Daten fürchten sich 59 Prozent der Befragten (2010: 46 Prozent).